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17-07-2017 | Umwelt | Interview | Article

"Ohne Grün lässt sich dem Klimawandel nicht entgegen wirken"

Author: Nico Andritschke

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Interviewee:
Dr. Gunter Mann

möchte als Präsident der Fachvereinigung Bauwerksbegrünung mit praxisnahen Dienstleistungen den Nachholbedarf bei Dach-, Fassaden- und Innenraumbegrünungen forcieren.

Starkregen und Feinstaubbelastungen sind Folgen des Klimawandels sowie urbanen Lebens. Dr. Gunter Mann plädiert für Gebäudegrün als wichtigen Baustein für bessere Lebensbedingungen in Städten.

Springer Professional: Kürzlich fand in Berlin der Weltkongress Gebäudegrün statt. Welche Bedeutung und Funktion hat Grün in der urbanen Gesellschaft?

Gunter Mann: Eine immer größere wie die über 800 Teilnehmer in Berlin gezeigt haben. Wir haben dabei auch Zielgruppen angesprochen, die die Gebäudebegrünung bisher nur am Rande interessiert hat. Aufgrund der immer knapper werdenden Grünflächen und Baugrundstücke, der dichten Bebauung in den Städten, führt kein Weg mehr vorbei an Dach- und Fassadenbegrünungen. Ohne Grün lässt sich dem Klimawandel nicht entgegen wirken und Grün in der Stadt geht fast nur noch (oder einfach) auf Dächern und an Fassaden.

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Bis 2050, so die Prognose, leben 75 Prozent der Bevölkerung in Städten. Kann die Stadt ein grünes Paradies mit sauberer Luft und reinem Wasser werden oder ist das utopisch?

Gebäudebegrünung ist ein Baustein. Und nur wenn Vorbeugungsmaßnahmen zusammen mit anderen Bausteinen eingesetzt werden, können wir bessere Lebensbedingungen in den Städten schaffen. Stadtgrün und offene Wasserflächen sind wichtige Bausteine, können jedoch alleine nicht ausreichend gegen beispielsweise immer mehr Verkehr angehen.

Während weltweit im Durchschnitt 10 Prozent der Dächer Gründächer sind, hat  Deutschland beispielsweise nur 3 Prozent. Warum wird der Dach- und Fassadenbegrünung immer noch ein geringer Stellenwert beigemessen?

Das wundert mich!? Meines Wissens begrünt kein Land netto so viel wie Deutschland! Bei uns kommen pro Jahr etwa 10 bis 14 Millionen Quadratmeter Gründach hinzu! Das sind etwa 10 Prozent der neuen Flachdächer – also immer noch zu wenig! Der Stellenwert ist in der Tat noch viel zu gering!

In Asien scheint das Thema eher eine Rolle zu spielen. Der weltbekannte Fassadenbegrüner Patrick Blanc liefert dafür unzählige Beispiele. Ist das eine Mentalitätsfrage oder haben wir die Probleme der Anderen nicht?

Wie der Weltkongress gezeigt hat, haben wir weltweit ähnliche Probleme und sehen die Gebäudebegrünung als ein Mittel der Wahl für eine lebenswerte Stadt. Ausländische Bauherren und Planer sind womöglich nicht so sehr eingeschränkt durch Normen, Richtlinien und den Gesetzgeber!? Womöglich ist es auch eine Preisfrage!? Es gibt auch bei uns kaum einen Wettbewerb, bei dem Gebäudegrün im ersten Entwurf nicht eingeplant ist, und dann in späteren Planungsstadien den Kosteneinsparungen zum Opfer fallen.

Sind die gesetzlichen Rahmenbedingungen und Anreizsysteme ausreichend?

Die Vorgaben in Bebauungsplänen sind da, werden jedoch nicht konsequent von allen Städten angewandt und deren Umsetzung auch durchgesetzt. Eine Vereinheitlichung, auch der Bewertungsschlüssel, ist anzustreben. Die gesplittete Abwassersatzung ist vielerorts eingeführt, jedoch noch nicht flächendeckend und die Niederschlagswassergebühr meistens zu niedrig angesetzt, um als Argument pro Gründach agieren zu können. Anreizsysteme für die Industrie wären gut! Bisher zielen die Förderungen meist auf private Bauherren.

Aufgrund des Klimawandels haben Starkregenereignisse mit all ihren negativen Folgen zugenommen. Wie kann ein modernes Regenwassermanagement dazu beitragen, die Qualität der urbanen Gewässer zu verbessern?

Mit begrünten Dächern lässt sich der Regen bewirtschaften und gezielt zurückhalten, gedrosselt ableiten und gezielt zuleiten. Zudem ist das Überschusswasser durch die Filterfunktion des Gründachaufbaus gereinigt. Dachbegrünungen tragen dazu bei, dass Kanalisationen weniger oft überlaufen – so dass sie zur besseren Qualität urbaner Gewässer beitragen.

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