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08-12-2020 | Unternehmensgründung | Schwerpunkt | Article

Corporate-Start-up-Partnerschaften boomen in der Krise

Author: Andrea Amerland

3:30 min reading time

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Die Corona-Krise schweißt sehr unterschiedliche Firmen zusammen. Um den negativen Auswirkungen der Pandemie auf die Wirtschaft zu begegnen, setzen Traditionsfirmen und Start-ups auf Kooperationen, so eine Studie. Eine Win-Win-Situation?

Corona wirkt wir ein Katalysator. Die Pandemie pusht mobiles Arbeiten und das Homeoffice, aber auch die digitale Transformation. In der Not müssen viele Firmen erfinderisch werden und suchen nach alternativen Geschäftsmodellen. Nicht immer können diese nur aus eigener Kraft geschultert werden. 

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Kooperationen zwischen Mittelstand und Start-up-Unternehmen

Die Markt- und Branchenlandschaft hat sich in den letzten Jahren stark verändert: Ein Megatrend jagt den nächsten, die Wettbewerbsdichte erhöht sich stetig. Als strategische Option für den Mittelstand bietet sich neben der Auslagerung bestimmter Wertschöpfungsaktivitäten an externe Dritte gleichermaßen die Bildung unternehmensübergreifender Kooperationen an.

Das verstärkt den Kooperationsbedarf zwischen etablierten Unternehmen und Neugründungen, ergibt eine Untersuchung der Unternehmensberatung McKinsey & Company. Demnach bewerten 75 Prozent der Gründer oder Geschäftsführer von 150 jungen Unternehmen aus der DACH-Region solche Corporate-Start-up-Partnerschaften als wichtig. Rund 63 Prozent erwarten, dass deren Bedeutung in den kommenden Monaten noch einmal zunimmt.

Beweggründe Start-ups

Beweggründe etablierte Unternehmen (ohne Zahlenangaben)

Schnelleres Wachstum (87 Prozent)

Schnellere Innovation und Produktentwicklung

Positive Signalwirkung gegenüber Investoren (87 Prozent)

Frühe Einblicke in neue Technologien und neue Kundensegmente

Hoffnung, das Partnerunternehmen zum Kunden zu machen (79 Prozent)

Einblicke in neue Arbeitsweisen gewinnen

Finanzierung erhalten: Eigenkapital- / Fremdkapitalinvestitionen, Zuschüsse (52 Prozent)

Kontakt zu Top-Talenten bekommen

Unternehmens- und Entwicklungsressourcen nutzen (44 Prozent)

Einen finanziellen ROI erhalten

Quelle: "You can’t buy love". Reimagining corporate–startup partnerships in the DACH region

Corporate-Start-up-Partnerschaften gelingen nicht immer

Wie der Titel der Studie "You can't buy love" allerdings bereits suggeriert verlaufen diese Kooperationen nicht für alle Beteiligten befriedigend. Grundsätzlich sind rund 52 Prozent der Start-ups mit ihren Partnerschaften zufrieden. Jedes fünfte Gründungsunternehmen ist hingegen vom Nutzen enttäuscht. Es mangelt ihnen an Prozessgeschwindigkeit (55 Prozent), Zeitplänen und Zielvorgaben (45 Prozent), aber auch an transparenten Entscheidungsprozessen (40 Prozent). 

Traditionsunternehmen monieren hingegen, kulturelle und technologische Auseinandersetzungen durch unterschiedliche Arbeitsstile sowie technologische Inkompatibilität. Zudem stellen sich die erwarteten positiven Effekte weit weniger ein, als erhofft, weil Bürokratie die Zusammenarbeit ausbremst oder die Erwartungen des Managements zu hoch waren. Auch einen enormen Verwaltungsaufwand beklagen die etablierten Unternehmen, der bei der Integration externer Partner viele Ressourcen sowie Entscheidungsträger erfordert.

Best Practice Kooperation KMU und Start-ups

Es gibt also in alle Richtungen Optimierungsbedarf. Was Corporates und Gründungsunternehmen bei Partnerschaften beachten sollten, wurde in einer empirischen Studie am Beispiel von Kooperationen zwischen KMU und Start-ups untersucht. Folgende "Best Practice" leiten die Springer-Autoren Wolfgang Becker, Patrick Ulrich, Tim Botzkowski, Alexandra Fibitz und Meike Stradtmann daraus unter anderem ab (Seite 277 ff.):

  • Grundsätzliche Offenheit für Kooperationen mit Start-ups stetig fördern:
    • Kooperationen als strategische Option betrachten
    • Kooperationsbedingte Innovationsförderung durch Erprobung neuer Herangehensweisen realisieren
    • Gemeinsame und ausbalancierte Förderung von Strukturen und Prozessen
    • Tradierte Werte und neuartige Denkweisen ergänzen
    • Offenheit und Fokussierung auf gemeinsame Zielerreichung
  • Gelegenheiten sollten aktiv genutzt werden, um gemeinsam(e) Ziele zu erreichen:
    • Offenes Mindset und proaktives Verhalten in der Findungsphase
    • Präsenz gegenüber potenziellen Kooperationspartnern zeigen
    • Nutzung diverser Kanäle zur Partnerfindung
    • Digitale Plattformen als Katalysator für Kooperationsvorhaben
  • Ein professionalisiertes Vorgehen im Umgang mit Kooperationen hilft der beidseitigen Zusammenarbeit:
    • Begegnung auf Augenhöhe bei der Verfolgung komplementärer Ziele
    • Wahrung der gegenseitigen Autonomie beider Partner
    • Frühzeitige Entwicklung passgenauer Lösungen mit Projektmanagement-Methoden, um die Gleichstellung innerhalb           der Kooperation zu gewährleisten
    • Vertrauen aufbauen durch transparenten Austausch und zweckorientierte Kommunikation
  • Transparenz, ein faires Miteinander und offene Kommunikation helfen, Gefahrenquellen zu reduzieren:
    • Ein funktionierendes Monitoring und Kooperationsmanagement integrieren
    • Ausstiegs- und Beendigungsszenarien im Vorfeld festlegen
    • Kulturelle Unterschiede akzeptieren

Kooperationen: Ein Zoo für Anzüge?

Die McKinsey-Studie bringt die Problematik von Partnerschaften zwischen den sehr unterschiedlichen Unternehmen wie folgt auf den Punkt: "Corporate–startup partnerships are sometimes a zoo for suits". Um die großen Potenziale von etwa Fintechs und Banking, Robotik und Medizintechnik oder aber DevOps und Automobilbranche zu heben, sollten Unternehmen immer ihr A-Team mit in das Projekt bringen. Zudem müssen Brücken zwischen widersprüchlichen Kulturen und Technologien gebaut werden. 

Auch gilt es, den Kardinalfehler, Ziele und KPIs für die Kooperation nicht zu definieren, zu vermeiden. Eine weitere Hürde könne die Projektgröße darstellen. McKinsey empfiehlt: groß genug für die Skalierung, aber klein genug, um nicht unüberschaubar zu werden. Als fünften Tipp geben die Berater Unternehmen mit auf den Weg, konzentriert und individuell zu sein, indem Partnerschaften strategisch gezielt ausgewählt und angestrebt werden.

Alle tagesaktuellen Beiträge rund um die Corona-Krise finden Sie hier

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