Sachsen und Bayern haben im Ländervergleich das beste Bildungssystem. Bremen und Sachsen-Anhalt bilden die Schlusslichter. Der neue Bildungsmonitor 2021 zeigt Handlungsbedarf auf.
Durch Corona haben viele Schülerinnen und Schüler Lernrückstände. Doch die Digitalisierung hilft nicht, wenn Grundwissen fehlt.
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Wie viele Schulabbrecherinnen und -abbrecher gibt es pro Bundesland? Wie viele Lehrkräfte in Mint-Fächern gibt es für die Schülerinnen und Schüler? Wo wird am meisten Bildung gegen den Fachkräftemangel angeboten? Insgesamt 98 solcher Indikatoren fließen in den jährlichen "Bildungsmonitor" ein, der zwischen Flensburg und Freiburg Stärken und Schwächen aus bildungsökonomischer Perspektive misst. Der Bildungsmonitor zeigt also, inwieweit das Bildungssystem eines Bundeslandes zum Wachstum und Wohlstand der Wirtschaft beiträgt.
Erstellt wird er seit 2004 vom arbeitgebernahen Institut der Deutschen Wirtschaft (IW) Köln im Auftrag der Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft (INSM). Die Zahlen basieren auf statistischen Einrichtungen wie den Statistischen Landesämtern und werden in Punkte umgerechnet. Die Daten stammen zumeist aus dem Jahr 2020 und 2021. Die Umfragen zur Coronapandemie erfolgten durch das Meinungsforschungsinstitut Civey. Befragt wurden rund 2500 Eltern und fast 1400 Lehrkräfte.
Digitalisierung allein hilft nicht
Die Studie zeigt: Schnelles WLAN in den Schulen und neue Laptops auf den Tischen helfen nicht weiter, wenn Grundfähigkeiten fehlen. Hier deute sich Dramatisches an, so Studienleiter Prof. Dr. Axel Plünnecke: "Schulqualität, Integration und Hochschule/MINT haben sich in den letzten Jahren deutlich verschlechtert." Auch die jüngste Erhebung zeige, dass die Kompetenzen der Viertklässler im Lesen in Deutschland im Jahr 2021 etwa dem Niveau des schlechtesten Bundeslandes im Jahr 2011 entspreche.
Unzufrieden mit Corona-Bildungslücke
Bewertet wurde im aktuellen Bildungsmonitor auch, welche Auswirkungen die Corona-Krise auf das Bildungssystem hatte. Demnach waren rund 56 Prozent der Mütter und Väter „eher“ oder „sehr unzufrieden“. Die Unzufriedenheit steigt, wenn Eltern einen niedrigen Bildungsabschluss haben oder in ärmeren Regionen leben.
Fast die Hälfte der befragten Lehrkräfte rechnen zudem mit starken Lernrückständen. Etwa ein Drittel sieht diese Lücken bei mehr als der Hälfte der Schülerinnen und Schüler.
Kinder und Jugendliche nachqualifizieren
Um mehr Bildungs- und Chancengleichgerechtigkeit zu erreichen, sollte der Lernverlust vergleichend diagnostiziert und durch Nachqualifizierungsprogramme reduziert werden, so die Studienverantwortlichen. Das Defizit von mehr als 340.000 Plätzen für unter Dreijährige sollte genauso abgebaut werden wie der Mangel an Ganztagsplätzen für Grundschulkinder. Außerdem müssten mehr Lehrkräfte für MINT-Fächer ausgebildet und Quer- und Seiteneinsteiger qualifiziert werden.
Insgesamt vermisst der Bildungsmonitor "Ehrgeiz und Entschlossenheit bei vielen Mitgliedern der Kultusministerkonferenz". Denn "in fast der Hälfte der Bundesländer haben sich die Bildungssystem seit 2013 unterm Strich verschlechtert", so die Studie. Und auch bei den hohen Schulabbrecherquoten gebe es seit Jahren kaum positive Entwicklungen.