Traditionelle Versicherungsunternehmen und Insurtechs erkennen, dass sie sich gegenseitig brauchen. Besonders die klassischen Versicherer sind dabei auf das Know-how der jungen Start-ups und Unternehmen anderer Branchen angewiesen.
Die traditionelle Rolle der Assekuranz als Kostenträger ihrer Kunden weicht dem Selbstverständnis, als Partner Risiken zu managen und nicht nur bei Versicherungsfragen, sondern auch bei verknüpften Belangen behilflich zu sein. Dies geht aus dem World Insurchtech Report im Auftrag von Capgemini und Efma hervor. Um die Beziehung zum Kunden zu vertiefen, bedarf es einer Datenbasis und neuester Technologie, die ihnen Insurtechs liefern können.
"Die Versicherer werden von Partnerschaften mit Insurtechs profitieren, wenn der Markt immer dichter wird", erklärt Vincent Bastid, General Manager von Efma. Die Daten zeigten, dass Versicherer und Insurtechs bestrebt sind, Partnerschaften einzugehen, die in Form von Produkten und Dienstleistungen dem Kunden zugutekommen.
Trotz Erkenntnis bleiben Versicherer zögerlich
Diesen vier Veränderungen sieht sich die Versicherungswirtschaft laut World Insurtech Report gegenüber:
- Vom Produkt zur Customer Experience: 70 Prozent der Versicherer und Insurtechs halten ganzheitliche Lösungen für entscheidend für den Versicherungsmarkt der Zukunft.
- Daten als wichtigstes Kapital: Für über 70 Prozent der Versicherer und Insurtechs sind wegweisende Kompetenzen im Datenmanagement unverzichtbar.
- Der Übergang zur Share Economy: mehr als 35 Prozent der Versicherer und Insurtechs wissen, dass die gemeinsame Eigentümerschaft von Unternehmenswerten unverzichtbar ist.
- Mehr als Build-or-Buy: 90 Prozent der Insurtechs und 70 Prozent der traditionellen Unternehmen stehen Partnerschaften mit Spezialisten positiv gegenüber. Es besteht besonderes Interesse an Kooperationen mit Unternehmen anderer Branchen, darunter Gesundheitsdienstleister, Reise-, Transport- und Gastgewerbe
Erkenntnis ist vorhanden, nur hakt es bei der Umsetzung. So verfügen nur 37 Prozent der Versicherer über eine konkrete Strategie zur Digitalen Transformation. Nur elf Prozent bedienen sich einer offenen Architektur, um mit anderen Industrieunternehmen zu kooperieren.
Ökosystem-Partnerschaften noch unterrepräsentiert
Versicherer brauchen Insurtechs und weitere Partner. Doch die wenigsten sind bereit zu intensiver Kooperation. 68 Prozent der Versicherer sagen, dass Partnerschaften entscheidend sind, aber nur 32 Prozent arbeiten mit Ökosystem-Partnern zusammen, um Services mit Mehrwert anzubieten. Ein digital integriertes Ökosystem soll die personalisierten Echtzeit-Erlebnisse, die Kunden sich wünschen, möglich machen.
Die digitale Integration sei laut Studie unverzichtbar für die Versicherer, da ihre Kunden mehr Komfort und nahtlosen Service erwarten. Partnerschaften würden zwar eindeutig zur Befriedigung dieser Bedürfnisse beitragen, aber bis dahin wäre noch viel zu tun: Weniger als 40 Prozent der etablierten Versicherer wollen eine technologische Infrastruktur aufbauen, die für eine offene Zusammenarbeit mit Insurtechs geeignet wäre. Mehr als 60 Prozent der Insurtechs dagegen möchten mit Versicherern zusammenarbeiten, um eine solche Basis zu schaffen.