2006 | OriginalPaper | Chapter
Vorkommen und Herkunft von Arzneistoffen in Fließgewässern
Authors : Thomas Ternes, Hansruedi Siegrist, Adriano Joss
Published in: Heil-Lasten
Publisher: Springer Berlin Heidelberg
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Aufgrund der verbesserten chemischen Analytik werden in Kläranlagen und Gewässern vermehrt Pharmazeutika und hormonaktive Stoffe nachgewiesen. Bereits zwischen 1995–1999 konnten in einem umfassenden Monitoringprogramm 36 von 55 analysierten Arzneistoffen und 5 von 9 Metaboliten in deutschen Kläranlagenabläufen nachgewiesen werden. Die höchste Konzentration der Arzneistoffe wurde mit über 6 µg/L für das Antiepileptikum Carbamazepin ermittelt; als Maximalwerte der Diagnostika waren 15 µg/L Iopamidol und 11 µg/L Iopromid zu beobachten. In 40 untersuchten deutschen Fließgewässern waren 31 Pharmaka und 5 Metabolite in zumindest einer Probe nachweisbar. Spitzenwerte von über 1 µg/L waren jedoch keine Seltenheit. Die Belastung der als Vorfluter genutzten Fließgewässer steht offenbar in direktem Zusammenhang mit dem kommunalen Abwasseranteil. Neben dem Eintrag über kommunale Kläranlagen kann für größere Fließgewösser wie Rhein oder Main auch eine Belastung durch industrielle Abwässer von Arzneimittelproduzenten erfolgen. In der Kläranlage werden die Pharmazeutika durch Sorption an den Klärschlamm und biologischen Abbau teilweise eliminiert. Mit steigendem Schlammalter verbessert sich signifikant der Abbau von östrogenen und Medikamenten. Gewisse Pharmazeutika werden jedoch sogar bei Stickstoffeliminationsanlagen ungenügend abgebaut und können nur durch die Ozonung des Ablaufs mit vertretbaren Kosten entfernt werden. Maßnahmen an der Quelle wie die Einführung des Umweltlabels bei Medikamenten und die Urinseparation wären weitere Maßnahmen, welche die Frachten zukünftig wesentlich vermindern helfen, da Arzneimittel und Hormone zum größten Teil vorwiegend über den Urin ausgeschieden werden.