Einleitung
Kommunale Klimaanpassung: Akteur*innen und Methode
Hemmnisse für die Integration von Klimaanpassungsmaßnahmen in Kommunen
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Politische RahmenbedingungenUmwelt- und Klimathemen zählen zum Wahlprogramm der Koalitionsregierung und in der jüngsten Vergangenheit konnten durchaus positive politische Entwicklungen in den Sektoren Klima, Energie und Umweltschutz beobachtet werden. Im Mittelpunkt des politischen Handelns landen jedoch oft andere Kernthemen wie Wirtschaft, Beschäftigung und Mobilität, so dass dem Klimawandel bei der strategischen politischen Ausrichtung nicht immer der angemessene Stellenwert eingeräumt wird. Zudem fehlen in vielen Kommunen und Gemeinden häufig die personellen und zeitlichen Ressourcen, um zusätzliche und gezielte Mittel für Klimaanpassungsmaßnahmen zu akquirieren. Erwähnung fanden außerdem die Befürchtungen, dass neben der aktuellen, durch die Corona-Pandemie verursachten Situation, zukünftig essenzielle Klimathemen seitens der Politik aufgeschoben werden könnten.
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KommunikationIn der Kommunikation zwischen wichtigen Stakeholder-Gruppen wie der Bürgerschaft oder des Stadt- bzw. Gemeinderats ist die Abstimmung in Themen wie Klimaschutz und Klimaanpassung von großer Bedeutung. Allerdings gibt es gegenüber Klimaschutzmaßnahmen, wie z. B. Windparks, zum Teil erhebliche Widerstände seitens der Bevölkerung, welche unter dem Begriff Nimby-Effekt (engl. „not in my backyard“) zusammengefasst werden. Da der Nimby-Effekt nicht rational ist (Pol et al. 2006), ist zu befürchten, dass auch gegen Klimaanpassungsmaßnahmen, welche z. B. die Parkplatzsituation (Entsiegelung) und die Mobilitätssituation (Erhalt anstatt Neubau von Straßen) tangieren (UMBW 2015), vermehrt Widerstände zu erwarten sind. Hinsichtlich der Kommunikation von Anpassungsmaßnahmen fehlt es kommunalen Akteur*innen zudem an Erfahrung. Die daraus resultierende Unsicherheit erschwert die Beschlussfassung pro Klimaanpassung.
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OrganisationKommunale Einrichtungen sind i. A. hierarchisch und funktional gegliedert und hauptsächlich auf die Bearbeitung konkreter, tagesaktueller Abläufe und Aufgaben hin organisiert. Positionen wie die Klimaschutzmanager*in sind auf Verwaltungsebene häufig in Abteilungen wie der Stadtplanung, dem Grünflächenamt oder dem Umweltamt integriert und haben daher nur einen begrenzten Einfluss auf strategische Entscheidungen. Diese Einbettung erfolgt meist in einer sogenannten Linienorganisation und das hat zur Folge, dass Empfehlungen der Klimastellen in der Organisation oft nicht unmittelbar und durchschlagend wahrgenommen werden können und deren Arbeit daher eher reaktiv statt proaktiv wirken kann.
Ableitung von Lösungsansätzen zur Überwindung der gefundenen Hemmnisse für kommunale Klimaanpassung
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Lösungsansatz NetzwerkeDie Teilnehmer*innen schlugen lebendige Netzwerke als Teil eines möglichen Lösungsszenarios zur Überwindung von Hindernissen in den Bereichen Politik und Kommunikation vor. Ein Netzwerk aus Kommunen einer Region und lokalen Institutionen, wie beispielsweise Bildungseinrichtungen, Handwerkskammern oder Vereinen, könnte nicht nur eine deutlich bessere Sichtbarkeit bieten, sondern auch ein größeres Potenzial für den Austausch in Form von Klimainformationsprojekten oder für die gemeinsame Beantragung von Fördermitteln. Darüber hinaus könnten gemeinsame Workshops und Netzwerkveranstaltungen von Klimaschutz- und Klimaanpassungsmanager*innen aus mehreren Kommunen eine höhere gesellschaftliche und politische Wirkung haben als die Summe der jeweiligen lokalen Einzelaktivitäten. Sowohl ein besserer regionaler Wissenstransfer als auch ein Zusammenschluss von regionalen Bürgerinitiativen und politischen Akteur*innen könnten zudem die Akzeptanz und Wirkung lokaler Anpassungsmaßnahmen deutlich fördern und eine Abstimmung in der Klima-Kommunikation zwischen Akteur*innen aus Kommune, Wirtschaft, Politik und Wissenschaft voranbringen.
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Lösungsansatz WissenstransferZur Unterstützung in der kommunalen Klima-Kommunikation wurde zudem der Einbezug überregionaler Stakeholder-Gruppen wie Umweltverbänden oder Forschungsinstituten vorgeschlagen, um die Zielgruppe der Bürger*innen besser zu erreichen. Zu den möglichen Potenzialen dieses Austauschs gehören die Erstellung von Klimaprognosen, z. B. in Form von Hochwasserrisikokarten, die Identifizierung von Hitzespots in städtischen Gebieten und die Sensibilisierung für die Notwendigkeit von Klimaanpassungsstrategien. Diese Maßnahmen könnten helfen, die Thematik der Klimaanpassung aus dem wissenschaftlich-abstrakten Raum heraus zu holen, zu einer greifbaren und bürgernah-kommunizierten Sichtbarkeit der Entwicklungen. Ein konkretes Lösungsszenario könnte auch im Konzept der sogenannten Klimapartnerstädte liegen. Rohat et al. (2017) definieren diese Städte als Städtepaare, bei welchen zu erwarten ist, dass das zukünftige Klima einer Stadt „A“ dem gegenwärtigen Klima einer anderen Stadt „B“ signifikant ähnlich sein wird (Abb. 2).
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Lösungsansatz OrganisationIn der Implementierung von Stabsstellen für Klimaschutz- und Klimaanpassungsmanager*innen liegen Potenziale für eine deutliche Erweiterung des Handlungsrahmens und für eine verbesserte Sichtbarkeit des Wirkens dieser Akteur*innen. Darüber hinaus könnte ein Zusammenschluss der Klimaschutz- und Klimaanpassungsstellen mehrerer Kommunen einer Region die Integration von Anpassungsmaßnahmen effektiver voranbringen. Aus der Vernetzung mit anderen Klimastellen auf Landes‑, Leitungs-, und Ressortebene könnte darüber hinaus ein Verbund handlungsfähiger Akteur*innen entstehen.