Zusammenfassung
No trust, no use? Oft wird Vertrauen als kritischer Erfolgsfaktor propagiert, wenn es um die Nutzung von neuen Technologien geht, vor allem wenn es sich um intelligente Systeme, sogenannte KI (Künstliche Intelligenz) handelt. Diese finden nämlich immer mehr Eingang in die heutige Gesellschaft, sowohl im privaten (z. B. Einkaufen mit Amazons KI-basiertem Smart Speaker Alexa) als auch im beruflichen oder schulischen Umfeld (z. B. intelligente Systeme, die die Personalauswahl oder Lernprozesse unterstützen sollen). Der Einsatz von smarten, ubiquitären Technologien erhöht die Unsicherheit und Skepsis, gerade bei EndanwenderInnen ohne technisches Verständnis, und verschärft das Spannungsfeld zwischen Mensch, Maschine und Gesellschaft. Die Vertrauensfrage wird ins Rampenlicht gerückt. Ist Vertrauen der KonsumentInnen die Lösung, um das hochgelobte Potenzial der künstlichen Intelligenz voll auszunutzen? Ganz so einfach ist es nicht. Unklarheiten in Definitionen, Sprachgebrauch und Messmethoden verwässern das Verständnis um die Zusammenhänge von Vertrauen und Nutzen. Es ist über die unterschiedlichen Disziplinen hinweg nicht eindeutig geklärt, ob die Nutzung von neuen Technologien, insbesondere KI, tatsächlich mit Vertrauen einhergeht, für welchen Zweck und Vertrauen in wen: Die HerstellerInnen? Die DesignerInnen? Wie kann Vertrauen und Nutzung abgegrenzt werden? Dieser Beitrag hat zum Ziel, kuriose Geschichten und Behauptungen rund um KI und Vertrauen zu entmystifizieren, um letztlich Künstliche Intelligenz besser in die Praxis zu bringen. Dazu braucht es einen transdisziplinären und vor allem adressatengerechten Diskurs darüber, was intelligente Systeme sind, und eine differenzierte Auseinandersetzung damit, welche Rolle Vertrauen dabei spielen könnte. Es gibt nämlich auch die Vertrauens-SkeptikerInnen, die vehement die Meinung vertreten, dass Vertrauen im Kontext KI überhaupt keine Rolle spielt. Wir argumentieren, dass Vertrauen – vor allem im Endanwenderkontext – eine wichtige Variable ist, welche nicht nur die Adoption, sondern auch die Art und Weise, wie KI-basierte Systeme genutzt werden, maßgeblich beeinflusst. Anhand von praktischen Beispielen wollen wir aufzeigen, dass ein angemessen kalibriertes Vertrauensniveau nicht nur zu einem effizienteren, sicheren und synergetischen Umgang mit KI-basierten oder automatisierten Systemen führt, sondern sogar Leben retten kann.