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08-05-2017 | Unternehmensanleihe | Nachricht | Article

Mittelstandsanleihen werden immer unattraktiver

Author: Barbara Bocks

2:30 min reading time

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Vor einigen Jahren noch als neue Assetklasse bejubelt, schwindet der Zuspruch für Mittelstandsanleihen immer mehr. Daran wird sich wohl auch in diesem Jahr nichts ändern.

Im Jahr 2013 hatte das Schiffahrtsunternehmen Rickmers Anlegern eine fünfjährige Mittelstandsanleihe in Höhe von ursprünglich 175 Millionen Euro, später dann 250 Millionen Euro mit einem Kupon von knapp neun Prozent verkauft. Nun kündigte das Unternehmen an, diese am 11. Juni 2018 fällige Anleihe nicht tilgen zu können. Der Kurs der Anleihe notiert laut der auf Unternehmensfinanzierung spezialisierten Beratungsgesellschaft Capmarcon aktuell bei nur etwa fünf Prozent des Nominalwertes. "Nicht zuletzt auch wegen dieser Hiobsbotschaften verliert der Mittelstandsanleihen-Markt immer mehr an Umfang und Bedeutung", kommentiert Hans-Werner Grunow, Geschäftsführer Capmarcon.

An dieser Entwicklung könne bisher auch der Versuch der Frankfurter Börse, der Investment-Kategorie mit einem neuen Namen auch neues Leben einzuhauchen, nichts ändern, heißt es weiter in der Publikation Capmarcon-Spezial zu Mittelstandsanleihen. Das im März gestartete Segment "Scale" der Deutschen Börse sollte laut Grunow für mehr Qualität sorgen, konnte in den ersten acht Wochen aber keine neue Emission an sich ziehen, sondern nur zwölf bereits umlaufende Titel aus dem Entry Standard mitnehmen. 

Das Mittelstandssegment ist auch bei anderen Handelsplätzen nicht mehr unbedingt erste Wahl. So nimmt beispielsweise das von der Stuttgarter Börse 2010 gegründete Mittelstands-Segment "Bondm" seit Ende 2014 keine neuen Anleihen mehr an.

Insgesamt 153 Mittelstandsanleihen begeben

Von 2010 bis April 2017 brachten laut Capmarcon 113 Unternehmen, teils mehrfach, insgesamt 153 Mittelstandsanleihen an den Markt. In den ersten vier Monaten des Jahres 2017 gab es nur drei neue Begebungen in diesem Anlagesegment: eine normale Emission, eine Aufstockung und eine Wandelanleihe. Die Emission und Aufstockung hatten laut Capmarcon insgesamt ein Volumen von 175 Millionen Euro. Ursprünglich platziert wurden seit dem Jahr 2010 Anleihen im Umfang von knapp 6,47 Milliarden Euro. Davon wurden bislang 1,78 Milliarden Euro getilgt. Leistungsgestört sind Capmarcon zufolge, ohne Berücksichtigung der Rickmers-Anleihe, Mittelstandsanleihen in Höhe von 1,84 Milliarden Euro.

Seit 2010 begebene Mittelstandsanleihen in Deutschland im Überblick:

Status

Anzahl der AnleihenVolumen in Milliarden Euro

Geplant

1608,60
Angeboten1538,23

Emittiert/Platziert

1536,47

Getilgt

341,78

Ausstehend/umlaufend

nachrichtlich: Börsenwert

732,84
2,60

Leistungsgestört (ohne Rickmers-Anleihe)

511,84

Quelle: Capmarcon, Stand: 28.4.2017

"Zu Jahresbeginn 2017 zeigt der Markt der Mittelstandsanleihe keine Anzeichen einer Stabilisierung oder eines grundsätzlichen Qualitätswandels", kritisiert Grunow. Ungeachtet der wieder anziehenden Börsennotierungen bleibe ein hoher Teil des noch ausstehenden Volumens an Mittelstandsanleihen ausfallgefährdet. Zwar sei unbestritten, dass die Mittelstandsanleihe dem einen oder anderen Emittenten ermöglicht hat, "eine unternehmensgefährdende Klippe zu umschiffen und eine erfolgreiche Kurskorrektur vorzunehmen". Doch der Preis dafür sei aus volkswirtschaftlicher Sicht insgesamt zu hoch gewesen, schlussfolgert Grunow. "Es hätten schon viel früher andere Finanzierungswege beschritten werden müssen".

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