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05-02-2025 | Verwaltungsmanagement | Interview | Article

„Wir teilen unsere Erfahrungen gerne“

Author: Stefanie Hüthig

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Maral Koohestanian ist Stadträtin und Dezernentin für Smart City, Europa und Ordnung der Landeshauptstadt Wiesbaden sowie Spitzenkandidatin der Partei Volt für die Bundestagswahl. Im Interview mit innovative Verwaltung äußert sie sich zum Austausch mit anderen Kommunen, Neuigkeiten für Wiesbadener Bürger:innen und Innovationen in einer idealen Verwaltungswelt.

Frau Koohestanian, zum Thema Digitalisierung stehen Sie im Austausch mit anderen Kommunen inner- und außerhalb Hessens. Was sind Wiesbadens Exportschlager?

Wiesbadens Exportschlager im Bereich Digitalisierung sind vielfältig. Besonders hervorzuheben sind drei davon. Erstens unsere Online-Anmeldung zur Eheschließung mit VideoIdent-Verfahren als Alternative zur eID-Ausweisfunktion. Hier finden derzeit Bemühungen der Übernahme durch andere Kommunen statt. Zweitens ist die Entwicklung einer umfassenden Smart-City-Dateninfrastruktur, einschließlich eines digitalen Zwillings der Stadt, einer Open Data Plattform und einer urbanen Datenplattform zu nennen. Drittens haben wir unsere „WI-Box“ als Abholstation. Wir nutzen sie im Bürgerbüro, im Standesamt und im Fundbüro und bald auch in der Ausländerbehörde. Diese Innovationen stoßen auch bei anderen Kommunen auf großes Interesse. Wir teilen unsere Erfahrungen gerne, um gemeinsam die digitale Transformation voranzutreiben und voneinander zu lernen.

Und welche Lösungen anderer Kommunen haben Sie importiert oder planen dies?

Wir haben beispielsweise als Pilotkommune die EfA-Dienste rund um i-Kfz zur digitalen Kfz-An-, Um- und Abmeldung sowie die elektronische Wohnsitzmeldung eingeführt. Derzeit arbeiten wir an der Übernahme des Konzepts eines Innovationslabors nach dem Vorbild des „Citylabs“ der Berliner Technologiestiftung und adaptieren es unter dem Namen „Zukunftswerk“ für Wiesbaden. Im Bereich Open Data orientieren wir uns stark an Berlin und am europäischen Ausland, sei es durch den Musterdatenkatalog oder das Open-Data-Konzept. In vielen Aspekten müssen wir das Rad nicht neu erfinden. Außerdem prüfen wir beispielsweise, ob sich Use Cases auf Basis von Echtzeitdaten der offenen urbanen Datenplattform aus Frankfurt am Main auf Wiesbaden übertragen lassen. Unser Ziel ist es, bewährte Best Practices zu identifizieren, diese an unsere lokalen Anforderungen anzupassen und so sowohl den Bürger:innen als auch der Verwaltung einen spürbaren Mehrwert zu bieten.

Auf welche weiteren spannenden Innovationen in der Stadt Wiesbaden dürfen sich Bürger:innen und Unternehmen freuen?

Bürger:innen und Unternehmen in Wiesbaden können sich zum Beispiel darauf freuen, dass wir den Beschluss Open-by-Default sukzessive umsetzen. Das bedeutet, dass Informationen, Daten oder Ressourcen standardmäßig offen und für die Öffentlichkeit zugänglich sein sollten, es sei denn, es gibt einen spezifischen Grund für ihre Einschränkung oder Privatisierung. Selbstverständlich wird der Datenschutz hier zu keinem Zeitpunkt aus den Augen verloren. Dieses Prinzip hat das Potenzial, unsere Stadtverwaltung radikal zu verändern und zu revolutionieren. Überdies arbeiten wir an der Implementierung von KI-gestützten Lösungen zur Verbesserung städtischer Dienstleistungen und natürlich an der Erweiterung unseres digitalen Zwillings. Diese Innovationen werden dazu beitragen, Wiesbaden noch lebenswerter, effizienter und bürger:innenfreundlicher zu gestalten.

Was würden Sie als Stadträtin und Dezernentin gerne umsetzen, wenn Sie völlig frei von Zwängen wären, ob finanzieller oder anderer Natur?

In einer idealen Situation ohne Einschränkungen würde ich die vollständige Umsetzung der „Smart City Wiesbaden“-Vision anstreben, mit einem Fokus auf fünf Punkte. Der erste ist die umfassende Digitalisierung der Verwaltungsprozesse, um eine nahtlose und bürger:innenfreundliche Interaktion mit der Stadtverwaltung zu ermöglichen – so einfach und intuitiv wie das Schreiben einer WhatsApp-Nachricht oder das Bestellen beim Lieblingsrestaurant über eine App. Der zweite ist die verstärkte Nutzung von KI und Automatisierung zur Effizienzsteigerung und Verbesserung der Dienstleistungsqualität. Der Ausbau der Dateninfrastruktur und -nutzung für intelligente Stadtplanung, um Wiesbaden nachhaltiger und lebenswerter zu gestalten, wäre der dritte Aspekt. Der vierte Punkt ist die Förderung und der Ausbau der interkommunalen Zusammenarbeit über unser „Rhein-Main-Dreieck“ mit Frankfurt und Darmstadt hinaus, um gemeinsam innovative Lösungen zu entwickeln und zu implementieren. Als fünften Punkt würde ich mir die Entwicklung eines Baukastensystems seitens des Bundes mit allen relevanten Lösungen wünschen, bei denen Schnittstellen einheitlich gestaltet sind. Dies würde uns auf kommunaler Ebene ermöglichen, sich flexibel zu bedienen und die Lösungen bedarfsorientiert anzupassen. Neben dieser Smart-City-Vision würde ich in ein umfassendes Programm zur digitalen Bildung und Kompetenzentwicklung für alle Bürger:innen investieren, um sicherzustellen, dass niemand von der digitalen Transformation ausgeschlossen wird.

Die Fragen stellte Stefanie Hüthig.

Den Interviewteil mit Maral Koohestanian, der sich um den Einsatz von VideoIdent, Bürokratieabbau und Registermodernisierung dreht, lesen Sie in innovative Verwaltung 1-2/2025.

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