Bei der Digitalisierung stehen die meisten Kommunen Deutschlands vor Hindernissen. Eine Studie zeigt die Hürden und den Handlungsbedarf auf. Der Fachkräftemangel ist dabei nur ein Problem.
Der IT-Fachkräftemangel ist nur eines von mehreren Hindernissen bei der Digitalisierung des öffentlichen Sektors.
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24.000 offene Stellen für ITlerinnen und ITler meldete die Bundesagentur für Arbeit für 2022. Das ist ein Plus von acht Prozent gegenüber dem Vorjahr. Doch der reale Bedarf dürfte deutlich höher liegen, da viele Unternehmen ihre Vakanzen erst gar nicht melden.
Unter dem IT-Fachkräftemangel leidet auch die öffentliche Hand. Fast jede zweite Kommune hat aktuell Probleme bei der Besetzung offener Stellen und 47 Prozent sehen das auch in Zukunft. Diese Werte ermittelte das Beratungsunternehmen Techconsult für die Studie "Digitale Resilienz in Kommunalverwaltungen" im Auftrag des Cloud-Anbieters IONOS. Im Fokus der Untersuchung aus dem Sommer 2023 stehen die zentralen Hindernisse sowie Herausforderungen für Kommunalverwaltungen im Zuge des digitalen Wandels. Dazu wurden 194 Kommunen beziehungsweise Unternehmen der öffentlichen Hand befragt.
Engpass-Problem bei IT-Sicherheit
Laut der Studie stellen die Sicherung von IT-Systemen vor Cyber-Bedrohungen und das Einhalten gesetzlicher Vorgaben eine Herausforderung dar. Für 21 Prozent der Befragten ist es nach eigenen Angaben schwierig, ein hohes Sicherheitsniveau für Anwendungen und Daten zu gewährleisten. Insbesondere in Kommunalverwaltungen (24 Prozent) sei dieser Engpass ausgeprägt. Und 21 Prozent der Befragten mussten sich in den vergangenen zwei Jahren mit IT-Sicherheits-Vorfällen oder -Verletzungen auseinandersetzen.
Mangel an IT-Fachkräften bremst Digitalisierung
39 Prozent aller Befragten berichten von einem Fachkräftemangel in der IT insgesamt. Ausschließlich die Kommunalverwaltungen betrachtet hätten gar zu 44 Prozent einen Mangel an IT-Spezialistinnen und -Spezialisten. Das bremst freilich die Umsetzung von Digitalisierungsvorhaben. Zudem fehle es bei 30 Prozent an ausreichenden finanziellen Mitteln, um die Digitalisierung erfolgreich voranzutreiben.
Was also tun? Eine klar definierte Digitalisierungsstrategie helfe Verwaltungen, verschiedene Digitalisierungsaktivitäten miteinander abstimmen und eine leistungsstarke IT-Umgebung zu schaffen, heißt es in der Studie. 23 Prozent der Befragten gaben jedoch an, dass ihnen ein konkreter Plan zur Umsetzung ihrer Digitalisierungsziele fehle.
Mehr Unabhängigkeit gewünscht
Für 35 Prozent der Befragten ist laut der Untersuchung die starke Abhängigkeit von einem einzigen externen IT-Provider etwas, das Sorgen bereitet. Um mehr Unabhängigkeit zu gewinnen, sind IONOS zufolge Multi-Cloud-Architekturen sinnvoll. 34 Prozent der Kommunalverwaltungen seien auf dem Weg dorthin. Im Trend sei auch, verschiedene Cloud-Modelle zu kombinieren. Künftig vermehrt auf hybrides Cloud-Management zu setzen, planen laut Studie 34 Prozent der Befragten.
Die Studie zeigt überdies drei Punkte auf, die Kommunen von Cloud-Anbietern erwarten: hohe IT-Sicherheit, ständige Verfügbarkeit und individuellen Service. Wichtig seien auch Datenhoheit, Datenschutz, Interoperabilität und Unterstützung beim Refactoring.