Grüne Infrastruktur ist die Grundlage von urbaner Lebensqualität, ermöglicht Naturerfahrung und sorgt für ein besseres ökologisches Gleichgewicht.
Matthias Schwincke
Grünflächen sind ein wichtiger Faktor für Städte und ihre Bewohner. Wie der im Mai 2016 vorgelegte, dritte Bericht des Projekts "Naturkapital Deutschland - TEEB-DE" zeigt, sind die positiven Wirkungen von Stadtgrün auf Mensch und Natur äußerst vielfältig. Stadtgrün reguliert die Temperatur, reinigt die Luft und wirkt sich damit positiv auf das Stadtklima und auf die Gesundheit aus. Es bietet Lebensraum für Flora und Fauna und wahrt die biologische Vielfalt in der Stadt. Zudem steigert es die Wohnqualität, fördert Freizeit, Sport und Erholung und stärkt so den sozialen Zusammenhalt und die gesellschaftliche Teilhabe. Da immer mehr Menschen in Deutschland in Städten leben wollen und werden, nimmt die Bedeutung von Grüner Infrastruktur weiter zu.
Vor diesem Hintergrund ist urbanes Grün auch einer der Schwerpunkte der aktuellen Stadtentwicklungspolitik des Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit. Im Rahmen der seit Oktober 2015 laufenden Naturschutz-Offensive 2020 des BMUB zählt das Thema "Grün in der Stadt erleben" zu den zehn priorisierten Handlungsfeldern. Im damit verbundenen Maßnahmenpaket zur Umsetzung von ausgewählten Zielen der Nationalen Strategie zur biologischen Vielfalt (NBS) bis 2020 tragen Städte und Kommunen eine wichtige Verantwortung. Dies zeigen auch zwei im Frühjahr 2016 gestartete und durch das Bundesprogramm Biologische Vielfalt geförderte Modellvorhaben.
Neue Forschungsprojekte für grüne Infrastruktur
Das mit 1,3 Millionen Euro vom BMUB bezuschusste Projekt "Stadtgrün - Artenreich und Vielfältig" wird von fünf Kommunen und der Deutschen Umwelthilfe e.V. getragen und beinhaltet die Einführung eines ökologischen Grünflächenmanagements. Ziel des Kooperationsprojekts ist die Entwicklung eines Labels zur Auszeichnung von Kommunen, die auf das Stadtgrün achten und ihre Grünflächen besonders nachhaltig bewirtschaften und so die biologische Vielfalt fördern. Ein weiteres, von drei Städten und drei Forschungseinrichtungen getragenes Vorhaben trägt den Titel "Städte wagen Wildnis - Vielfalt erleben". Durch das mit insgesamt 3,3 Millionen Euro unterstützte Verbundprojekt sollen ausgewählte kommunale Flächen wie ehemalige Kleingartenanlagen, nicht mehr genutzte Siedlungsflächen oder intensiv gepflegte Grünflächen zu "wilden" Lebensräumen werden, die eine hohe biologische Vielfalt mitten in der Stadt beherbergen.
Mehr städtisches Grün ist Bürgerwunsch
Neben einer intensiveren Durchgrünung von Siedlungen unterstützen beide Projekte ein weiteres Ziel der Nationalen Strategie zur biologischen Vielfalt: die stärkere Verankerung der Bedeutung der Biodiversität im gesellschaftlichen Bewusstsein. Wie die im April 2016 veröffentlichte Naturbewusstseinsstudie 2015 zeigt, sind die Voraussetzungen dafür derzeit recht günstig. Neben der hohen persönlichen Bedeutung und Nutzung der Stadtnatur offenbart die Studie ein ausgeprägtes Bewusstsein der Bevölkerung für übergeordnete gesellschaftliche und naturräumliche Funktionen von städtischem Grün. Weitere Ergebnisse sowie eine fundierte Zusammenfassung der Naturbewusstseinsstudie bieten die „Standort“-Autoren Helena Ströher und Andreas Wilhelm Mues im Artikel "Wie wünscht sich die Bevölkerung Deutschlands ihre Städte?".