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Published in: List Forum für Wirtschafts- und Finanzpolitik 4/2017

20-02-2017 | Aufsätze

Wettbewerb in der Restmüllerfassung

Eine empirische Analyse der Anbieterstruktur

Authors: Veit Böckers, Lilian Hardorp, Justus Haucap, Ulrich Heimeshoff, Niklas Gösser, Susanne Thorwarth

Published in: List Forum für Wirtschafts- und Finanzpolitik | Issue 4/2017

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Zusammenfassung

Der vorliegende Beitrag ermittelt das aktuelle Ausmaß kommunaler Betätigung in der Abfallwirtschaft auf Basis von 9248 deutschen Gemeinden und Städten. Vor allem in Großstädten mit über 100.000 Einwohnern haben Kommunen fast vollständig die Restmüllsammlung übernommen. Zwar wird insgesamt über alle Kommunen betrachtet nur für knapp 34 % der Gebiete die Erfassung durch kommunale Unternehmen vorgenommen. Gewichtet man die jeweiligen Gebiete jedoch mit der Einwohneranzahl, entfällt insgesamt knapp 62 % der Restmüllerfassung auf kommunale Entsorgungsunternehmen. In Großstädten über 100.000 Einwohner haben sich kommunale Unternehmen sogar 94 % des Marktes gesichert. Private Entsorger dominieren hingegen vor allem im ländlichen Raum. Diese Befunde deuten auf eine Rosinenpickerei der Kommunen hin, die sich insbesondere die dicht besiedelten profitablen Gebiete herausgesucht haben. Im Vergleich zu bisher verfügbaren Statistiken über kommunale Aktivitäten in der Abfallwirtschaft (vgl. etwa Monopolkommission 2014) zeigt sich eine weitere Zunahme der Rekommunalisierung. Sollten die Wettbewerbsbedingungen nunmehr auch in anderen Bereichen der Abfallwirtschaft, wie etwa bei Wertstoffen, zugunsten der Kommunen verzerrt werden, ist hier mit ähnlichen Rekommunalisierungstendenzen und einer Verdrängung privater Wettbewerber zu rechnen.

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Footnotes
1
Zu Haushaltsabfällen gehören Hausmüll, Bio- und Grünabfälle, Leichtverpackungen, Sperrmüll und weitere Abfallarten (bspw. Textilien und Bauschutt), welche zumeist in Abfallcontainern entsorgt werden müssen.
 
2
Begründet wird dies durch die Annahme, dass private Haushalte nicht über die nötigen Kenntnisse für eine fachgerechten Entsorgung verfügen.
 
3
Zum Begriff und zur Problematik der Daseinsvorsorge siehe Haucap (2007).
 
4
Eine Ausnahme sind bestimmte gesetzlich vorgeschriebene „Zwangsbeteiligungen“ von untergeordneter Bedeutung.
 
5
Zu den Vor- und Nachteilen öffentlich-privater Partnerschaften vgl. Wigger (2017).
 
6
Bundeskartellamt, Meldung vom 5. Dezember 2011, „Bundeskartellamt mahnt Berliner Wasserbetriebe wegen überhöhter Trinkwasserpreise ab“, http://​www.​bundeskartellamt​.​de/​SharedDocs/​Meldung/​DE/​Pressemitteilung​en/​2011/​05_​12_​2011_​BWB-Abmahnung.​html.
 
7
Vgl. Der Neue Kämmerer vom 22. Februar 2016, „Droht vielen Stadtwerken die Pleite?“, http://​www.​derneuekaemmerer​.​de/​nachrichten/​beteiligungsmana​gement/​droht-vielen-stadtwerken-die-pleite-31111/​.
 
8
Vgl. LesEchos vom 02. April 2012, „Nouveau revers pour Suez en Hongrie“, abrufbar unter: http://​www.​lesechos.​fr/​02/​04/​2012/​LesEchos/​21157-134-ECH_​nouveau-revers-pour-suez-en-hongrie.​htm.
 
9
Da viele ausgeschriebene Angebote auf eine Leistungserbringung über einen langen Zeitraum (bspw. fünf Jahre und mehr) ausgelegt sind, die Informationen der TED jedoch nur bis zum Jahr 2009 ausgewertet werden konnten, beruht der überwiegende Teil der Daten auf Informationen von Internetauftritten oder Abfallwirtschaftskonzepten der jeweiligen Kommunen. Für den Fall, dass die Ergebnisse der TED keinen Rückschluss auf die Dauer des Auftrages gaben, wurden diese nur für den Zeitraum der letzten drei Jahre bevorzugt.
 
10
Bei Anwendung des Dominanzprinzips wird, wenn also Unternehmen A mit der Erfassung eines Gebietes X beauftragt wurde und die Unternehmen B und C jeweils 51 % bzw. 49 % der Anteile an Unternehmen A halten, die Erfassung Unternehmen B zugeschrieben. Unter Berücksichtigung der tatsächlichen Anteile der privat- und kommunalwirtschaftlichen Unternehmen würde im fiktiven Beispiel die Erfassung des Gebietes X zu 51 % dem Unternehmen B und zu 49 % dem Unternehmen C zugewiesen.
 
11
Am 31. Dezember 2014 lebten in Deutschland laut Statistischem Bundesamt etwa 80,8 Mio. Einwohner.
 
12
Es gilt allerdings zu berücksichtigen, dass nicht alle privaten Unternehmen klar identifiziert werden konnten, da entweder keinerlei Information über den privaten Anbieter vorlag (252 Fälle) oder die Aufteilung der Unternehmen nicht eindeutig ist (320 Fälle).
 
13
Die als „Remondis und Dritte“ deklarierte Gruppe macht noch einmal zusätzlich ca. 5 % aller Städte und Gemeinden und etwa 1 % der gesamten Bevölkerung innerhalb der Stichprobe aus. Auf ausschließlich durch privat bediente Gebiete summiert sich der Anteil an der Bevölkerung auf rund 7,9 %.
 
Literature
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Title
Wettbewerb in der Restmüllerfassung
Eine empirische Analyse der Anbieterstruktur
Authors
Veit Böckers
Lilian Hardorp
Justus Haucap
Ulrich Heimeshoff
Niklas Gösser
Susanne Thorwarth
Publication date
20-02-2017
Publisher
Springer Berlin Heidelberg
Published in
List Forum für Wirtschafts- und Finanzpolitik / Issue 4/2017
Print ISSN: 0937-0862
Electronic ISSN: 2364-3943
DOI
https://doi.org/10.1007/s41025-017-0055-9

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