2018 | OriginalPaper | Chapter
Varieties of Prosuming – konzeptionelle Überlegungen und empirische Befunde zur veränderten Rolle von Konsument_innen
Author : Birgit Blättel-Mink
Published in: Entgrenzungen des Konsums
Publisher: Springer Fachmedien Wiesbaden
Das Phänomen der Beteiligung von Konsument_innen am Wertschöpfungsprozess ist nicht neu, gewinnt aber durch die Möglichkeiten des Internets eine neue gesellschaftliche Relevanz. Ursprünglich im Übergang zur Dienstleistungsgesellschaft beobachtet, verweist das Kunstwort Prosuming auf die erneute Kopplung von Produktion und Konsumtion, die in der Industriegesellschaft zugunsten einer klaren Trennung dieser zwei Sphären aufgehoben war. Die Diskussion vor allem wirtschafts- und sozialwissenschaftlicher Konzepte der Beteiligung – an betrieblichen Produktions- und Innovationsprozessen – zeigt Diskrepanzen im Verständnis, aber auch bzgl. der Folgen von Prosuming auf. Die ökonomische Idee einer Win-win-Situation interaktiver Wertschöpfung wird in der Soziologie zum „arbeitenden Kunden“, der zunehmend Aufgaben im Produktionsprozess übernimmt und damit zur unentgeltlichen betrieblichen Wertquelle wird. Prosuming-Initiativen, die sich jenseits der Marktlogik bewegen, wie das Urban Gardening, stellen hingegen eine gesamtgesellschaftliche Wertquelle dar. Die Analyse belegt aber auch, dass Prosuming ein heterogenes Phänomen ist, mit welchem die Protagonist_innen unterschiedliche Motive verbinden und welches sozial-strukturell breit gefächert ist.