Zusammenfassung
In Österreich findet – wie in vielen anderen Ländern auch – jährlich Anfang Januar eine Zählung von Wintervögeln statt, also von jenen Vögeln, die in Österreich über Winter bleiben. Wie genau kann eine solche „Zählung“ sein, wenn sie auf freiwilliger Beteiligung von Menschen beruht, die sich eine Stunde Zeit nehmen, Vögel zählen und dann ihr Ergebnis auf einer Internetseite oder per Postkarte an die Organisatoren abliefern? Wir sind dieser Frage nachgegangen und dabei auf viele weitere Fragen gestoßen. Unterrichtsversuche haben uns gezeigt, dass Schülerinnen und Schüler bereit sind, den Wintervögeln zu helfen und zu diesem Zweck genauer über verbesserte Methoden zur Zählung nachzudenken. Als geeignetes Mittel zum Verständnis der Zählmethoden und ihrer Qualität bzw. Genauigkeit haben sich realitätsnahe Übungen von Zählungen auf dem Schulhof bzw. im Klassenraum bewährt. Mit genau geplanten und eingegrenzten Versuchsbedingungen lässt sich gut verstehen, welche Hürden auf dem Weg zu einer genauen Zählung in der Realität zu bewältigen sind. Mit Hilfe von Informationen aus der Biologie über das Verhalten von Wintervögeln kann (fächerübergreifend) erarbeitet werden, welche zusätzlichen Herausforderungen sich ergeben, wenn Wintervögel professionell gezählt werden sollen. Wenn sich eine Schulklasse erfolgreich bemüht hat, selbst solche Fragen zur Modellierung, zum Einsatz statistischer Methoden und Hochrechnungen und deren Genauigkeit zu entwickeln und zu beantworten, kann sie sehr viel Statistik lernen und dieses Wissen auch nutzen, um Anwendungen der Statistik in anderen Bereichen zu verstehen: etwa BIG DATA, die statistische Analyse von Internetnutzungen, oder bei den vielen Statistiken, die in Medien und im Internet als Begründung verwendet werden.