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17-08-2021 | Unternehmenskredit | Infografik | Article

KMU ziehen Hausbanken Online-Kreditplattformen vor

Author: Angelika Breinich-Schilly

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Kleine und mittlere Unternehmen (KMU) greifen bei Kapitalbedarf nur selten auf eine digitale Kreditplattform zurück. Für das Gros der Unternehmen ist bei der Finanzierung das Vertrauen zur Hausbank und der persönliche Kontakt wichtig, zeigt eine Analyse.

In den Jahren 2018 und 2019 nutzten laut einer aktuellen Analyse von KfW Research rund 77.000 Mittelständler eine digitale Kreditplattform. Das macht nur rund zwei Prozent der mittelständischen Wirtschaft aus. Das über diesen Weg aufgenommende Kapital betrug in diesem Zeitrum 3,4 Milliarden Euro. Dabei handelte es sich vorwiegend um kleine Finanzierungssummen. So habe die durchschnittliche Finanzierungssumme bei 58.000 Euro gelegen, wobei die Hälfte aller Finanzierungen bis maximal 30.000 Euro betrug (Medianwert). 2020 und 2021 sei dieses Nischengeschäft nur wenig gewachsen, konstatieren die Volkswirte. Das spreche kurzfristig für "eine eher geringe Bedeutungszunahme von Online-Kreditplattformen".

Auch wenn diese Finanzierungsalternative vor allem von online- und auslandsaktiven Unternehmen und Betrieben genutzt wird, die aufgrund von Innovationen und Digitalisierung einen höherem Finanzbedarf haben, bleibe die Fremdfinanzierung über eine digitale Plattform ein schwieriges Geschäft, meinen die Analysten. "Dies liegt vor allem in der traditionell enorm starken Verbindung des Mittelstands zum Bankensektor hierzulande. In den meisten Fällen existieren langjährig gewachsene und stabile Geschäftsbeziehungen der Unternehmen zu einer Hausbank." 

Banken profitieren von langjährigen Geschäftsbeziehungen zu KMU

Rund 90 Prozent aller KMU verfügen über eine etablierte Hausbank, zu der sie im Schnitt eine Geschäftsbeziehung von 20 Jahren haben. Daher bleibt die klassische Bankfinanzierung für Mittelständler auch der zentrale Weg, um sich neues Kapital zu besorgen. "Allein im Jahr 2019 war das bei Banken und Sparkassen aufgenommene Kreditvolumen zur Investitionsfinanzierung mit 81 Milliarden Euro so hoch wie niemals zuvor", heißt es in der Analyse. Rund 35 Milliarden Euro sind kurzfristige Darlehen oder Kontokorrent- beziehungsweise Dispokredite. Damit machen Bankkredite mit 36 Prozent über ein Drittel des jährlichen Investitionsvolumens im Mittelstand aus.

KMU schätzen bei ihrer Hausbank neben der persönlichen Erreichbarkeit (68 Prozent) vor allem das Vertrauen zu ihrem Finanzierungspartner (65 Prozent). Diese über Jahre gewachsene Verbundenheit hemme das Wachstum digitaler Anbieter, meinen die Volkswirte. Aufgrund einer asymetrischen Informationsverteilung falle den digitalen Wettbewerbern die Einschätzung der allgemeinen Kreditwürdigkeit sowie der Erfolgschancen zu finanzierender Investitionsprojekte oftmals sehr schwer. Es mangele an einer Kredithistorie und Unternehmen könnten oft nicht glaubhaft darstellen, dass sie nur ein geringes Risiko aufweisen. "Das Resultat können Risikoaufschläge beim Zins sein, erhöhte Anforderungen an Sicherheiten oder die Dokumentation beziehungsweise ganz allgemein ein geringeres oder teureres Kapitalangebot", so die Analyse.

Digitalen Finanzierern fehlen oft weiche Informationen

Auch über sogenannte weiche Informationen wie etwa Managementqualitäten, Verlässlichkeit oder Lebenssituation des Inhabers, langfristige strategische Ziele des Unternehmens oder eventuelle Nachfolgeüberlegungen wissen Hausbanken meist besser Bescheid. Für neue Wettbewerber sei es eine große Herausforderung, "solche Muster aufzubrechen, sich Marktanteile zu sichern und in der Breite des Mittelstands Fuß zu fassen".

Die Experten von KfW Research gehen davon aus, dass Online-Kreditplattformen daher kurz- bis mittelfristig ein Nischenprudukt bleiben. "Die innovativen, technologischen Lösungen der Kreditplattform-Betreiber haben zwar – gemeinsam mit anderen Fintechs – digitalen Schwung in den Markt für Finanzdienstleistungen gebracht. Dennoch wird das Thema Finanzierung für viele Mittelständler auch weiterhin Vertrauenssache bleiben", heißt es zur Begründung. Denn der persönliche Kontakt zu erfahrenen Beratern dürfte auch zukünftig nur schwer zu ersetzen sein. 

Plattform-Kooperationen bieten Banken Vorteile

Allerdings könnten Banken und Sparkassen mit Online-Kreditplattformen kooperieren und von deren künftiger Entwicklung zu profitieren. Digitale Angebote erweitern den Kundenstamm und festigen bestehende Kundenbeziehungen. "Einige traditionelle Finanzierungspartner haben bereits begonnen eigene Plattformlösungen zu entwickeln und anzubieten. Andere haben insbesondere ihre Kooperation mit digitalen Vergleichs- und Vertriebsplattformen ausgebaut. Aber auch auf der Investorenseite von Kreditmarkplätzen finden sich mittlerweile mehr Banken wieder."

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