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28-06-2022 | Vermögensaufbau | Schwerpunkt | Article

Diese Branchen haben auf dem Kapitalmarkt Potenzial

Author: Angelika Breinich-Schilly

7:30 min reading time

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Auch wenn die Aktieneuphorie der beiden Corona-Jahre 2020 und 2021 mittlerweile nachgelassen hat, bleibt das Sparen mit Wertpapieren vor allem bei der jüngeren Generation beliebt. Vier wichtige Kapitalmarkttrends stellen Fondsexperten in einer Analyse vor.

"Aktien sind für den langfristigen Vermögensaufbau und die Altersvorsorge unverzichtbar. An Aktien geht kein Weg vorbei", fasst es Norbert Kuhn im Buch "Vermögensbildungspolitik" zusammen. Auf Seite 218 erläutert er die Vorteile des Wertpapiersparens: Während die Börsenkurse einzelner Papiere kurzfristig stark schwanken, komme die Ertragsstärke breitgestreuter Portfolios bei langfristigen Anlagezeiträumen von zwanzig oder dreißig Jahren zum Tragen. "Aktien sind damit ein ideales Anlageinstrument."

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01-05-2022 | Invest

Grüne Werte reifen heran

Die Nachfrage von Privatanlegern nach nachhaltigen Finanzprodukten nimmt immer weiter zu. Entsprechend steigt das Investmentangebot, das mittlerweile von grünen Anleihen und aktiven Klimafonds bis zu ethischen Indexfonds sowie Wind- und Solaraktien reicht. Doch die Papiere unterscheiden sich unter anderem darin, wie transparent sie in Bezug auf ihre Nachhaltigkeitswirkung sind.

Als besonders erfreulich bezeichnet der Springer-Autor das Interesse junger Meschen im Alter zwischen 14 und 29 Jahren an der Börse. "Über eine halbe Million Teenager und junge Erwachsene wagten sich im Jahr 2020 zusätzlich auf das Börsenparkett - eine Steigerung von 66 Prozent im Vergleich zum Vorjahr und damit das mit Abstand kräftigste Plus in allen Altersklassen", erläutert Kuhn und beruft sich auf Zahlen des Deutschen Aktieninstituts. Im vergangenen Jahr legten die Bundesbürger laut dem Bundesverband der Volks- und Raiffeisenbanken (BVR) mit rund 135 Milliarden Euro insgesamt knapp 36 Prozent ihres Vermögens in Aktien, Investmentfonds, Anteilsrechte oder Rentenwerte an. 

Welche Entwicklungen an den Kapitalmärkten in den kommenden Monaten besonders interessant sind, haben Experten der 1822 Direkt, Fondsvertriebstocher der Frankfurter Sparkasse, in einem Ausblick zusammengefasst. Insgesamt vier zentrale Trends sind demnach für Anleger und Investoren ausschlaggebend. 

Gesundheitsbranche im Aufwind

Nicht erst seit Ausbruch der Corona-Pandemie stehen Gesundheitsthemen  bei Politik und Gesellschaft ganz oben auf der Agenda. Das gibt vor allem der Pharmaindustrie Rückenwind. "Allein die immer stärker alternde Gesellschaft verstärkt die Notwendigkeit der entsprechenden Forschung und Entwicklung", heißt es in der Prognose. Im Rahmen der Pandemie seien "mRNA"-Impfstoffe flächendeckend zum Einsatz gekommen, die nun auch für den Kampf gegen andere Krankheiten wie HIV, Malaria, Tuberkulose oder Gürtelrose sowie für die Krebstherapie weiterentwickelt werden. Auch die Nachfrage nach Medikamenten, die gegen die Pandemie eingesetzt werden, bleibt weltweit hoch. "Sie hat sich noch intensiviert, seit sich gezeigt hat, dass man die Krankheit mehrfach bekommen kann." 

Als ein weiteres interessantes Feld für Investoren nennen die Kaptialmarktprofis Unternehmen, die Psychopharmaka entwickeln oder sich auf Cannabis-Produkte für den medizinischen Einsatz konzentrieren. Der Bedarf sei während der Pandiemie gestiegen und auch aktuell noch sehr hoch. In der öffentlichen Wahrnehmung werde deren Verwendung inzwischen überwiegend positiv betrachtet und auch eine gesetzliche Regulierung sei auf dem Weg.

Außerdem sind die Topfirmen der Pharmaindustrie "für relativ hohe Dividendenausschüttungen bekannt", nennt Georg Watzek einen weiteren Vorteil, der für den Kauf entsprechender Aktien spricht. Im Buchkapitel "Finanzwirtschaftliche Situation der Pharmabranche" beleuchtet der Springer-Autor die Wirtschaftsdaten der weltweit 20 größten Konzerne in diesem Segment. 

Auf Seite 165 erklärt Watzek, dass sich die Dividende in dieser Branche nicht wie üblich am jährlichen Gewinn, sondern relativ unabhängig davon an der Höhe der Vorjahre orientiere. "Dies entspricht dem allgemeinen Usus, dass große Unternehmen mit langsamem Wachstum einen Großteil der Gewinne ausschütten, während kleinere wachstumsorientierte Unternehmen die erwirtschafteten Überschüsse zur Finanzierung des weiteren Wachstums einsetzen", so der Springer-Autor. 

Analysiert man wieder die Top-Pharmaunternehmen im Einzelnen hinsichtlich der prozentualen Veränderungen der einzelnen Dividendenausschüttungen von 2013 bis 2019, so zeigen nahezu alle Firmen eine sehr positive Entwicklung", schreibt Watzek.

Nachhaltige Anlagen bergen Greenwashing-Gefahr

Mit jeder Überschwemmung, Dürre oder Waldbrand nehmen die Forderunge zu, dem Klimawandel entgegenzutreten. Viele Unternehmen reagieren darauf mit einer nachhaltigkeitsbezogenen Modernisierung. "Das macht sie für Menschen, denen die Zukunft des Planeten wichtig ist, zu attraktiven Anlagemöglichkeiten", heißt es in dem Ausblick. In den Fokus rücken dabei die Bereiche Erneuerbare Energien, Recycling und Müllentsorgung oder die Entwicklung umweltschonender Werkstoffe. 

Allerdings warnt die Analyse vor sogenanntem Greenwashing. "Ein Unternehmen, das mit einem einschlägigen Projekt zusammen Bäume pflanzt, aber gleichzeitig aufwendige Plastikverpackungen nutzt, ist nicht wirklich nachhaltig", so die Autoren der Prognose. Sie verweisen unter anderem auf Zertifikate zum Umwelt- und Klimaschutz, die belegen, "welche Betriebe tatsächlich umweltbewusst und nachhaltig wirtschaften". 

Klare Grenzen, um Greenwashing zu verhindern, wünscht sich auch Finanzmarktexperte Christian Klein. In einem Gespräch mit dem Fachportal "Das Investment" sagte der Professor der Universität Kassel, der auch im Sustainable-Finance-Beirat der Bundesregierung sitzt: "Das ist auch im Sinne der Finanzbranche, wie der Verlust von mehr als einer Milliarde Euro Börsenwert bei der DWS zeigt." Die Fondsgesellschaft geriet nach dem Abgang der ehemaligen Nachhaltigkeitschefin Desiree Fixler unter Druck. Diese hatte die Nachhaltigkeitsbemühungen des Unternehmens als "übertrieben" bezeichnet. 

Um solche Vorwürfe zu vermeiden, befürwortet Klein das sogenannte Impact Investing. Hier üben die Anleger direkt Einfluss auf die Unternehmen aus. "Das Problem ist aber, dass auch die Praxis engagierter Großanleger nicht klar definiert ist."

Im Buchkapitel "Einbeziehung von ESG-Aspekten in die Kapitalanlage – ein Praxisbericht" zeigt Stefan Nellshen, wie "ESG-Prinzipien weitgehend einheitlich für die [...] in verschiedenen Ländern lokalisierten betrieblichen Altersversorgungseinrichtungen eines multinationalen Konzerns in die Kapitalanlagetätigkeit integriert werden können". Hierbei kommen zwei zentrale Prinzipien zum Tragen: Wo immer praktikabel möglich,

  1. werden ESG-Aspekte in der Investmentanalyse und im Kapitalanlageprozesse mit einbezogen und
  2. zudem in das Eigentümerverhalten der Pensionseinrichtungen einbezogen.

Elektromobilität treibt Hersteller und Zulieferer

Als dritten zentralen Trend ermitteln die Experten von 1822 Direkt zukunftsfähige Geschäftsmodelle im Automobilsektor. Auf Elektromobilität fokussierte Hersteller und Zulieferer werden Marktanteile gewinnen. "Vor allem Batteriehersteller und der Ausbau eines flächendeckenden Ladenetzes werden voraussichtlich immer wichtiger werden, da die großen Mengen an Strom möglichst kompakt und lang anhaltend gespeichert werden müssen."

Doch statt entsprechende Technologien aus China oder Südkorea zu importieren, stellen laut Analyse viele deutsche Autohersteller auf eine eigene Herstellung um. "Das heißt, dass mehrere Batteriewerke in Planung sind. Diese Erweiterung des Unternehmensumfangs macht die entsprechenden Hersteller für Anleger attraktiver, da sie weniger abhängig sind von ihren internationalen Zulieferern", lautet die Begründung. Es sei nicht zu erwarten, dass dieser Markt einbricht, da die Nachfrage aktuell hoch ist und weiter ansteigt.

Interessant auch Branchen, die sich auf die für Batterien nötige Rohstoffe konzentrieren. Hierzu gehören in erster Linie Lithium, Kupfer, Nickel, Silber, Zink und Aluminium. Diese seien unverzichtbar und werden zukünftig in großen Mengen gebraucht. "Das gilt nicht nur für den Fahrzeugbau, sondern beispielsweise auch für Windräder oder für Brennzellen für Fotovoltaikanlagen." Dass die Nachfrage hierbei das Angebot übersteigt, spiele bei der Preisentwicklung eine große Rolle. 

Kryptowährungen für mutige Investoren

Schließlich gehören Kryptowährungen laut Analyse zu den Anlagetrends der kommenden Monate. Allerdings gelten sie aufgrund ihrer hohen Volatilität nicht als risikoarme Investition. Der Handel mit Digitalgeld ähnele "eher einem Glücksspiel". Allein ein Tweet von Elon Musk sei imstande, eine Kryptowährung nach oben schießen oder ins Bodenlose fallen zu lassen. Daher sollten Anleger hier auch flexibel reagieren können.

So sackte beispielsweise der Wert des Bitcoin zwischen Dezember 2021 und Ende Mai 2022 von rund 45.000 Euro auf knapp unter 30.000 Euro ab. Während dieser sechs Monate schlug der Kurs innerhalb weniger Tage in beide Richtungen zum Teil heftig aus. 

Laut Matthias Horn und Stefan Wendt kommen Kryptowährungen wegen ihres spekulativen Charakters daher nicht für das Basis- oder Zusatzportfolio in Frage, sondern ausschließlich für das Spekulationsportfolio. Im Buchkapitel "Bitcoin & Co: Kryptowährungen für alle?" stellen die Springer-Autoren fest: "Aufgrund niedriger Liquidität finden sich in den Renditen der Kryptowährungen Autokorrelationen. Außerdem sind Anhaltspunkte für einen signifkanten Einfluss von Herdenverhalten auszumachen." 

Solche Marktineffizienzen böten zwar grundsätzlich die Chance für den profitablen Einsatz von trendfolgenden Handelsstrategien. Aufgrund des Fehlens liquider Instrumente für einen Leerverkauf müssten Anleger aber zugleich mit dem Auftreten und Platzen von durch Spekulation getriebenen Preisblasen rechnen. "Anhaltspunkte, nach denen der Bitcoin-Preis von einzelnen Marktteilnehmern gezielt manipuliert und dadurch eine Preisblase erzeugt wurde, konnten bereits identifziert werden", warnen die Autoren.

Wer dennoch in Kryptos investieren will, sollte auch hier auf Diversifikation achten, meinen Horn und Wendt. Sind sie eine Beimischung eines Spekulationsportfolios, seien "insbesondere die dadurch zu erzielenden Diversifikationseffekte dafür entscheidend, ob eine Investition in Kryptowährungen einen monetären Nutzen stiften kann". Studien, die die Renditen der meistverbreiteten digitalen Coins im Zeitverlauf untersucht haben, kommen laut der Springer-Autoren zu dem Ergebnis, "dass eine Investition in mehrere Kryptowährungen ein besseres Rendite-Risiko-Profil aufweist als eine Investition in eine einzelne Kryptowährung".

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