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2021 | Book

Wirtschaftsordnung und Sozialverfassung als mitbestimmte Institutionen

Studien zur sozialen und industriellen Demokratie II

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About this book

Die in diesem Band versammelten Beiträge befassen sich im weitesten Sinne mit der Rolle der Mitbestimmung und Mitwirkung von Gewerkschaften und betrieblichen Interessenvertretungen bei der Ausgestaltung der Wirtschaftsordnung und der Sozialverfassung in Deutschland. Wird mit Wirtschaftsordnung vornehmlich die der Sozialen Marktwirtschaft gemeint, dann mit Sozialverfassung primär die betrieblichen und die den Arbeitsmarkt regulierenden Direktiven, Konventionen und sozialen Praktiken. Als Institutionen sind sie im Sinne normierter Verhaltens- und Handlungsmuster zu verstehen. Die Beiträge schließen als „Studien zur sozialen und industriellen Demokratie“ an die im Vorgängerband „Arbeit und Bürgerstatus“ (2008) veröffentlichten Arbeiten des Verfassers zur Grundlegung der Industriellen Beziehungen als einer sozialwissenschaftlichen Teildisziplin an, die wiederum – analog zum angelsächsischen Wissenschaftsverständnis – als ein interdisziplinäres Forschungsfeld mit Segmenten aus der Soziologie und Ökonomie, den Politik- und Rechtswissenschaften zu verstehen ist. Zugleich können die Beiträge als historische und theoretische Studien in der von den Kathedersozialisten begründeten und von Max Weber weitergeführten Tradition der Sozialökonomie gelesen werden. Gegenstand dieser an einigen deutschen Universitäten wiederbelebten Studienrichtung sind die Wechselwirkungen zwischen Wirtschaft, Politik und Gesellschaft. Deren Untersuchung und Analyse stehen in gewisser Weise quer zu den etablierten disziplinären Taxonomien.

Table of Contents

Frontmatter

Aufschlag

Frontmatter
Kapitel 1. Marktwirtschaft à la carte: liberale, soziale, zivilisierte
Zusammenfassung
Der Markt ist eine emergente und wandelbare Institution der Menschheitsgeschichte; seinen historisch-geographischen Entstehungsort hatte er als Güteraustausch an den Rändern der ältesten sozialen Gemeinschaften.
Walther Müller-Jentsch

Die Rolle der Mitbestimmung in einer sozialen Marktwirtschaft

Frontmatter
Kapitel 2. Grundsatzentscheidung Montanmitbestimmung
Zusammenfassung
Die politische Entscheidung für die Unternehmensmitbestimmung in der Montanindustrie war von weitreichender Bedeutung für die Entfaltungsmöglichkeiten des deutschen Sozialstaats und begründete einen strukturentscheidenden „Entwicklungspfad“ der industriellen Beziehungen.
Walther Müller-Jentsch
Kapitel 3. Mitbestimmung – der verkannte Ordnungsfaktor
Zusammenfassung
Nicht nur für ausländische Beobachter ist das deutsche System der Mitbestimmung in Betrieb und Unternehmen eine komplizierte Rechtsdomäne. Allein drei Gesetze regeln die Mitbestimmung in Unternehmen, ein viertes regelt die Mitbestimmung in Betrieben privatwirtschaftlichen Rechts und ein gutes Dutzend weiterer Personalvertretungsgesetze kodifiziert die Rechte der Vertretungen öffentlicher Bediensteter in Bund, Ländern und Kommunen.
Walther Müller-Jentsch
Kapitel 4. Demokratie und Wirtschaftsordnung
Zusammenfassung
Spätestens seit Luhmanns systemtheoretischem Siegeszug pfeifen es die Spatzen von den Dächern: Politische und wirtschaftliche Systeme haben ihren Eigensinn. Parlamente funktionieren anders als Märkte; politische Entscheidungen werden nach der Mehrheitsregel, ökonomische nach Angebot und Nachfrage getroffen.
Walther Müller-Jentsch
Kapitel 5. Der Weg der Gewerkschaften in die Soziale Marktwirtschaft
Zusammenfassung
Gewerkschaften sind Gewerkschaften sind Gewerkschaften. Als historische Gebilde sind sie „moving targets“. Analytische Aussagen über sie sind mit Vorsicht zu rezipieren; denn sie bewegen sich weiter, zumal als strategiefähige Organisationen, die aus Niederlagen und Erfolgen lernen (können).
Walther Müller-Jentsch

Vom Klassenkampf zur Konfliktpartnerschaft

Frontmatter
Kapitel 6. Gewerkschaften und Korporatismus. Vom Klassenkampf zur Konfliktpartnerschaft
Zusammenfassung
Beim Versuch, den vieldeutigen Begriff Korporatismus unter historischen und aktuellen Gesichtspunkten zu deuten, werde ich zunächst den sozial- und politikwissenschaftlichen Begriff des Korporatismus diskutieren (Abschn. 6.1), sodann, ausgehend vom Stinnes-Legien-Abkommen als ein Beispiel für den Verbändekorporatismus (Abschn. 6.2), eine Skizze des Ruhrgebiets als sozialpolitisches Laboratorium eines spezifisch deutschen Korporatismus entwerfen (Abschn. 6.3) und danach den Korporatismus-Begriff in einem umfassender verstandenen Konzept der „Konfliktpartnerschaft“ aufheben und mit einem erweiterten Verständnis der Sozialen Marktwirtschaft zu verknüpfen suchen (Abschn. 6.4).
Walther Müller-Jentsch
Kapitel 7. Karriere einer janusköpfigen Institution. Der Betriebsrat als Co-Manager
Zusammenfassung
Der Betriebsrat gilt im deutschen System der industriellen Beziehungen als eine bewährte Institution der betrieblichen Interessenvertretung der Arbeitnehmer. Das gilt für seine gesetzliche Verankerung wie für seine Akzeptanz in der politischen Öffentlichkeit und nicht zuletzt bei den Arbeitnehmern, die ihn mit hoher Beteiligung im vierjährigen Turnus wählen.
Walther Müller-Jentsch
Kapitel 8. Arbeitgeberverbände zwischen Konflikt- und Sozialpartnerschaft
Zusammenfassung
Arbeitgeberverbände haben als Verbände von privaten und öffentlichen Unternehmern in den Gewerkschaften ihren Gegenpart. Mit ihnen handeln sie im Rahmen der Tarifautonomie Tarifverträge aus. Die sich im Laufe der Geschichte herausgebildeten Tarifvertragsbeziehungen werden von Medien und Sozialwissenschaften häufig als „Sozialpartnerschaft“ bezeichnet.
Walther Müller-Jentsch
Kapitel 9. Konfliktpartnerschaft und andere Spielarten industrieller Beziehungen. Eine Replik
Zusammenfassung
Mit Achtung begrüße ich die Beiträge zur Kontroverse Konfliktpartnerschaft wegen ihres wissenschaftlichen Ernstes, mit dem sie sich – nicht ohne Komplimente an mich – mit dem Analysekonzept der Konfliktpartnerschaft auseinandersetzen und dabei nicht nur viele Facetten aufscheinen lassen, sondern auch neue, innovative Perspektiven für die Analyse der industriellen Beziehungen eröffnen.
Walther Müller-Jentsch

Theoretische Exkurse

Frontmatter
Kapitel 10. Akteure, Interessen, Institutionen
Überlegungen zu einer Theorie der industriellen Beziehungen
Zusammenfassung
Der Begriff der Institution zählt zu den ältesten und problematischsten in den Sozialwissenschaften. Sein lateinischer Ursprung: „Einrichtung“, hilft uns nicht weiter. Auskunft finden wir eher bei den frühen und neueren Theoretikern, die sich mit Institutionen beschäftigt haben: Spencer, Durkheim, Malinowski, Radcliffe-Brown, Gehlen, Lepsius, Göhler, Rehberg e tutti quanti.
Walther Müller-Jentsch
Kapitel 11. Organisation und Mitbestimmung. Evolution einer diffizilen Synthese
Zusammenfassung
Organisation und Mitbestimmung stehen realiter in einem engen und wechselseitigen Bedingungs- und Spannungsverhältnis, aber ihre wissenschaftliche Erforschung geht häufig noch separate Wege.
Walther Müller-Jentsch
Kapitel 12. Macht als Ressource von Organisationen. Ihr Anteil an Genese und Wandel kollektiver Arbeitsbeziehungen
Zusammenfassung
Nach Max Weber ist der Begriff der Macht „soziologisch amorph“ (1964: 38), das heißt Macht kann viele Formen und Gestalten annehmen. Über sie zu reden, erfordert eine besondere Anstrengung des Begriffs.
Walther Müller-Jentsch
Kapitel 13. Zum Verhältnis von Organisation und sozialer Ungleichheit
Zusammenfassung
Wer auch immer Organisation mit Fragen der sozialen Ungleichheit in Verbindung gebracht hat, sie oder er konnte sich nicht auf den Kanon der soziologischen Literatur berufen. Für den Zusammenhang dieser beiden Phänomene gibt es keinen etablierten Theorieansatz.
Walther Müller-Jentsch

Sozialismus

Frontmatter
Kapitel 14. Entzauberung eines historischen Projekts
Zusammenfassung
Die ironische Metapher vom Grand Hotel Abgrund hat in den dreißiger Jahren der marxistische Theoretiker Georg Lukács (1885–1971) geprägt. Gemünzt war sie auf die progressive bürgerliche Intelligenz, die, in komfortabler Lage, über die Probleme des „verfaulenden Kapitalismus“ und der „faschistischen Barbarei“ verzweifelte, sich aber nicht zu einem – wie er es nannte – „salto vitale ins Lager des revolutionären Proletariats“ und damit in eine „lichtvolle Zukunft“ entschließen konnte.
Walther Müller-Jentsch

Rückblick und Ausblick

Frontmatter
Kapitel 15. Nach sieben Jahrzehnten: Konfliktpartnerschaft auf dem Prüfstand
Zusammenfassung
Das deutsche System der industriellen Beziehungen hat sich über die vergangenen sieben Jahrzehnte nach dem Zweiten Weltkrieg durch eine erstaunliche Wandlungs- und Anpassungsfähigkeit ausgezeichnet.
Walther Müller-Jentsch
Backmatter
Metadata
Title
Wirtschaftsordnung und Sozialverfassung als mitbestimmte Institutionen
Author
Prof. Dr. Walther Müller-Jentsch
Copyright Year
2021
Electronic ISBN
978-3-658-33970-8
Print ISBN
978-3-658-33969-2
DOI
https://doi.org/10.1007/978-3-658-33970-8