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06-07-2021 | Wasserstoff | Interview | Article

„Mit drei Hebeln senken wir die Kosten von H2-Drucktanks“

Author: Thomas Siebel

4:30 min reading time

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Faurecia investiert in den Wasserstoffantrieb. Im Interview erläutert Yves Andres die drei wichtigsten Hebel, mit denen speziell Wasserstoffspeicher leichter und kostengünstiger werden sollen.

Springer Professional: Faurecia richtet sein Geschäft zunehmend an der Wasserstoffmobilität aus. Wann werden Wasserstoffantriebe wettbewerbsfähig sein?

Andres: Um eine wettbewerbsfähige Lösung anbieten zu können, müssen die Kosten der Wasserstoffmobilität sinken. Das ist der Schlüssel. Wir gehen davon aus, dass der Wasserstoffantrieb ab 2023 für die ersten kommerziellen Segmente wettbewerbsfähig sein und sich im Laufe des Jahrzehnts auf andere Bereiche ausweiten wird. Das Wasserstoffökosystem muss entlang der gesamten Wertschöpfungskette arbeiten, um eine kohärente Entwicklung und Reife aller Glieder der Kette sicherzustellen: Wasserstoffproduktion, Vertrieb, Tankstellen, Brennstoffzellenkomponenten und Fahrzeuge.

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01-09-2021 | Im Fokus

Druck im Wasserstofftank

Neben Brennstoffzellen gehören Druckspeicher zu den Kostentreibern bei Fahrzeugen mit Wasserstoffantrieb. Für eine zukünftige wasserstoffbasierte Mobilität müssen die Tanks leichter und günstiger werden. Durch die technischen Herausforderungen einerseits und das große Marktpotenzial andererseits entsteht ein interessantes Umfeld für neue Lösungen. 

Wie fassen Sie nun in der Wasserstoffmobilität Fuß?

Wir fokussieren uns auf zwei Schlüsselelemente der Wasserstofftechnologien, mit denen wir circa 80 % des spezifischen Werts des Wasserstoffantriebsstrangs beherrschen. Diese Elemente sind Wasserstoffspeichersysteme, die wir in unserem globalen Wasserstoff-Kompetenzzentrum in Bavans, Frankreich, selbst entwickeln, und Brennstoffzellenstacks, die von Symbio, unserem mit Michelin gegründeten Joint Venture, entwickelt und produziert werden.

Faurecia will die Kosten von Wasserstoffspeichern bis 2030 um 75 % senken. Zählen die Drucktanks denn zu den Kostentreibern bei Fahrzeugen mit Wasserstoffantrieb?

In der Tat sind die Drucktanks ein wesentlicher Kostenbestandteil. Da diese Technologie noch nicht auf Automobilstandard ist, ist sie derzeit noch teuer. Als wichtiger Tier-1-Zulieferer verfügt Faurecia über die Forschungs- und Entwicklungskapazitäten, um die Technologie zu optimieren, und über das industrielle Know-how, um die Kosten zu senken.

Welchen Stellenwert hat speziell die Entwicklung von Drucktanks bei Faurecia?

Wir haben das Ziel, weltweit führend im Bereich der Wasserstoffmobilität zu sein. Deswegen hat Faurecia in den letzten drei Jahren bereits über 200 Millionen Euro in Forschung und Entwicklung, Produktion, strategische Partnerschaften und Akquisitionen investiert und damit ein erstklassiges Ökosystem geschaffen. Insbesondere haben wir 25 Millionen Euro investiert, um in Bavans, Frankreich, ein globales Kompetenzzentrum für Wasserstoff aufzubauen. Hier entwickeln wir die nächsten Generationen von intelligenten, leichten und kostengünstigen Wasserstoffspeichern. Unser Ziel ist es, die Kosten für Wasserstoffspeichersysteme bis 2030 auf ein Viertel zu reduzieren.

Mit welchen Maßnahmen wollen Sie die Kosten für die Drucktanks senken?

Wir werden drei Haupthebel in Bewegung setzen: Erstens werden wir unser Design und unseren Prozess durch starke F&E-Anstrengungen, Simulationskompetenz und Testmöglichkeiten optimieren, einschließlich des Materialverbrauchs. Zweitens werden wir unsere Produktion skalieren: Wir haben derzeit drei Produktionsstandorte auf der ganzen Welt und wollen bis 2025 unseren industriellen Fußabdruck verstärken. Drittens werden wir unser starkes Ökosystem von Partnern und Lieferanten nutzen, um die Kosten für die von uns eingekauften Materialien und Komponenten signifikant zu senken.

Auf welche Absatzmärkte zielen Sie?

Wir schätzen, dass bis 2030 jährlich 2,5 Millionen Wasserstofffahrzeuge produziert werden, die sich wie folgt aufteilen: 500.000 Lkw und 2 Millionen leichte Nutzfahrzeuge und Pkw. Unser Ziel ist es, bis zum Jahr 2030 3,5 Milliarden Verkäufe zu erreichen und Weltmarktführer in einem Markt zu werden, der für denselben Zeitraum auf 17 Milliarden Euro geschätzt wird. Nutzfahrzeuge wie Lkw oder Busse und leichte Nutzfahrzeuge, zum Beispiel Transporter, werden die ersten großen Automobilanwendungen sein, die diese emissionsfreie Technologie nutzen werden, da Wasserstoff für diese intensiven Anwendungsfälle deutliche Vorteile gegenüber Batterien bietet: höhere Autonomie, höhere Nutzlast, kürzere Betankungszeiten und bessere Gesamtbetriebskosten.

Welche Rolle spielt der Wasserstoffantrieb für den Pkw?

Wir erwarten auch, dass Wasserstoff den Pkw-Markt durchdringen wird und Flexibilität für Premium- und Spezialanwendungen bringt. Außerhalb des Straßenverkehrs eignet sich Wasserstoff perfekt für verschiedene andere anspruchsvolle Anwendungen mit hohem Energiebedarf, wie zum Beispiel große Geländewagen oder Anwendungen mit hoher Leistung wie Züge, Schifffahrt oder auch Notstromversorgungen für Rechenzentren.

Wann wird das Geschäft mit dem Wasserstoffantrieb rentabel werden?

Dank unseres Portfolios an Wasserstoffspeichersystemen und Brennstoffzellen, die von Symbio produziert werden, streben wir für Faurecia Clean Mobility eine durchschnittliche Rentabilität im Jahr 2030 an. Kurzfristig strebt Faurecia einen starken Auftragseingang von 500 Millionen Euro für 2021 an, mit führenden OEMs und einer Balance zwischen leichten und schweren Nutzfahrzeugen. Seit Anfang des Jahres hat Faurecia bereits einen Auftragseingang von über 250 Millionen Euro Lifetime-Umsatz verzeichnet.

Letztes Jahr haben wir einen Großauftrag von Hyundai erhalten, um eine Flotte von 1.600 schweren Nutzfahrzeugen mit unseren Wasserstoffspeichersystemen auszustatten. Kürzlich wurden wir von SAIC beauftragt, Wasserstofftanks für eine große Nutzfahrzeugflotte zu liefern, und auch von Safra und Stellantis, sowohl Brennstoffzellen als auch Wasserstoffspeichersysteme für leichte Nutzfahrzeuge, Busse und Nutzfahrzeuge zu liefern. Das zeigt das Vertrauen unserer Kunden aus verschiedenen Segmenten und dass dieser breite Markt wie erwartet anspringt. Faurecia ist ein starker Partner und wir sind auf dem Weg, unsere Ambitionen zu erfüllen.

Im Bereich von Lkw wäre es interessant, 700-bar- anstelle von 350-bar-Tanks einzusetzen. Worin liegt die Herausforderung?

Bei Nutzfahrzeugen besteht eine der größten Herausforderungen darin, eine höhere Autonomie zu erreichen und gleichzeitig die Fahrzeugintegration zu optimieren. Wir entwickeln heute gemeinsam mit unseren Kunden diese maßgeschneiderten Lösungen, auch mit dem gasförmigen 700-bar-System für anspruchsvollste Anwendungen.

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