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2019 | OriginalPaper | Chapter

6. Volksschulen in der Schweiz als besondere Expertenorganisationen

Kommunale Trägerschaften auf der Suche nach ihrer Rolle bei der Führung von Volksschulen

Authors : Barbara Bonhage, Caroline Schwitter Marsiaj

Published in: Experten führen

Publisher: Springer Fachmedien Wiesbaden

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Zusammenfassung

In den letzten rund drei Dekaden erfolgte eine markante Professionalisierung von Führung und Pädagogik im Schweizer Volksschulwesen. Die Gemeinden als Trägerschaften, repräsentiert durch Volksvertreterinnen und -vertreter ohne zwingenden Professionsbezug, sind dabei als oberstes Führungsorgan bestehen geblieben. In der Umsetzung der neuen Rahmenbedingungen entsteht nun bei den Führungsverantwortlichen ein Orientierungsbedarf, der bisher oft nicht abschließend beantwortet wurde. Die in der Praxis diesbezüglich formulierten Fragen werden dabei durch die Angebote aus der Forschung rund um Expertenorganisationen oder aus der klassischen Betriebswirtschaftslehre nur wenig beantwortet. Die besondere Situation der Expertenorganisation „Volksschule“ ist oft wenig spezifisch abgebildet. An Beispielen von konkreten Führungssituationen im Kanton Zürich zeigen wir, welches die spezifische Wesensform von Schweizer Volksschulorganisationen ist. Auch zeigen wir auf, dass im noch andauernden Umsetzungsprozess der neuen Strukturen eine geklärte Rollenabgrenzung zwischen den Führungsverantwortlichen noch nicht gefunden werden konnte. Es lohnt sich daher, spezifische, prototypische Schulführungsmodelle für kommunale Volksschulen zu erarbeiten.

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Footnotes
1
Diese waren im Rahmen unserer langjährigen Tätigkeit als Strategie- und Organisationsentwickler in Zürcher Volksschulen möglich, resp. in der Eigenschaft von C. Schwitter Marsiaj als Mitglied einer kommunalen Schulbehörde.
 
2
GG Kanton ZH, § 55.
 
3
VSG Kanton Zürich, § 41, 42, 43.
 
4
VSG, § 42, 47.
 
5
Es handelt sich hier nicht um eine repräsentative Situierung von Problemlagen in einzelnen Gemeinden. Als Strategie- und Organisationsentwickler wurden wir selbstverständlich eher in Gemeinden gerufen, in denen Spannungen die alltägliche Arbeit belasteten. Viele Gemeinden dürften sich besser als die folgenden Beispiele mit den neuen Anforderungen arrangiert haben. Dennoch zeigen die Beispiele Konfliktlinien auf, die uns immer wieder begegnet sind und bei denen ein Entwicklungsbedarf besteht, der sich aufgrund struktureller Probleme ergibt.
 
6
Die Doppelrolle der Lehrkräfte zwischen Organisation und Profession wurde schon in den frühen 1970er-Jahren von Richard W. Scott beschrieben. Lehrkräfte sind ebenso Mitglieder in einem professionellen wie im bürokratischen System. Als Teil des professionellen Systems verfügen sie über Spezialwissen, komplexe Fertigkeiten und internalisierte Kontrollmechanismen. Als Teil des bürokratischen Systems arbeiten sie in einer hierarchischen Struktur und üben in einem System formaler Regeln eine eng umschriebene Funktion aus. Die bürokratische Organisation hat den Anspruch, ihre Mitglieder so zu steuern, dass sie die Ziele der Organisation zu erreichen vermögen. Gleichzeitig ist sich der bürokratische Teil des Systems bewusst, dass sich die Professionellen weiterhin vor allem mit ihrer Berufsgruppe identifizieren und an deren Standards und Normen festhalten werden. Wiederkehrende Konfliktbereiche sind daher vorhersehbar: der Widerstand der Professionellen gegen bürokratische Regeln, die Zurückweisung bürokratischer Standards, der Widerstand gegen bürokratische Überwachung und die nur bedingte Loyalität gegenüber der Bürokratie (Brüsemeister 2008, S. 178 f.).
 
7
„Wenn alle Lehrer kündigen“ (29. Mai 2017). Neue Zürcher Zeitung.
 
8
Im Kanton Zürich können Volksschulen von autonomen Schulgemeinden betrieben werden oder im Rahmen von sogenannten Einheitsgemeinden von der politischen Gemeinde als Trägerschaft, die eine eigenständige, von der Bevölkerung gewählte Schulpflege einsetzt (Bonhage 2014).
 
9
Sabine Seufert hat zwar in ihrem Lehrbuch „Bildungsmanagement“ 2013 eine differenzierte und umfassende Anpassung des St. Galler Managementmodells für den Schulbereich entwickelt und stellt weitere Konzepte vor, die für die betriebswirtschaftliche Führung von Bildungsorganisationen äußerst wertvoll sind. Im spezifischen schweizerischen Kontext der Volksschulen sind ihre Modellbildungen bisher aber noch kaum umgesetzt geworden.
 
10
Seit 1. August 2014 sieht das Lehrpersonalgesetz (LPG) vor, dass auch sogenannte „Quereinsteiger“ die Führungsfunktion „Schulleitung“ übernehmen können (LPG Kanton Zürich, § 7). In der Praxis zeigt sich aber, dass weiterhin nur in Einzelfällen Schulleitungen angestellt werden, die nicht aus dem Lehrberuf kommen.
 
11
Neben Solothurn wurden auch in Neuenburg die Gremien durch beratende Organe ersetzt oder ganz abgeschafft; andere Kantone stellen den Gemeinden frei, wie sie die Führungs- und Aufsichtsfunktion zwischen Behörde und betrieblicher Exekutive aufteilen wollen, z. B. Bern und Luzern (Heinzer und Hangartner 2016, S. 50).
 
12
VGB Kanton Luzern, §§ 30, 33 u. 44.
 
13
VSG Kanton Solothurn, §§ 5, 40 u. 70 f.
 
14
Für den Kanton Bern haben Hangartner und Svaton (2015, S. 206 f.) erste anschauliche Modelle ausgearbeitet.
 
Literature
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go back to reference Wenn alle Lehrer kündigen. (29. Mai 2017), Neue Zürcher Zeitung. Wenn alle Lehrer kündigen. (29. Mai 2017), Neue Zürcher Zeitung.
Metadata
Title
Volksschulen in der Schweiz als besondere Expertenorganisationen
Authors
Barbara Bonhage
Caroline Schwitter Marsiaj
Copyright Year
2019
DOI
https://doi.org/10.1007/978-3-658-23028-9_6

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