Dieser Artikel ist der zweite einer Viererreihe, die eine Diskussion über die Grundlagen der Informatik anregen soll. In ihm wird die Interaktion zwischen Systemen und die Koordination innerhalb von Systemen mithilfe des Kompositionskonzepts thematisiert.
Dabei wird, basierend auf zwei unterschiedlichen Kompositionen, eine strukturelle von einer interaktionsorientierten Perspektive unterschieden. Einerseits die hierarchische, homogene Komposition, die Systeme als Ganzes erfasst und zur Bildung von Supersystemen und damit zu einer strukturellen Teil-Ganzes-Relation führt. Sie basiert auf den Kompositionsregeln berechenbarer Funktionen. Andererseits eine inhomogene Komposition, die Systeme nur partiell im Sinne einer Projektion erfasst, die „Rolle“ genannt wird und zu vergleichsweise loser Kopplung in Form von Protokollen führt.
Diese beiden Kompositionsklassen sind die Basis für ein zweidimensionales Strukturmodell einer IT-Applikation entlang der grundsätzlichen Idee des OSI-Modells, in dem die Vertikale die Teil-Ganzes-Relation und die Horizontale die Interaktionsrelation repräsentiert.
Die Nichtdeterminiertheit der Rollen ist eine notwendige Voraussetzung zum einen für eine weitere Komposition, nämlich mehrerer Rollen eines Systems zu koordinieren – das konstruktive Gegenstück zur Projektion eines Systems auf seine Interaktion. Und zum anderen lässt die Nichtdeterminiertheit den Beteiligten einer protokollbasierten Interaktion Entscheidungsspielraum. Mithilfe von Entscheidungen lassen sich Rollen determinieren. Dies zeigt die enge Verwandtschaft des Protokollkonzepts mit dem Konzept des Spiels.