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12-03-2018 | Umwelt | Interview | Article

"Digitaler Wandel ist nicht zu verordnen und outzusourcen"

Author: Nico Andritschke

3:30 min reading time

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Der digitale Wandel wird seit Jahren postuliert und gilt als Voraussetzung für Industrie 4.0. Georg Larch benennt hierzu Erfolge und Defizite im Maschinen- /Anlagenbau sowie bei Greentech-Unternehmen. 

Springer Professional: Wo stehen wir in punkto Digitalisierung im Maschinen- und Anlagenbau allgemein sowie speziell der Greentech-Branche und welche Ziele werden perspektivisch angesteuert?

Georg Larch: Die Diskussion über den digitalen Wandel hat über die führenden Unternehmen hinaus den Maschinen- und Anlagenbau insgesamt beziehungsweise Greentech erreicht. Das "ob" ist in den meisten Fällen bereits geklärt, "wie" und "wann" sind allerdings noch unklar. Der deutsche Mittelstand zeigt großes Interesse, hinkt aber weiterhin beim sich immer mehr beschleunigenden digitalen Wandel hinterher. Es gibt kein Erkenntnis- sondern vielmehr ein Umsetzungsproblem. Digitale Innovation lässt sich weder verordnen noch outsourcen. Und viele Unternehmen haben keinen Zugriff auf entsprechende Talente oder erfahrene Manager. Hier aktiv zu werden stellt für viele Unternehmen eine große Hürde dar. 
Im Greentech Bereich bestehen noch sehr viele Chancen, beispielsweise im Bereich der intelligenten Vernetzung von Verkehr, Energie oder Industrie. Wer das Rennen gewinnt, kann nicht nur signifikantes Umsatzwachstum erreichen und gleichzeitig der Umwelt etwas Gutes tun, sie werden auch entsprechend hohe Deckungsbeiträge erzielen. Solche Unternehmen sind sehr attraktiv für High Potentials und hochqualifizierte Fachkräfte.

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Digitalisierung und Disruption

Das Kapitel „Digitalisierung und Disruption“ beschäftigt sich mit der Definition und Bedeutung von disruptiven Veränderungen für Unternehmen. Die Innovationsfähigkeit eines Unternehmens in der Vergangenheit ist nicht zwangsläufig die der Zukunft.


Worin bestehen Ihrer Meinung nach Defizite bei der Schaffung der digitalen Infrastruktur, welche Wirkungen gehen davon aus und was müsste getan werden, um Fehlentwicklungen zu vermeiden?

Insbesondere beim flächendeckenden Netzausbau zeichnen sich noch große Defizite ab. Darüber hinaus belasten fehlende Industriestandards die schnelle Entwicklung im Maschinen- und Anlagenbau. Die geplanten Investitionen sind zweifellos ein weiterer wichtiger Schritt. Gut gemeinte Absichtserklärungen und komplizierte Förderprogramme werden aber nicht ausreichen. Neben der Aussicht auf attraktive zukünftige Gewinne, müssen möglichst klare und einfache Programme definiert werden. Nur dann werden die Unternehmen massiv in den Ausbau investieren. Zukunftsinteressen der Unternehmen und die Programme müssen in Balance sein. 

Sie sagen, dass bisherige Erfolgsmodelle der Industrie bei der Digitalisierung nicht weiter funktionieren können. Was sind zukunftsfähige Lösungen, die verantwortliche Entscheider überzeugen können?

Die deutsche Industrie war im ersten Schritt über Innovation und Qualität sehr erfolgreich. Im nächsten Schritt werden es die Komplettlösungen sein. Qualität und Geschwindigkeit standen in einem guten Verhältnis zueinander. Heute konkurrieren sie auf dem internationalen Markt zunehmend mit Unternehmen, die sich mit hoher Agilität und durchschnittlicher Qualität immer erfolgreicher zeigen. Über Nischenlösungen hinaus hat die deutsche Industrie gute Möglichkeiten in Bezug auf die Entwicklung und Etablierung von gemeinsamen Plattformen. 
Hidden Champions und Weltmarktführer sind Meister der Kundenzufriedenheit. Langfristige Kundenbindung in Kombination mit individuellen und doch kompletten Lösungen sichern dies für die Zukunft mit ab. 

Die Digitalisierung kann einen Beitrag zum nachhaltigen Umweltschutz leisten, ist aber selbst auch ein Antreiber für wachsende Rohstoff- und Energieverbräuche in der Produktion oder für höhere Umweltbelastungen durch Elektroschrott, denken wir nur an E-Autos, Computer und Smartphones. Gibt es einen Ausweg aus diesem Dilemma?

Mit Blick auf die kurzen Lebenszyklen der Elektronik steht das Recycling vor immer größeren Herausforderungen. Eine kurzfristige Lösung des Elektroschrottproblems zeichnet sich derzeit nicht ab. Dem stehen viele positive Effekte der Digitalisierung gegenüber: beispielsweise bessere Ressourcennutzung, Ressourcenallokation, predictive Maintenance. Von der Innenansicht der Industrie bis hin zur Außensicht wird Big Data neue Möglichkeiten eröffnen, neue und bessere Ökosysteme zu etablieren. 

Digitalpakt und Digitalstrategie sind neue Schlagworte im Sondierungspapier zur geplanten GroKo. Stehen die damit verknüpften Inhalte für einen Aufbruch oder welche rechtlichen und industriepolitischen Rahmenbedingungen sind künftig erforderlich?

Derzeit überzeugen die Leitlinien der kommenden deutschen Regierung in Sachen Digitalisierung nicht. Es fehlen die entscheidenden Momente, ambitionierte Ziele und der Willen zur Umsetzung. Für die Industrie sind vor allem schneller und grenzüberschreitender Datentransfer ohne regulatorische Hindernisse von zentraler Bedeutung. Hier ist bei den Rahmenbedingungen noch Luft nach oben, damit die auf Export ausgerichteten Branchen genügend Freiräume haben. Am Ende wollen wir aber die neue GroKo gerne an ihren Ergebnissen messen.

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