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03-04-2019 | Umweltschutz | Interview | Article

"Die maritime Wirtschaft soll mit Blue Growth ihren Beitrag leisten"

Author: Nico Andritschke

3:30 min reading time

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Interviewee:
Dr. Barbara Weig

Dr. Barbara Weig ist als Consultant beim EU-Submariner Netzwerk für Blaues Wachstum tätig.

Mit dem Submariner-Netzwerk unterstützt die EU Innovationen im maritimen Bereich. Umweltschutz und Nachhaltigkeit sollen einen hohen Stellenwert einnehmen. Dr. Barbara Weig berichtet über Aktivitäten.

Springer Professional: Was verbirgt sich hinter "Blue Growth", der EU-Strategie zur Förderung des Blauen Wachstums in der Ostseeregion?

Barbara Weig: Die "Blue Growth"-Strategie der EU aus dem Jahr 2012 ist zunächst einmal nicht auf die Ostseeregion begrenzt, sondern verfolgt allgemein das Ziel, die Entwicklung junger, innovativer maritimer Sektoren in der EU zu fördern. Basierend auf einer Studie über das Potenzial maritimer Wirtschaftssektoren, legte die Generaldirektion für maritime Angelegenheiten und Fischerei (GD MARE) fünf Prioritäten fest: Aquakultur, Blaue Biotechnologie, Blaue Energien, Maritimer, Küsten- und Kreuzfahrttourismus sowie Tiefseebergbau. Durch Förderung von Forschung und Techno­logietransfer, sowie unter Ausnutzung von Synergien zwischen den fünf Schwerpunkt-Bereichen, soll die maritime Wirtschaft einen Beitrag zur allgemeinen Europa 2020 Strategie leisten. Allerdings gibt es auch Kritik an der Auswahl dieser fünf Sektoren. Insbesondere im Ostseeraum, spielen auch eher traditionelle maritime Sektoren wie der Schiffbau oder die Fischerei eine Rolle. Auch in diesen Bereichen finden wichtige Innovationen statt, die förderwürdig sind.

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Belastungen unserer Meere durch den Menschen

Marine Ökosysteme sind besonders in den Schelfgebieten einer Vielzahl von Belastungen durch den Menschen ausgesetzt – sei es durch Fischerei, Baumaßnahmen, Gewinnung von Bodenschätzen oder durch Einträge vom Land und durch die Schifffahrt. 


Was kennzeichnet "Smart Blue Regions" und welche Rolle spielen sie beim "Blue Growth"?

Hinter den "Smart Blue Regions" verbergen sich sechs Regionen im Ostseeraum, die sich als Projektpartner für das gleichnamige INTERREG Projekt zusammengefunden haben. Dabei handelt es sich um die Regionen Schleswig-Holstein (mit dem Wirtschaftsministerium als Lead Partner), Skåne (Schweden), Südwest-Finnland, Ida-Viru (Estland), Riga Planning Region (Lettland) und Pomorskie (Polen). Die sechs Regionen eint das Vorhaben, "Blue Growth" voranbringen und dafür die Regionale Innovationsstrategie (RIS3) nutzen zu wollen. Die RIS3 ist von der EU Kommission als ex ante Konditionalität für Innovationsförderung aus dem Europäischen Fonds für Regionalentwicklung eingeführt worden. Mit ihrem Vorhaben können die Regionen als aktive Unterstützer der "Blue Growth"-Strategie bezeichnet werden. Die Projektergebnisse zeigen allerdings, dass das Potenzial der Regionen sehr unterschiedlich ist. Nicht nur der Entwicklungsstand der blauen Sektoren variiert beträchtlich, auch die Nutzung und Ausgestaltung der RIS3 ist sehr unterschiedlich und fördert "Blue Growth" mal mehr, mal weniger.

Es geht also darum, mittels Forschungs- und Technologietransfer Wirtschaftswachstum zu generieren. Die Ostsee ist ein sensibles Ökosystem. Welchen Stellenwert haben Umweltschutz und eine nachhaltige Nutzung der Ressourcen?

Umweltschutz und insbesondere eine nachhaltige Nutzung der Ressourcen haben einen hohen Stellenwert beim Thema "Blue Growth". Bei vielen Innovationen geht es ja gerade darum, umweltfreundlichere Technologien zu entwickeln. Ein Beispiel dafür sind die erneuerbaren, blauen Energien, wie die offshore Windenergie. Innovationen im Schiffbau konzentrieren sich u. a. auf umweltfreundliche Schiffsantriebe (z. B. LNG), die Nutzung von Landstrom in Häfen oder eine bessere Effizienz zur Einsparung von Treibstoffen und Senkung der Emissionen. Der maritime Tourismus ist darauf bedacht, nachhaltige Tourismusformen anzubieten und den ökologischen Fußabdruck mög­lichst gering zu halten. Hinsichtlich des Themas Aquakultur gehen die Meinungen auseinander, aber nachhaltige Aquakultur ist möglich, sichert den Bedarf an wichtigen Nahrungsmitteln und entschärft die Problematik der Überfischung unserer Meere. Zudem setzt das "Blue Growth"-Konzept auf Synergien, also z. B. die Nutzung von Offshore Windparks für Aquakultur oder die Nutzung erneuerbarer Energien für den Tourismus. 

Im Rahmen von transnationalen Projekten sollen innovative Konzepte für das blaue Wachstum entwickelt werden. Was sind beispielhafte Eckpfeiler ihrer bisherigen Aktivitäten?

Unsere Ostseestudie hat ergeben, dass zwei Themen besonders relevant sind, um "Blue Growth" im Ostseeraum zu ermöglichen. Erstens: In manchen Regionen besteht bereits ein Engpass an gut ausgebildeten Fachkräften, Ingenieuren und Naturwissenschaftlern, in anderen noch nicht. Kooperationen in diesem Bereich erscheinen daher sinnvoll, erste Kontakte und Projektideen ent­standen im Rahmen unseres Projekts. Zweitens: Clusterorganisationen können einen wichtigen Beitrag dazu leisten, transnationale Kooperationsprojekte aufzubauen. Ein von uns organisierter Work­shop brachte verschiedene maritime Clustermanagements aus dem Ostseeraum miteinander in Kontakt. Zudem wurden Workshops zu den Themen autonome Schifffahrt, offshore Windenergie und maritimer Tourismus organisiert, bei denen Akteure aus Wissenschaft, Wirtschaft und Cluster­organisationen gemeinsam an innovativen Projektideen arbeiteten. Ein Projektentwurf zum Thema Multi-Rotor-Systeme für den Offshore Windenergie Sektor ist bereits in einem fortgeschrittenen Stadium.

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