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2019 | OriginalPaper | Chapter

7. Vergleichende Betrachtung der Gespräche

Author : Sabine Hahn

Published in: Female Founders in der Games- und Medienbranche

Publisher: Springer Berlin Heidelberg

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Zusammenfassung

Im Folgenden werden die Gespräche mit Experten und Gründerinnen zusammenführend reflektiert. Dabei geht es insgesamt um die Herausarbeitung des Erkenntnisgewinns durch die vorliegende Untersuchung, denn mit dem vorgelegten empirischen Material sollte ein Beitrag zum Thema Frauen und Existenzgründung bzw. Frauen und Unternehmertum geleistet werden. Die Expertengespräche haben bereits bekannte Aspekte bestätigen können (z. B., dass Frauen sukzessive gründen, in anderen Branchen und mit weniger Kapital als Männer). Im Hinblick auf mögliche geschlechtsbedingte Unterschiede der Gründerpersönlichkeit bzw. Varianzen im Gründungsverhalten gab es hingegen dichotome und ambivalente Argumente. Einig sind sich die Experten darüber, dass Frauen im Vergleich zu Männern mit spezifischen Hindernissen bei einer Gründung konfrontiert sind, u. a. mangelnder gesellschaftlicher Akzeptanz, einem bestimmten Selbstbild aufgrund geschlechtsspezifischer Sozialisation, Schwierigkeiten beim Zugang zu Kapital sowie der problematischen Vereinbarkeit von Selbstständigkeit und Familie. Diese Ergebnisse wurden mehrheitlich durch die Gespräche mit den Gründerinnen der Games- und Medienbranche bestätigt. Dabei konnte durch die subjektive Sicht der Female Founders eine Binnenperspektive auf Fragen wie „Welche Motivation haben Frauen zur Gründung?“, „Gründen Frauen anders?“ und „Welche Hindernisse erleben Frauen bei einer Gründung?“ ermittelt und branchenspezifische Rahmenbedingungen der Gründung in der Games- und Medienbranche identifiziert werden.

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Footnotes
1
Und: „Man weiß ja, dass es ein ziemliches Ungleichgewicht in der Gründerszene gibt. Ich glaube, es sind nur 14 % Frauen, die in Deutschland gründen – der Rest sind Männer.“ (Val Racheeva). Oder auch: „Ich habe mehrere Gründerinnen aktivieren können, weil es einfach unterproportional wenige sind… Über die Gründe kann man sich sicherlich noch unterhalten, aber wir haben zu wenig Gründerinnen. Definitiv.“ (Richard Geibel).
 
2
Insbesondere Odile Limpach vom Cologne Game Lab vertrat diese Ansicht.
 
3
„Also, in der Games-Branche sehe ich weniger Gründerinnen insgesamt, die nach vorne gehen und die Bühnenpräsenz suchen“ (Odile Limpach).
 
4
„Auch bei der Durchsetzung von Verhandlungspositionen könnte eine größere Kaltschnäuzigkeit von Vorteil sein. Frauen bleiben zu oft in der zweiten Reihe“ (Ina Göring).
 
5
„Dennoch belegen Zahlen und Fakten, dass z. B. der gleichberechtigte Zugang zu Kapitalmärkten und Finanzierungsmitteln nicht gegeben ist“ (Val Racheeva).
 
6
„An offiziellen Förderprogrammen für Frauen gibt es beispielsweise den Künstlerinnenpreis NRW oder den „Frauen + Medientechnologie“-Preis, der von ARD und ZDF ausgelobt wird“ (Felix Falk).
 
7
„Ich glaube, Männer haben noch eher ein Problem zu sagen, ‚Ich gehe jetzt in Elternteilzeit, oder ich mache weniger Stunden‘, weil sie immer den Druck haben, performen zu müssen und sich gar nicht zugestehen, das anders zu machen und die Aufgaben unter Partnern stärker aufzuteilen“ (Joachim Ortmanns).
 
8
Oder auch: „Weil keiner mir sagt, wann ich wo sein muss. Ich entscheide selbst. Als Angestellter bist du mehr fremdbestimmt. Als Selbstständige arbeitest du nicht weniger, aber du arbeitest anders und flexibler“ (Odile Limpach).
 
9
Und weiter: „Es gibt schon welche, aber oft sind die nicht so präsent in den Medien wie die männlichen Vorbilder. Und ich finde, Frauen, die es geschafft haben, sollten mehr Möglichkeiten bekommen, darüber zu sprechen“.
 
10
„Also, wenn du eine Idee hast, dann sollst du dieser Idee auf jeden Fall nachgehen und dich nicht von den Zweifeln abhalten lassen. Und du sollst nicht zu viel in die Zukunft denken, weil es sowieso anders kommen wird als du denkst“ (Val Racheeva).
 
11
„Wenn man hört, dass es schon auch Vorteile haben kann, eine oder mehrere Frauen in der Führungsetage unter mehreren Männern zu haben, entstehen andere Dynamiken, es wird an andere Sachen gedacht in Designprozessen“ (Linda Kruse).
 
12
„… was kulturell so diskutiert und zunehmend akzeptiert wird. Die Leute wachsen ja auch so ein bisschen heran und wünschen sich vielleicht, dass mehr Gleichberechtigung herrscht“ (Linda Kruse).
 
13
Spannend ist an dieser Stelle auch, warum sie den Weg der Gründung dann auch gegangen sind bzw. inwieweit das mit der Persönlichkeit zusammenhängt.
 
14
„Zweifel, denke ich mal, ist ganz normal. Ich habe immer mal wieder darüber nachgedacht: „Oh, ist das wirklich das Richtige? Soll ich mir nicht doch einen Job suchen?“ (Petra Perry).
 
15
Allerdings wurden nicht alle Gründerinnen konsequent danach gefragt, obwohl dieser Aspekt Teil des Interviewleitfadens war.
 
16
„Das sehe ich schon in meiner Vision für unsere Firma, dass man das ein bisschen besser macht, dass man mehr Zusammenhalt aufbaut und den Gedanken der Firma an sich dann auch an neue Leute heranträgt. Dass sie da auch dahinter stehen können“ (Sonja Hawranke).
 
17
„Ich denke, man muss auf jeden Fall eine Gründerpersönlichkeit sein. Das heißt für mich, dass man es total cool findet, alles zu managen und zu regeln und so weiter“ (Gessie George).
 
18
„Also ich glaube, man braucht schon ein bisschen ein Risikobewusstsein und den Willen, Sachen anzupacken und durchzuziehen“ (Linda Kruse).
 
19
„Es hilft definitiv, diese Gründerpersönlichkeit, wenn man das mal so definiert, dass man bereit ist, Risiken einzugehen, Unsicherheit auszuhalten“ (Isabell Prophet).
 
20
„… Schaffe ich das? Habe ich die Kraft, diese Tätigkeit weiter auszuüben? Kann ich das meinem Mann und meiner Tochter gegenüber verantworten? Das ist möglicherweise auch ein Teil der Selbstständigkeit“ (Anna Ditges).
 
21
„Da muss man auch aufmerksam sein und versuchen, Probleme, die sich da halt von den Menschen her ergeben, zu lösen. Es ist auch wichtig, dass man eine gewisse soziale Kompetenz hat“ (Philomena Schwab).
 
22
„… da entwickelst du dich relativ schnell zu einer Gründerpersönlichkeit, wenn du Verantwortung hast für andere Leute“ (Philomena Schwab).
 
23
„Aber tatsächlich hat man ja in der Erziehung oft eine Risikoaversion, die Mädchen beigebracht wird. Da spreche ich tatsächlich von sehr jungen Mädchen“ (Isabell Prophet).
 
24
Obwohl dies natürlich inhaltlich zutreffend sein mag, ist bemerkenswert, dass keiner der Experten bei auch nur einer einzigen Frage sagte, er könne dies nicht beurteilen.
 
25
„Ich glaube, dass sich das Bild des berufstätigen, für die Familie sorgenden Mannes tatsächlich sehr dominant eingeprägt hat in unser Selbstverständnis und dass es sehr tief sitzt. Und ob eine Frau das auch kann, was ihr männlicher Kollege kann, wird – ganz intuitiv – oft erst mal in Frage gestellt“ (Anna Ditges).
 
26
„Weil ja erfolgreiche Männer traditionell immer mehr in der öffentlichen Wahrnehmung waren und stehen, und weil es aufgrund der Tatsache, dass Frauen erst viel später überhaupt berufstätig wurden, natürlich auch lange viel weniger Frauen in Führungspositionen und kreativen Berufen gab und immer noch gibt“ (Anna Ditges).
 
27
Ob bzw. inwieweit dies bereits als branchenspezifischer Unterschied gewertet werden kann oder ob es eher in der Stichprobenauswahl begründet liegt, bleibt im Folgenden zu erörtern. Dennoch konnten zu diesem Punkt 32 Items ermittelt werden.
 
28
„Aber ich glaube schon, dass das der Grund ist, warum viele Frauen nach 40 mit gleichaltrigen Männern nicht mehr ganz so auf Augenhöhe sind. Ich schätze schon, dass das mit dem Kinderkriegen zu tun hat“ (Gessie George).
 
29
Und weiter: „Diese Frage treibt mich natürlich um, wenn es an die familiäre Zukunft, an die Familienplanung geht. Da frage ich mich halt, ob wir so funktionieren würden“ (Jana Reinhardt).
 
30
„Es gibt aber auch sehr viele Frauen, denke ich, die das machen, um es besser mit den Kindern zu vereinbaren“ (Petra Perry).
 
31
„Für die Teilzeitstellen, die es gibt, ist man zum größten Teil überqualifiziert, wenn man eine gute Ausbildung hat, studiert hat. Ich meine, für jemanden, der vorher einen weniger qualifizierten Job gemacht hat, der sich dann nicht so unterfordert fühlt, ist es einfacher, eine Teilzeitstelle zu bekommen. Aber in meinem Bereich gibt es halt ganz wenig Teilzeit“ (Petra Perry).
 
32
„Und ja, mehr Role Models, das ist halt so ein Teufelskreis, mehr Role Models sind wichtig. Wir brauchen mehr Vorreiter, die zeigen, dass es geht“ (Philomena Schwab).
 
33
„Ich würde mir manchmal wünschen, das da einerseits ein bisschen mehr Selbstbewusstsein herrscht bei den Gründerinnen, dass die mehr nach draußen gehen“ (Jana Reinhardt).
 
34
„Mein Kernproblem, das ich immer noch sehe, ist die gesellschaftliche Akzeptanz von Leuten, die eben auf einer gewissen Ebene sind und eben keinen Blick dafür haben und die wirklich noch bei der Perspektive sind, eine Frau ist besser hinter dem Herd. Dagegen kommst du nicht an“ (Linda Kruse).
 
35
„Mentoring ist auf jeden Fall ganz toll. Da gibt es ja auch schon Programme. Man muss einfach als Frau aktiver werden und danach suchen. Aber wenn es das mehr geben würde, ich meine, wenn man von Frauen lernen kann, die es schon geschafft haben, die einem dann auch Mut machen, wäre es wahrscheinlich toll“ (Petra Perry).
 
36
„Ich glaube sogar, es würde der Welt guttun, wenn mehr Frauen gründen würden. Nicht, weil ich denke, Frauen wären die besseren Menschen. Einfach nur, weil ich glaube, es wäre gut“ (Mel Taylor).
 
37
Was sich u. a. in Problemen beim Zugang zu Kapital oder bei Förderprogrammen auswirkt.
 
38
„Aber was natürlich ein Thema ist: Medien und Frauen. Nicht ohne Grund gibt es viele Initiativen wie Pro Quote oder hier in Köln die Frauen, die sich in LaDOC zusammengeschlossen haben“ (Anna Ditges).
 
39
vgl. hierzu den Abschn.  3.1 in diesem Buch.
 
40
„Zum einen schon mal, ob man es tatsächlich schafft, eine Finanzierung aufzustellen für das Ganze. Wir haben ja beide keine riesigen Reichtümer angehäuft, auf die man jetzt zurückgreifen kann und einfach mal probiert, eine Firma zu gründen“ (Sonja Hawranke).
 
41
„Und dann natürlich, was passiert, wenn der ganze Plan nicht aufgeht. Also wenn wir es schaffen zu gründen, die Finanzierung aufzubauen, das erste Produkt rauszubringen und dann kein Mensch dieses wunderschöne Produkt haben will“ (Sonja Hawranke).
 
42
Diesbezüglich gibt es in der Medienbranche große Unterschiede – während Filmprojekte oder -serien auch oft über Monate entwickelt bzw. produziert werden, sind andere Aufgaben – oft typische Freiberufler-Tätigkeiten – eher kurzfristig (z. B. Journalismus, Videoproduktion u. ä.).
 
43
Weiter: „Ich habe das Gefühl, es wird immer wichtiger, wenn man Spiele macht, sich auch gut mit Marketing auszukennen oder einfach so ein Gefühl zu haben, was für ein Marketing funktioniert für mein Spiel“ (Philomena Schwab).
 
44
Aus meiner Beratertätigkeit kenne ich z. B. ein Entwicklerteam, das ein gutes Jahr zu viert ein Spiel entwickelt hat, mit dem seit Veröffentlichung in einem knappen Jahr ein mittelmäßiger dreistelliger Betrag erwirtschaftet wurde. Umsatz wohlbemerkt, nicht Gewinn.
 
45
Auf dieser Ebene ließen sich tatsächlich einige Widersprüche innerhalb der Gespräche aufdecken. Im abschließenden Kap. 8 wird dies zu reflektieren sein.
 
46
„Das einzige, was so ein bisschen vorurteilsmäßig passiert ist, wenn ich an einem Event am Stand bin, werde ich sehr oft gefragt, ob ich die Grafiken des Spiels gemacht habe, weil man dann denkt, ah, das ist die Frau, die macht ja die Grafik“ (Philomena Schwab).
 
47
„Ich kann da nur auf die Studien verweisen, die ganz klar zeigen, was mich auch sehr verwundert hat, als ich es zum ersten Mal gelesen habe, dass zum Beispiel bei annähernd gleich vielen weiblichen und männlichen Hochschulabsolventen im Regiebereich nach ein paar Jahren nur ca. 20 % Frauen übrigbleiben“ (Anna Ditges).
 
48
Und weiter: „Weil wenn wir über Geld reden, dann sind wir sehr schnell an der Essenz, dann sieht alles oft noch mal ganz anders aus. Mag sein, dass es 20 % weibliche Produzentinnen gibt. Aber es gibt eben scheinbar nur zwei Frauen, die diesen DFFF-Zuschlag erhalten, gegenüber 98 männlichen Produzenten“.
 
49
„Aber da ich noch keine Kinder habe, kann ich nicht so gut beurteilen, wie ich das hinbekommen würde. Ich stelle es mir extrem schwierig vor“ (Mel Taylor).
 
50
vgl. Kap. 1 in diesem Buch.
 
51
„Aber grade in unserem Beruf kann man theoretisch auch viel von zu Hause aus arbeiten und sich die Zeit ein bisschen besser einteilen“ (Katharina Kühn).
 
52
Zu diesem Thema wurden 47 Antwortitems identifiziert, davon 15 von Experten.
 
53
Dennoch sollte diese Äußerung kritisch betrachtet werden. Hier kommt der Nachteil des schriftlichen Interviews – ein Nachfragen bzw. Nachfassen ist nicht möglich – zum Tragen.
 
Literature
go back to reference Bogner A, Littig B, Menz W (2014) Interviews mit Experten. Eine praxisorientierte Einführung. VS Verlag, Wiesbaden Bogner A, Littig B, Menz W (2014) Interviews mit Experten. Eine praxisorientierte Einführung. VS Verlag, Wiesbaden
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go back to reference Mayring P (2015) Qualitative Inhaltsanalyse: Grundlagen und Techniken. Beltz Pädagogik, Weinheim Mayring P (2015) Qualitative Inhaltsanalyse: Grundlagen und Techniken. Beltz Pädagogik, Weinheim
go back to reference Witzel A, Reiter H (2012) The problem-centred Interview. Principle and Practice. SAGE, LondonCrossRef Witzel A, Reiter H (2012) The problem-centred Interview. Principle and Practice. SAGE, LondonCrossRef
Metadata
Title
Vergleichende Betrachtung der Gespräche
Author
Sabine Hahn
Copyright Year
2019
Publisher
Springer Berlin Heidelberg
DOI
https://doi.org/10.1007/978-3-662-57832-2_7