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2020 | Book

Wirtschaftskrieg

Rivalität ökonomisch zu Ende denken

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About this book

Wer die aktuellen Entwicklungen in den internationalen Handelsbeziehungen verstehen will, kommt nicht umhin, sich mit dem Thema „Wirtschaftskrieg“ auseinanderzusetzen. Ulrich Blum untersucht in diesem Buch das Wesen des Wirtschaftskriegs, das zugehörige Menschen- und Ordnungsbild, die Institutionen, den Erklärungsbeitrag der Staatsphilosophien aus der Sicht der modernen Ökonomik und anderer sozialwissenschaftlicher Theorien sowie der Militärwissenschaften. Sodann analysiert er den Wirtschaftskrieg als Führungsaufgabe in komplexen Märkten, die Bedingungen für Erfolg, sowie die Sicht der Unternehmen und des Staats, insbesondere im Blick auf den verbundenen Instrumenteneinsatz.
Eine Vielzahl historischer und aktueller Beispiele untermauert die Ausführungen und verweist auf die Dringlichkeit, sich mit der Abgrenzung zwischen Wettbewerb und Wirtschaftskrieg, beides Teile der Rivalität, zu befassen: Lässt sich intensiver Wettbewerb durch kluge Regelsetzung nachhaltig aufrechterhalten oder tendiert er regelmäßig zur Radikalisierung, wie gerade das letzte Jahrzehnt zeigt? Für den militärischen Konflikt ist seit Clausewitz bekannt, dass bewaffnete Auseinandersetzungen grundsätzlich zur Eskalation neigen – nur die Politik als letztgültiger Zweck kann sie einhegen. Der ökonomische Wettbewerb bedarf ganz analog eines klaren ordnungsökonomischen und politischen Rahmens, um nicht zum Wirtschaftskrieg zu eskalieren, was vor allem angesichts der aktuell beobachtbaren Hybridisierung von Konflikten zunehmend schwerfällt.

Table of Contents

Frontmatter
Kapitel 1. Wirtschaftskrieg als neues ökonomisches Paradigma
Zusammenfassung
Das erste Kapitel fragt nach der Relevanz eines Buches zum Thema Wirtschaftskrieg. Es findet die Antwort in der Rolle, die dieser in der Realität spielt, und in der Notwendigkeit einer klaren theoretischen Fundierung, um ihn vom Wettbewerb, der ebenfalls zerstörerisch wirken kann, abzugrenzen. Die deneinzelnen Kapiteln gemeinsame Grundstruktur wird dargestellt; einem Problemaufgriff folgt das Aufbereiten theoretischer bzw. konzeptioneller Grundlagen, das Darstellen der Relevanz entlang von Beispielen sowie schließlich die Zusammenfassung im Sinne von Handlungsempfehlungen an Wirtschaftskrieger.
Ulrich Blum
Kapitel 2. Die Geburt des Wirtschaftskriegs aus dem Geiste der Rivalität
Zusammenfassung
Im zweiten Kapitel werden die Lehren der großen militärischen Kriegstheoretiker aufbereitet, um eine stringente Definition verbal und formal zu formulieren, die den Wirtschaftskrieg vom Wettbewerb abgrenzt; beide werden unter dem Begriff der Rivalität subsummiert. Es erfolgt eine Einordnung in das Konzept des hybriden Krieges, der militärische, politische, rechtliche, wirtschaftliche, informatorische und kognitive Ansätze des Erzwingens von Dominanz umfasst. Friedliche Situationen können genau dann zu kriegerischen eskalieren, wenn in Zukunft eine aktuell vorhandene Überlegenheit gegenüber dem Rivalen verlorenzugehen droht. Die Inhalte werden entlang des chinesisch-amerikanischen Handels- und Technologiekriegs verdeutlicht.
Ulrich Blum
Chapter 3. Das Menschen- und das Ordnungsbild im Wirtschaftskrieg
Zusammenfassung
Das dritte Kapitel hinterfragt das Menschenbild von Wirtschaftskriegern und worin die Ursachen für überbordendes Rivalitätsstreben liegen. Ansatzpunkte dafür werden in einer Vielzahl von wissenschaftlichen Disziplinen gefunden, beispielsweise in der Humanethologie, der Soziologie, der Religion, der Psychologie oder der Medizin. Herausgehoben werden linguistische Konzepte, weil die bellizistische Sprache, die inUnternehmen und der Wirtschaftspresse zunehmend verwendet wird, Hinweise auf Gedankenstrukturen und insbesondere auf ein erhöhtes Aggressionspotential geben kann. Zwei Beispiele, eins zu den historischen Konquistadoren und ein anderes zum aktuellen LIBOR-Skandal, runden die Darstellung ab.
Ulrich Blum
Chapter 4. Der institutionelle Rahmen des Wirtschaftskriegs
Zusammenfassung
Das vierte Kapitel thematisiert die Institutionen, in denen sich Gesellschaften organisieren, und die Anreize für individuelles und kollektives Handeln bereitstellen. Dargestellt werden ökonomische Ordnungsentwürfe, darin eingeschlossen die Soziale Marktwirtschaft, um sodann im spieltheoretischen Kontext das Problem zu thematisieren, wie mit Anreizsystemen umzugehen ist, die individuelles Verhalten fördern, das zu kollektiven Katastrophen führt, wie es in der Finanzkrise zu sehen war. Diese wird umfassend in einem Beispiel aufgegriffen, um das Maß der Regelüberschreitungen zu verdeutlichen, ebenso wie der Ost-West-Systemkrieg vor dem Fall der Mauer.
Ulrich Blum
Chapter 5. Kooperative und agonale Theorien des Staats
Zusammenfassung
Die Lehren der weltlichen Philosophen, denen sich das fünfte Kapitel widmet, begründen in hohem Maße gesellschaftliche Tiefenstrukturen, insbesondere auch innere Bindungskräfte von Sozialsystemen. Unterschieden wird zwischen kooperativen Lehren, die die menschliche Zusammenarbeit erklären und die Soziabilität des Menschen betonen, und den agonalen Lehren, die Rivalität und Kampf als unausweichlich ansehen oder sogar verherrlichen. Der betrachtete Zeitrahmen umfasst rund 2.500 Jahre. Die Ausbeutung durch Arbeit in den Entwicklungsländern und die ökonomischen Folgen des Klimawandels werden beispielhaft als Wirtschaftskriege identifiziert, bei denen agonales Verhalten als sozial akzeptabel angesehen wird.
Ulrich Blum
Kapitel 6. Fähigkeit, Bereitschaft und Wille zum Wirtschaftskrieg
Zusammenfassung
Das sechste Kapitel benennt drei Faktoren, die erfüllt sein müssen, um Wirtschaftskriege zu gewinnen bzw. abzuwehren: die Fähigkeiten (u. a. das Bevölkerungspotential, Kapitalgüter, Ressourcen, intellektuelles Vermögen, Infrastrukturen), die Bereitschaft zum Einsatz und Nutzen derselben und schließlich der Willen zum Erfolg. Diese werden mittels Statistiken länderübergreifend dargestellt. Beispielhaft wird anhand der Verfügbarkeit von Öl als zentraler Ressource der Moderne und wichtiger Fähigkeit, um Wohlstand und Dominanz zu erzielen, gezeigt, wie regionale Machtungleichgewichte durch wirtschaftskriegerisches Handeln verändert werden können. Weiterhin verweist der Auszehrungskrieg in der US-Autoindustrie im vergangenen Jahrhundert darauf, dass mancher Wirtschaftskrieg ohne echten Sieg endet und er dann die Branche zugunsten anderer Wettbewerber nachhaltig zerstören kann.
Ulrich Blum
Chapter 7. Führung und Entscheidung im Wirtschaftskrieg
Zusammenfassung
Das siebte Kapitel fragt nach den Maßstäben erfolgreichen Führens in einem Wirtschaftskrieg und wie man wirtschaftskriegerischen Erfolg misst. Die Antwort darauf findet sich in den Führungslehren, in einer klaren Strukturierung der Führungsprozesse und in klassischen Schadensanalysen. Der Umgang mit Komplexität, das Setzen strategischer Signale, das Nutzen von Informationsasymmetrien und das Berücksichtigen kognitiver Barrieren werden ebenso thematisiert wie die Einbettung in die corporategovernance eines Unternehmens. Technologieführer sind besonders gut in der Lage, auch in einem wettbewerbsintensiven Umfeld zu Innovatoren zu werden, gefährden damit etablierte Konkurrenten, von denen sie dann „rechtzeitig“ gezielt zerstört werden, wie das Beispiel AMD gegen Intel zeigt. Weitere Beispiele für Friktionen im Führungsprozess, die Niederlagen erzeugen, werden anhand der Rivalität zwischen Mannesmann-D2 und Vodafone dargestellt. Wie ein Wirtschaftskrieg gerade noch verhindert werden konnte, zeigt der „Elchtest“.
Ulrich Blum
Chapter 8. Das Kriegstheater der Wirtschaft
Zusammenfassung
Ebenso wie ein militärischer Krieg findet ein Wirtschaftskrieg in Räumen statt, und diesem „Kriegstheater“ widmet sich das achte Kapitel. Dabei ist Raum nicht allein geographisch zu interpretieren – er kann sachliche, zeitliche, sprachliche, rechtliche oder viele weitere Differenzierungen besitzen, die wiederum Friktionen entlang dieser Dimensionen erzeugen. Damit ähnelt die Bedeutung des Raumes der Analyse des relevanten Markts aus der Kartelltheorie. Die durch den Raum entstehenden Unvollkommenheiten können sehr geschickt zum eigenen Vorteil genutzt werden, was an zwei Beispielen, nämlich dem Krieg um die Dominanz in der Solarindustrie und dem Kampf um Seltene Erden, gezeigt wird.
Ulrich Blum
Chapter 9. Das Unternehmen im Wirtschaftskrieg
Zusammenfassung
Das neunte Kapitel befasst sich mit dem Wirtschaftskrieg der Unternehmen und greift zunächst die Lehren der modernen Industrieökonomik und Wettbewerbstheorie auf. Preis-Mengen- und Qualitätsinstrumente werden ebenso thematisiert wie das Kommunikationsverhalten der rivalen Unternehmen untereinander, beispielsweise Fusionen,Kooperationen oder der Aufbau von Plattformmärkten. Das wird ergänzt durch Verhaltensweisen, die es erlauben, Dominanz zu erzielen, Märkte zu vermachten, die dem nichtökonomischen Bereich zuzuordnen sind, wobei insbesondere die Skandalisierung von Produkten und die Spionage zu nennen sind. Verdeutlicht wird das am gezielten Zerstören von Konkurrenten durch bewusste Falschinformationen in der Autoindustrie, am Produktmobbing gegenüber innovativen Herstellern von weißer Ware und an einem Preiskrieg am Ende eines Kartells mit dem Ziel, überregionale Dominanz zu erzwingen, ein Unternehmen, das als Kronzeuge das Kartell auffliegen ließ, zu bestrafen, und den eigenen Wert des Unternehmens mit den Ziel des Verkaufs nach oben zu treiben.
Ulrich Blum
Chapter 10. Der Staat im Wirtschaftskrieg
Zusammenfassung
Im zehnten Kapitel werden die Möglichkeiten von Staaten in einem Wirtschaftskrieg analysiert. Autoritären Staaten fällt es besonders leicht, eigene nationale Unternehmen zu instrumentalisieren, was bereits im Wirtschaftskrieg der Unternehmen beschrieben wurde. Dem Staat sind verschiedene Instrumente aus seiner Gestaltungskraft und seinem Machtmonopol zugänglich. Direkte Mittel, wie zum Beispiel die Geld-, Fiskal- oder Zollpolitik, werden ebenso dargestellt wie indirekte Mittel, insbesondere das extraterritoriale Durchsetzen von Recht oder staatlicher Terrorismus. Drei Beispiele beleuchten derartige Auseinandersetzungen, zwei davon analysieren den Antagonismus in Europa vor und nach dem Ersten Weltkrieg aus ökonomischer Sicht, ein drittes verweist auf die Risiken von Währungskriegen.
Ulrich Blum
Chapter 11. Cyberkrieg und Hochtechnologiekonflikte
Zusammenfassung
Der Cyberraum als neue Dimension des Wirtschaftskriegs und auch von Konflikten im Bereich der Hochtechnologie wird im elften Kapitel untersucht. In ihm sind Angriff und Verteidigung schwer zu identifizieren, oft kaum zu unterscheiden, so dass der Ordnungsrahmen des Wettbewerbs verschwimmt. Die verschiedenen Waffensysteme werden dargestellt, die Bedeutung intellektueller Eigentumsrechte thematisiert und die Möglichkeiten für verdeckte Operationen aufgezeigt. Eine Darstellung des Patentkriegs zwischen Samsung und Apple und des chinesisch-amerikanischen Hochtechnologiekonflikts beschließt dieses Kapitel.
Ulrich Blum
Chapter 12. Die Zombifizierung oder das Zerstören von Ordnung
Zusammenfassung
Zombies, also „untote“ Unternehmen sind eine Gefahr für gesunde Unternehmen, was im zwölften Kapitel gezeigt wird. Denn sie sind, finanziert über die Zentralbanken mit ihrer Niedrigzinspolitik, die die Kapitalknappheit aufgelöst und damit die Selbstreinigungskräfte der Märkte durch Insolvenzen abgeschafft hat, in der Lage, die Kapitalbasis solider Unternehmen über den normalen Wettbewerbsprozess zu erodieren. Das wird für Europa am Beispiel des Draghiats als Herrschaft der Zentralbank gezeigt.
Ulrich Blum
Chapter 13. Epilog
Zusammenfassung
Das dreizehnte Kapitel reflektiert die Ziele des Buchs, nämlichden Übergang zwischen Wettbewerb und Wirtschaftskrieg als aus paradigmatischer Sicht, aus Sicht einer Führungslehre und Sicht der täglich der Wirtschaft ausgelebten Rivalitäten zu analysieren. Thematisiert wurde die Rolle der Gewalt, die der anthropologischen, soziologischen und psychologischen Legitimierung von Verhaltensweisen, die klassische Ordnungsrahmen sprengen, sowie deren philosophischen Legitimierung. Dabei zeigen sich – auch in der moralischen Bewertung – Parallelen zwischen militärischem Krieg und Wirtschaftskrieg, die auch in die modernen hybriden Ausformungen, beispielsweise Technologie- und Informationskriege sowie kognitive Krieg hineinreichen. Somit finden sich hier starke Berührungspunkte für Unternehmen und Staaten mit wirtschaftskriegerischen Absichten. Gerade diese Breite ordnet sich in historische Erfahrungen ein, welche die Bedeutung freiheitlicher Ordnungsrahmen betont und die Sicht auf die Ökonomie als Sozialwissenschaft verdeutlicht.
Ulrich Blum
Kapitel 14. Anhang: Übersicht über die Werke großer Kriegstheoretiker
Zusammenfassung
Vier wichtige Säulen kriegstheoretischer Erkenntnisse werden inhaltlich und bezüglich der Struktur ihres Werks vorgestellt, nämlich die Gedanken von SUN Zi, von TAN DAOJI, von CH’I Chi-kuang und von Carl von CLAUSEWITZ, um einen Überblick über die Struktur Ihres Werkes und ihre Gedanken zu geben.
Ulrich Blum
Backmatter
Metadata
Title
Wirtschaftskrieg
Author
Ulrich Blum
Copyright Year
2020
Electronic ISBN
978-3-658-28364-3
Print ISBN
978-3-658-28363-6
DOI
https://doi.org/10.1007/978-3-658-28364-3