In Deutschland scheint sich der Bau von Talsperren und Wasserkraftwerken dem Ende entgegen zu neigen. Außerhalb Europas erlebt der Talsperren- und Wasserkraftwerksbau einen intensiven Ausbau oder steht am Beginn. Die Aufgabenbereiche der deutschen Ingenieure, die als Pioniere in Sachen Talsperrenbau und Wasserkraft zu sehen sind und deren Know-How im In- und Ausland gefragt ist, verlagert sich. In Deutschland stehen Modernisierungen der Bau- und Wasserkraftwerke an. Einen fundierten Einblick in die Fragestellungen bei Planung, Bau und Betrieb von Talsperren an Gewässern in Deutschland und weltweit gab das 17. Deutsche Talsperrensymposium in Freiburg zu dem das Juni-Heft der Fachzeitschrift WasserWirtschaft als Tagungsband erschienen ist. Beispielsweise berichten Raju M. Rohde, Hans-Peter Günther und Andreas Rudolf über die Instandsetzung der Grundablässe und die Nutzung von Wasserkraft an der höchsten Talsperre Deutschlands.
Über die komplexe Instandsetzung der Talsperre Lichtenberg berichten Ingo Lux et al. im gleichnamigen Fachartikel. Die Autoren erläutern dabei die Vorüberlegungen, Untersuchungen und Planungen bis zur Genehmigungsplanung.
Tobias Gebler, Gerhard Rieckmann und Nancy Kersten berichten im Fachartikel "Erhöhung der speicherbaren Energiemenge zweier bestehender Pumpspeicherkraftwerke" über die Vergrößerung des Speichervolumens durch die Erhöhung des Stauziels des Eggbergbeckens und der Wehra-Talsperre. Beide Maßnahmen verfolgen das gleiche Ziel, dennoch sind die Randbedingungen äußerst unterschiedlich. Die Autoren stellen die Genehmigungsverfahren, die Umweltuntersuchungen und die technischen Maßnahmen vor.
Talsperrenbau außerhalb Deutschlands
Im Ausland erlebt der Talsperren- und Wasserkraftwerksbau insbesondere dort einen Aufschwung, wo Wasser- und Stromversorgung noch nicht selbstverständlich sind, denn Talsperren und Wasserkraft sind eng mit den Themen Wasser und Energie verbunden.
Hydraulische Infrastrukturanlagen und insbesondere Talsperren sowie Speicher sind seit jeher die Grundlage für die wirtschaftliche Gesundheit sowie die soziale Wohlfahrt einer jeden Gesellschaft. Sie werden im Hinblick auf den Klimawandel noch eine bedeutendere Rolle spielen sowohl zur Verminderung möglicher Auswirkungen als auch zu ihrer Bewältigung. Ein Hauptproblem in diesem Jahrhundert wird es sein, die Menschheit mit umweltfreundlicher, erneuerbarer Energie sowie mit Wasser in ausreichender Qualität und Quantität zu versorgen, für einen erfolgreichen Kampf gegen Hunger, Armut und Krankheit.“, schreibt Anton Schleiss in seiner Einleitung zum Fachartikel "Talsperren und Speicher als lebenswichtige Infrastrukturanlagen für den weltweiten Wohlstand".
Über den eindrucksvollen Bau der Talsperre Zapotillo in Mexiko berichten Walter Wittke und Bettina Wittke-Schmitt in ihrem Fachartikel "Talsperre Zapotillo in Mexiko – eine 130 m hohe Staumauer aus Walzbeton auf stark verformbarem Fels". Eine große Herausforderung des Bauprojekts ist die hohe Verformbarkeit der Tuffschicht auf die die Staumauer gegründet wird. Abschließend weisen die Autoren aber auch noch auf andere Herausforderungen hin. So mussten die Arbeiten an der fast fertiggestellten Mauer aus politischen Gründen eingestellt werden, wurden aber nach einem Jahr wieder aufgenommen.