Skip to main content
Top

01-03-2023 | Verwaltungsmanagement | Nachgefragt | Article | powered by: Bundesverband Deutscher Unternehmensberatungen e.V.

Wie gelingt die Transformation der öffentlichen Verwaltung?

Author: Indre Zetzsche

2 min reading time
print
PRINT
insite
SEARCH

Die Bundesregierung hat sich zum Ziel gesetzt, Deutschland bis zum Ende der Legislatur in die digitale Spitzenliga zurückzuführen. Das ist ein weiter Weg. 

Im diesjährigen EU-Index zur digitalen Wirtschaft und Gesellschaft (DESI) liegt Deutschland gerade mal auf Platz 13, beim Thema Verwaltungsinteraktion sogar an viertletzter Stelle. Die Ampelkoalition hat darum ein großes Maßnahmenpaket geschnürt. Doch gelingt die Transformation der „deutschen Amtsstuben“ damit?

Viele machen das Fehlen einer Gesamtstrategie für das schleppende Vorankommen der Verwaltungsdigitalisierung verantwortlich. Ich sehe das anders. Sowohl die letzte als auch die jetzige Bundesregierung verfolgen eine mechanistisch-evolutionäre Strategie: Die Leistungsfähigkeit der Verwaltung soll mithilfe neuer Instrumente und optimierter Verfahren sukzessive erhöht werden. 

An der Wirksamkeit eines solchen inkrementellen Vorgehens gibt es berechtigte Zweifel, lässt es doch bestehende Denk- und Handlungsmuster unangetastet. Genau darin liegt meines Erachtens das Scheitern sämtlicher Modernisierungsinitiativen begründet. Kultur verfrühstückt, wie Peter F. Drucker es formulierte, jede Strategie.

Wie kann es gehen?

Darum muss die Transformation der Verwaltung an der Kultur ansetzen. Wobei ich mit „Kultur“ die Gesamtheit von Vorstellungen, Denkformen, Werten und Bedeutungen meine, die sich im Verwaltungshandeln ausdrückt. Dafür braucht es mehr noch als eine „mutige Verwaltungsreform“ eine „mutige Rechtsreform“. Denn: Verwaltungsdenken und -handeln ist maßgeblich durch Rechtsvorschriften, allen voran dem Verwaltungsverfahrensgesetz, bestimmt. 

Sollen unsere Behörden agiler, lösungs- und serviceorientierter werden, müssen diese überarbeitet werden – und zwar sowohl inhaltlich als auch sprachlich. Als Ausdruck und Trägerin von Kultur ist Sprache ein wichtiger Stellhebel. Vogel und Schmallenbach haben mit der Evaluation der linguistischen Gesetzesredaktion gezeigt, dass Gesetzestexte anders, zum Beispiel ansprechend und verständlich, sein können.

Warum brauchen wir neue Narrative?

Damit die digitale Transformation gelingt, müssen die Menschen in der Verwaltung als Fürsprecherinnen und Fürsprecher gewonnen werden. Derzeit wird vor allem die Bequemlichkeit argumentativ angeführt: Die Bürgerinnen und Bürger wollten Anträge bequem vom Sofa aus erledigen und erwarteten dabei „amazonenhafte“ Prozesse. 

Da mag etwas dran sein, aber warum sollte ich als Verwaltungsmitarbeiterin für „wildfremde“ Leute lieb gewonnene Gewohnheiten aufgeben? Wir brauchen neue Narrative, um die Verwaltung zu transformieren. Mein Vorschlag: Lasst uns gemeinsam mit Nutzerinnen und Nutzern sowie den Behörden eine neue, für alle sinn- und nutzenstiftende Erzählung der digitalen Verwaltung entwerfen.

Dieser Beitrag ist erschienen in der innovativen Verwaltung 1-2 2023.

print
PRINT

Related topics