Infiniti wird im Rahmen der Paris Motor Show (Mondial de l’Automobile) im September einen serienreifen Motor mit variablem Verdichtungsverhältnis vorstellen. In dem 2-l-Vierzylinder-Ottomotor mit Turboaufladung stecken in Summe mehr als 20 Jahre Entwicklungsarbeit, vermeldete Infiniti diese Woche. Ob und wann der Motor mit VC-T-System (Variable Compression-Turbocharged) tatsächlich in Serie gehen soll, lässt Infiniti derzeit noch offen. Auch über die technischen Details des Konzepts ist noch wenig bekannt. Es sind spannende Fragen, die auf Antworten warten.
Denn der Motor mit variablem Verdichtungsverhältnis (Variable Compression Ratio, kurz VCR) ist prinzipiell nichts Neues. In der Vergangenheit wurden bereits verschiedene Prototypen entwickelt und erfolgreich getestet. So hat im Jahr 2000 der schwedische Automobilhersteller Saab, damals GM-Tochter, das SVC-Konzept (Saab Variable Compression) vorgestellt. Die Technik des Versuchsträgers, ein aufgeladener 1,6-l-Fünfzylindermotor, beschreiben die Ingenieure in einem Fachartikel in der MTZ 6/2001. Im Jahr 20002 enthüllte der Aachener Spezialist für Verbrennungsmotoren FEV seine VCR-Interpretation und im Jahr 2005 gab es den von PSA Peugeot Citroën und dem französischen Unternehmen MCE-5 Development entwickelten "MCE-5 VCR". Insbesondere die Experten von FEV und auch AVL blieben in den vergangenen Jahren nicht untätig und nahmen die Potenziale von Motoren mit variablem Verdichtungsverhältnis immer wieder unter die Lupe.
VCR und die Serienproduktion
"Der Wunsch der Motorenentwickler den wichtigen Parameter — das geometrische Verdichtungsverhältnis — variabel zu gestalten, ist nicht viel jünger als der Verbrennungsmotor selber", schreiben die Autoren Uwe Schaffrath, Jürgen Dohmen und Karsten Wittek im Paper zu ihrem Fachvortrag auf dem Internationalen Motorenkongress 2014.
Der Grund, warum es bis heute noch keinen Motor mit variabler Verdichtung in die Serienproduktion geschafft hat, liegt den Autoren zufolge zum großen Teil darin, dass der thermodynamische Nutzen den zu treibenden Aufwand bislang nicht rechtfertigen konnte. "Der Änderungsaufwand zur Realisierung einer variablen Verdichtung ist bei den meisten bekannten Systemen immens", schreiben die Autoren Schaffrath, Dohmen und Wittek. Wenn es hingegen gelänge, eine modulare und universell einsetzbare und robuste Technik darzustellen, könnte der lang gehegte Wunsch vielleicht doch bald Realität werden. Ob dies der Nissan-Luxusmarke gelungen ist, muss Infiniti noch unter Beweis stellen.