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12-09-2018 | Verwaltungsmanagement | Infografik | Article

Der Kapitalbedarf der Kommunen steigt

Author: Angelika Breinich-Schilly

2:30 min reading time

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Um ihre Aufgabe zu erfüllen und Investitionsstaus zu lösen, benötigen Kommunen Kredite in Milliarden-Höhe. Doch das Geschäft mit ihnen gilt in der Bankbranche als komplex und schwierig. 

Die Kommunen in Deutschland haben in den vergangenen Jahren ihre Schuldenberge weiter aufgehäuft, obgleich die Haushalte vieler Gemeinden aufgrund der konjunkturellen Lage eher solide aufgestellt sind. In einer Studie hat der auf Corporate Banking und Finance spezialisierte Finance Think Tank die wesentlichen Treiber identifiziert, warum auch in Zukunft der Bedarf an neuen finanziellen Mitteln steigen wird. Hierzu hat das Unternehmen neben Interviews mit Bankmanagern aus dem Kommunalgeschäft auch entsprechende Marktdaten ausgewertet. Laut dieser Analyse werden die Kommunen mittelbar von der Schuldenbremse, die in etlichen Bundesländern ab 2019 beziehungsweise 2020 in Kraft tritt, finanziell getroffen. Damit verbunden sind neue Aufgaben, die zusätzlich finanziert werden müssen, während sich zugleich die Zuweisungen der Länder eher verringern. Diese Situation sorgt für einen steigenden Finanzbedarf.

Investitionsstau belastet Kommunen

Daneben haben die Gemeinden in Deutschland bereits jetzt einen großen Investitionsstau, der laut Finance Think Tank von den Betroffenen selbst auf 159 Milliarden Euro geschätzt wird. Das Bundesfinanzministerium gibt das Wachstum aller staatlichen Investitionen für die kommenden Jahre mit fünf Prozent jährlich an. "Das liegt deutlich über dem künftigen Wirtschaftswachstum", heißt es in der Studie. Ein Drittel dieser Investitionen fallen bei den Kommunen an.

Der größte Handlungsbedarf besteht laut der Studie in den fünf Bereichen

  1. Digitalisierung (Breitbandausbau, Smart City),
  2. Bildung und integratives Wachstum (Schulen),
  3. Basisinfrastruktur (Straßen),
  4. Gesundheitswesen (Krankenhäuser)
  5. sowie Forschung und Innovation (Mobilität).

Kommunen brauchen Kapital für neue Aufgaben

Hinzu kommt eine Trendwende bei den Privatisierungen. Hier haben sich die Kommunen laut Studie in jüngster Vergangenheit dazu entschieden, Aufgaben der Daseinsvorsorge wie etwa in der Wasserwirtschaft, bei Strom- und Gasnetzen oder im Öffentlichen Nahverkehr wieder selbst in die Hand zu nehmen. "Dadurch entstehen neue kommunale Anbieter mit einem umfassenden Aufgabenspektrum." Und diese benötigen Kapital.

Der kommunale Kreditmarkt bleibt mit seinem wachsenden Bedarf für die Finanzbranche zwar grundsätzlich interessant, bietet aber der Studie zufolge nur geringe Margen und zugleich wenig Potenzial für Cross-Selling-Geschäfte. Neben den Förderbanken seien es derzeit vor allem die Sparkassen und Landesbanken, die die Kommunen, aber auch kommunale Unternehmen mit finanziellen Mitteln ausstatten. Die Genossenschaftsbanken bleiben in diesem Segment eher regionale Konkurrenz, da ihr Angebot zu "heterogen und zersplittert" sei. Aktuell erhalten auch Online-Plattformen viel Aufmerksamkeit, spielen bei der tatsächlichen Kreditvergabe aber eine sehr untergeordnete Rolle. Die Studie macht den Zahlungsverkehr als eine der Dienstleistungen aus, die für die Banken neben der Kreditvergabe als wichtiges Ankerprodukt betrachtet wird und deshalb hart umkämpft ist.

Der "Konzern Kommune" bietet Vorteile für Banken

Insgesamt wird das Kommunalgeschäft als kompliziert bewertet, da es nicht "den" kommunalen Kunden gebe. Die Struktur zerfalle häufig in die Gemeinde als Basis sowie in die dazugehörigen Unternehmen, Zweckverbände und Stiftungen. Doch aufgrund eines wachsenden Steuerungsbedarfs und dem Wunsch nach mehr Transparenz innerhalb der Öffentlichen Hand wird laut Studie der "Konzern Kommune" immer wichtiger. Diese Entwicklung wird als Vorteil für die Banken gewertet, die die kommunalen Kunden schon aus regulatorischer Sicht als Kreditnehmereinheit betrachten müssen. Hier sehen die Studien-Autoren ein hohes Anpassungspotenzial aufseiten der Banken.  

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