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06-02-2017 | Umwelt | Interview | Article

"Geodaten stellen mit ihrem Nutzen einen Wert an sich dar"

Author: Günter Knackfuß

3:30 min reading time

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Interviewee:
Prof. Dr.-Ing. Hansjörg Kutterer

ist Präsident der DVW - Gesellschaft für Geodäsie, Geoinformation und Landmanagement e.V. und Professor des Bundesamtes für Kartographie und Geodäsie.

Springer Professional sprach mit Professor Hansjörg Kutterer, Präsident der DVW e.V. über Geospatial 4.0, Building Information Modeling, die nationale Geoinformationsstrategie und Open-Geo-Data.

Springer Professional: Konzepte und Entwicklungen wie "Geospatial 4.0" nehmen auch ihren Bereich in Anspruch und in die Pflicht. Was verbirgt sich dahinter?

Prof. Hansjörg Kutterer: "Geospatial 4.0" orientiert sich an Begriffen wie "Industrie 4.0", bei denen es um die vernetzte Produktion auf Grundlage einer durchgreifenden Digitalisierung geht. Produkte und Dienste im Bereich der Geoinformationen werden so aus verteilten, interoperabel angelegten, direkt adressierbaren, digitalen Geodatenbeständen abgeleitet werden können. Mit der Leitmesse Intergeo verfügt der DVW e.V. über ein hervorragendes Forum, um der Fachöffentlichkeit den aktuellen Stand der Entwicklungen und die Perspektiven durch kompetente Referenten zu präsentieren und zur Diskussion zu stellen. 

Auf der Leitmesse Intergeo in Hamburg stand das Thema Digitale Stadt im Mittelpunkt. Welche Rolle spielt dabei das Building Information Modeling (BIM)?

Das Building Information Modelling übernimmt eine immer wichtigere Rolle bei der Digitalisierung unserer Umwelt, also auch bei der Entwicklung der Digitalen bzw. Smarten Stadt. Hinter dem Begriff BIM verbirgt sich ein Vorgehen zur effizienten Erfassung, Aufbereitung, Verknüpfung und informationstechnischen Vernetzung digitaler raumbezogener Datenbestände. Diese Informationen können – auf Basis wirksamer Standards – für alle nachfolgenden Aufgaben wie die Bewirtschaftung und Weiterentwicklung einer Stadt oder die Nutzung ihrer Einrichtungen verwendet werden.

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Den strategischen Rahmen bildet seit 2015 die Nationale Geoinformationsstrategie. Wie weit sind sie mit der Umsetzung bisher gekommen?

Die Nationale Geoinformationsstrategie ist nun zwei Jahre alt. Sie ist ein Ebenen und Ressorts übergreifendes Programm, das von der GDI-DE (Geodateninfrastruktur für Deutschland) erarbeitet wurde. In ihr werden gemeinsame Leitlinien zur Geoinformation dargelegt: Grundversorgung sichern, Mehrfachnutzung erleichtern, Innovationen fördern. Zur Umsetzung der Strategie wurde eine Reihe von Maßnahmen vereinbart, die derzeit von den jeweils zuständigen Einrichtungen bearbeitet werden. Über den Fortschritt wird dem Lenkungsgremium der GDI-DE berichtet.

Wer sind die Hauptnutzer ihrer Geodaten und welchen Wert haben diese?

Der DVW hat selbst keine Geodaten. Für die Geospatial Community gilt: Geodaten durchdringen zunehmend unser berufliches Leben und unseren Alltag. Durch deren Einbindung in unterschiedlichste Computerprogramme und Apps werden sie auch mehr und mehr von Privatpersonen genutzt. Wichtige professionelle Nutzer von Geodaten gibt es im behördlichen und im privatwirtschaftlichen Bereich, aber auch bei Nicht-Regierungsorganisationen. Vielfältigste Beispielanwendungen liegen z.B. in Landwirtschaft, Umwelt, Verkehr oder Entwicklungshilfe. Geodaten stellen mit ihrem gesellschaftlichen, wirtschaftlichen und wissenschaftlichen Nutzen einen Wert an sich dar. 

Der neue Trend sind Open-Geo-Data. Warum werden diese erst jetzt praktikabel?

Open Geo Data sind bereits seit einiger Zeit in der Diskussion. Man bezeichnet mit diesem Begriff amtliche Daten, die – wünschenswerterweise kostenfrei – für beliebige Nutzer offen zugänglich sind. Die Entscheidung für die Öffnung von Daten ist auf politischer Ebene zu treffen, zumal diese zu Einnahmeausfällen bei den jeweiligen Verwaltungen führt. Im Bereich des Bundes ist die Öffnung mit dessen Geodatenzugangsgesetz bereits erfolgt. Durch die Entwicklungen in den Stadtstaaten Berlin und Hamburg sowie den Flächenländern Nordrhein-Westfalen und Thüringen hat sich in den vergangenen Jahren auch auf Länderebene eine Lockerung der bisherigen Lizenz- und Gebührenpolitik ergeben.

Die Intergeo war auch eine Show der Drohnen und Smart Planes. Wie bewerten sie die Invasion der unbemannten Luftfahrzeuge? 

Die "Invasion der Drohnen" war eine Frage der Zeit. Auf der Intergeo präsentierte die internationale Geoinformationswirtschaft ihre aktuellen Entwicklungen. Die Mobilität als Megatrend zeigt sich nicht nur im ubiquitären Zugang zu Daten und Informationen, sondern auch in deren flexibler, kurzfristiger, schneller Erfassung und Bereitstellung. Bestehende Systeme am Boden werden zunehmend ergänzt und ersetzt durch Drohnen, deren Aufnahmen in hoher Qualität und Auflösung gezielt wertvolle Informationen sammeln können, die für die jeweilige Aufgabe benötigt werden. Die so gewonnenen Bilder, Punktwolken und 3D-Modelle sind visuell attraktiv und bieten eine Fülle an Informationen, die durch andere Sensorik nicht – oder nur mit deutlich größerem Aufwand – gewonnen werden kann.

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