Steigende Zinsen können für viele Kommunen zum finanziellen Risiko werden. Denn nur 37 Prozent haben sich derzeit ausreichend auf eine Zinswende vorbereitet, so das Ergebnis des Kommunal-Barometers 2019.
Nach heutigen Prognosen wird die Europäische Zentralbank (EZB) noch bis 2020 an Ihrer Nullzins-Politik festhalten. Doch die Experten sind sich einig, dass die Zinswende in absehbarer Zeit kommen wird. 45 Prozent der Kommunen und kommunalen Unternehmen erwarten steigende Zinsen nach 2020. Doch nur 37 Prozent fühlen sich gut auf eine Zinswende vorbereitet. Im vergangenen Jahr waren es noch 44 Prozent. Zu diesen Ergebnissen kommt das "Kommunal-Barometer 2019".
Viele Kommunen laufen ins finanzielle Risiko
Die für steigende Zinsen gerüstete Kämmerer haben sich entweder die niedrigen Zinsen langfristig gesichert, die gute Konjunktur der vergangenen Jahre zum Schuldenabbau genutzt oder alternative Finanzierungsformen etabliert. Den anderen könnten schwere Zeiten bevorstehen: "Viele Kommunen oder kommunale Unternehmen gehen hier also möglicherweise sehenden Auges ein finanzielles Risiko ein", kommentiert Friedrich von Jagow, Geschäftsführer des Münchener Fintechs Commnex, die Zahlen.
Für die Studie seines Hauses wurden zusammen mit der TU Darmstadt 174 Kämmerer, Finanzentscheider kommunaler Unternehmen sowie Kommunal-Experten privater, öffentlich-rechtlicher und genossenschaftlicher Banken befragt. Dabei kommen 47 Prozent der teilnehmenden Kommunalmitarbeiter aus Gemeinden oder Gemeindeverbänden, 37 Prozent aus kreisangehörigen Städten.
Kommunen sind attraktive Kreditnehmer
Der kommunale Kreditmarkt hat der Studie zufolge in Deutschland ein jährliches Volumen von rund 290 Milliarden Euro. Da Städte und Gemeinden in Deutschland per Gesetz nicht insolvenzfähig sind, gelten sie als sichere Kreditnehmer. So geben 39 Prozent der in der Studie befragten Finanzinstitute an, dass das Thema Kommunalfinanzierung für ihr Unternehmen interessant ist. Allerdings würde ein höheres Zinsniveau sowie bessere Möglichkeiten, um Gewinne zu erzielen, die Städte und Gemeinden als Kunden noch attraktiver machen.
Die befragten Finanzinstitute gehen zudem davon aus, dass das Engagement von Kommunen und kommunalen Unternehmen auf dem Kapitalmarkt, zum Beispiel durch Schuldschein und Anleihen zunehmen wird.