Skip to main content
Top

2023 | Book

Waldbewirtschaftung in der Klimakrise

Herausforderungen für Forstpflanzenproduktion und Holzwirtschaft

insite
SEARCH

About this book

Die Verjüngung des Waldes nimmt eine zentrale Rolle in der nachhaltigen Waldbewirtschaftung ein, bleibt im Diskurs aber oft unberücksichtigt. Dieser Band stellt verschiedene Aspekte zum historischen und zukünftigen Reproduktionsvermögen des österreichischen Waldes und damit der Ressourcenbasis für die Holzwirtschaft angesichts des Klimawandels in den Mittelpunkt. Die Veränderungen im Wald hinsichtlich Resilienz, gesellschaftlicher Erwartungen sowie Biodiversität, Waldbewirtschaftung, Ressourcenverfügbarkeit und Innovationsbedarf der Holzwirtschaft werden kontextualisiert.

Table of Contents

Frontmatter
Einleitung
Zusammenfassung
Die Verjüngung des Waldes, sei es durch natürliche Verjüngung oder durch Forstpflanzungen nimmt eine zentrale Rolle in der nachhaltigen Waldbewirtschaftung, aber auch langfristig in der zukünftigen Bereitstellung von Ökosystemleistungen sowie der Vermarktung und Verarbeitung des Rohstoffes Holz ein. Unsere Wälder geraten durch standortbedingte Veränderungen infolge des Klimawandels zusehends unter Druck. Gleichzeitig lösen politische Zielsetzungen (vgl. Bioökonomiestrategie zur Reduktion der Abhängigkeit von fossilen Ressourcen und Förderung einer nachhaltigen Entwicklung) Druck auf die Nutzung der Wälder zur Gewinnung der Ressource Holz aus. Dem Paradigma der nachhaltigen Forstwirtschaft folgend, steht die Erhaltung eines gesunden und damit produktiven Waldes immer im Vordergrund, doch tatsächlich stellt der Klimawandel mit seinen Auswirkungen im Wald eine nicht planbare und nur schwer einschätzbare Größe dar. Wie einigen wir uns angesichts dessen auf Bewirtschaftungsmaßnahmen, die einerseits den nachhaltigen Fortbestand unserer Wälder sichern, anderseits aber gleichzeitig die unterschiedlichen gesellschaftlichen Bedürfnisse an Waldökosystemleistungen befriedigen können? Angesichts der langen Umtriebszeiten vom Sämling bis zum erntereifen Baum von 80–200 Jahren, je nach Baumart und Standort, ist die Relevanz der Regeneration von Waldbeständen ökologisch, forstwirtschaftlich und holzwirtschaftlich offensichtlich.
Franziska Hesser, Martin Braun, Peter Schwarzbauer
Anpassungsbedarf an den Klimawandel für Wälder in Österreich – Trends, Baumarten und Waldmanagement
Zusammenfassung
Wälder beeinflussen über den Kohlenstoffkreislauf den globalen Klimawandel. Gleichzeitig werden Wälder durch den Klimawandel beeinflusst durch Veränderungen der Umweltbedingungen, wie Temperatur, Niederschlag, Verdunstung aber auch Kohlenstoffdioxidkonzentration in der Atmosphäre. Da Bäume langlebige Organismen sind, ist die Anpassung an solche Veränderungen besonders wichtig. Hier erläutern wir die Rolle von Baumarten und Provenienzen, Veränderungen des Wasserhaushaltes und Konzepte zur Anpassung des Österreichischen Waldes. Resilienz, Resistenz und Anpassungsfähigkeit werden anhand von typischen Waldbaumaßnahmen bewertet.
Mathias Neumann, Christoph Pucher, Manfred J. Lexer
Baumartenwechsel und Herkunftswahl im Klimawandel
Zusammenfassung
Im Klimawandel gehören die Wahl geeigneter Baumarten und Samenherkünfte sowie die Anlage von Mischbeständen zu den vielversprechendsten Anpassungsmaßnahmen in der Waldbewirtschaftung (siehe Kap. 2). Ein Baumartenwechsel ist generell durch natürliche oder künstliche Verjüngung möglich. Die natürliche Verjüngung ist jedoch auf die am jeweiligen Standort bereits vorkommenden Baumarten beschränkt und wird zudem durch hohen Wilddruck regelmäßig stark beeinträchtigt (Schodterer, 2019). Insbesondere nach großräumigen Störungen, wie Stürmen, Waldbränden oder Borkenkäferkalamitäten besteht die Notwendigkeit großflächige Aufforstungen mit für die erwarteten Klimabedingungen geeigneten Baumarten rasch durchzuführen, um die vielfältigen Leistungen des Waldes wiederherzustellen bzw. zu sichern. Als weiterer Nachteil der Naturverjüngung im rasch voranschreitenden Klimawandel könnte sich die lokale genetische Anpassung von Baumarten an die bisherigen Umweltbedingungen erweisen.
Silvio Schüler, Katharina Lapin, Debojyoti Chakraborty
Das Mastverhalten von Bäumen im Wandel
zusammenfassung
Seit fast einem Jahrhundert beschäftigen sich Wissenschaftler:innenaus unterschiedlichen Fachrichtungen der Ökologie, aber auch die forstliche Praxis mit dem Phänomen der Mast, welches die synchrone Produktion großer Samenmengen einer Pflanzenpopulation ganzer Regionen in sehr unregelmäßigen Jahresintervallen beschreibt (Kelly, 1994; Pearse et al., 2016). Dieses Phänomen ist ein wesentlicher Teil des pflanzlichen Reproduktionsverhaltens und ist vor allem bei Bäumen der gemäßigten Klimazonen beobachtet worden. Das sogenannte Mastverhalten wurde nicht nur bei Baumarten beobachtet, sondern auch bei anderen Pflanzengruppen, wie zum Beispiel bei zahlreichen Bambusarten und anderen Vertretern aus der Familie der Süßgräser (Kelly & Sork, 2002).
Katharina Lapin, Anita Zolles, Silvio Schüler
Forstpflanzenbedarf im Klimawandel
Zusammenfassung
Der Klimawandel wird die Umweltbedingungen für mitteleuropäische Baumarten erheblich beeinflussen. Dies wird starke Auswirkungen auf den Bedarf für geeignetes Saatgut haben. Das vorliegende Kapitel untersucht den Zusammenhang von Mastereignissen und Forstpflanzennachfrage gemeinsam mit anderen für die Forst- und Holzwirtschaft wichtigen Prädiktoren wie Holzpreisen, Nutzung und makroökonomischen Entwicklungen. In zwei Szenarien wird die Entwicklung des Holzangebots aus dem österreichischen Wald, mögliche Trends in der Versorgung mit Brennholz, Industrierundholz und Sägerundholz simuliert und der zukünftige Forstpflanzenbedarf nach sieben Hauptbaumarten abgeschätzt.
Martin Braun
Status quo und Zukunft der Versorgung mit forstlichem Saatgut in Österreich
Zusammenfassung
Durch den Klimawandel ändert sich die Artenzusammensetzung der Wälder in den besonders betroffenen Regionen rasant. Bei der Aufforstung muss darauf reagiert werden. Der vorliegende Beitrag gibt einen Überblick über die gesetzlichen Grundlagen zur Gewinnung von forstlichem Vermehrungsgut in Österreich und stellt aktuelle Trends in der Versorgungslage und Änderungen der Baumartennachfrage dar. Probleme in der Saatgutversorgung, wie die geringe Lagerfähigkeit einiger Baumarten, Jahre mit geringer Saatgutqualität, Logistikprobleme bei der Beerntung, aber auch die Überalterung von Samenplantagen werden besprochen. Die assistierte Migration von Baumartenherkünften als Anpassung an den Klimawandel wird diskutiert.
Heino Konrad, Christian Wurzer, Silvio Schüler
Biodiversität, und die Nutzung des Waldes
Zusammenfassung
Die Nutzung von Wäldern nimmt eine zentrale Stellung in der Gesellschaft ein – von der Selbstversorgung (z. B. Brennholz, Nahrung) bis hin zur Holzversorgung globalisierter Wertschöpfungsketten multinationaler Unternehmen. Wälder spielen eine zentrale Rolle für das globale Klima. Darüber hinaus sind Wälder Lebensraum für unzählige Tier-, Pflanzen- und Pilzarten und tragen mit ihrer reichen Artenvielfalt ganz wesentlich zur terrestrischen Biodiversität bei. Waldökosysteme erbringen zahlreiche wertvolle Ökosystemleistungen, z. B. als Produzent nachwachsender Rohstoffe, als Ort der Erholung, zur Regulation von Wasserkreisläufen, zum Schutz des Bodens und mit zunehmender Bedeutung als einziger natürlicher terrestrischer Speicher von Kohlenstoff. Angefacht von politischen Agenden, wie z. B. der Bioökonomiestrategie auf nationaler und EU-Ebene, dem Ziel einer kohlenstoffarmen Wirtschaft, des Green Deals und den UN Zielen für eine nachhaltige Entwicklung, wird eine intensivierte Holznutzung zunehmend befürwortet und damit legitimiert. Gleichzeitig setzt der Klimawandel und damit in Zusammenhang stehende vermehrt auftretende lokale Umweltkatastrophen, wie Dürren, Schädlingsbefall oder Waldbrände, und Luftverschmutzung den Wald als funktionierendes Ökosystem und dessen Biologische Vielfalt vermehrt unter Druck. Im Laufe der Kulturgeschichte geriet der Wald immer wieder unter Druck: Die Legitimität der Nutzung der Wälder, stellt somit einen gesellschaftspolitischen Diskurs dar.
Lea Ranacher, Katharina Lapin, Franziska Hesser
Auswirkungen von Nutzungsrestriktionen auf die Forst- und Holzwirtschaft: Eine Zusammenschau dreier Projekte
Zusammenfassung
Wälder erbringen eine Reihe von wichtigen Ökosystemdienstleistungen. Im Hinblick auf den Klimawandel und Schutz der Biodiversität rücken Nutzungsrestriktionen und Außer-Nutzung-Stellungen wieder vermehrt auf die europäische und nationale politische Agenda. Potenzielle Auswirkungen dieser Entwicklungen auf die Wertschöpfungskette Holz werden im vorliegenden Kapitel überblicksweise als Zusammenschau dreier Forschungsprojekte präsentiert. Durch die Erweiterung der Anforderungen an multifunktionale Waldbewirtschaftung ist eine stärkere Kooperation zwischen verschiedenen Akteuren entlang der Wertschöpfungskette notwendig. Nur durch eine effiziente Ausgestaltung der Nutzung von holzbasierten Rohstoffen (inkl. Reststoffen) sowie ein aufeinander Abstimmen von Nutzungen und Verarbeitungsprozessen zwischen involvierten Stakeholdern kann eine nachhaltige Holzversorgung gewährleistet werden.
Martin Braun
Technologische Implikationen eines Wandels beim Rohstoff Holz
Zusammenfassung
Als Rohstoffe werden die aus der Natur durch die Urproduktion gewonnenen und weitgehend unbearbeiteten Grundstoffe bezeichnet, die in der Regel einer weiteren industriellen Verarbeitung zugeführt werden. Zudem wird zwischen Primärrohstoffen aus der natürlichen Umwelt und Sekundärrohstoffen, die aus bereits genutzten Werkstoffen und Produkten recykliert werden, unterschieden.
Alfred Teischinger
Erratum zu: Waldbewirtschaftung in der Klimakrise
Franziska Hesser, Martin Braun
Metadata
Title
Waldbewirtschaftung in der Klimakrise
Editors
Franziska Hesser
Martin Braun
Copyright Year
2023
Electronic ISBN
978-3-658-39054-9
Print ISBN
978-3-658-39053-2
DOI
https://doi.org/10.1007/978-3-658-39054-9