Die Hoffnungen, dass europäische Firmen die Profiteure des Handelsstreits zwischen den USA und China sind, zerschlagen sich. Wie eine Umfrage der EU-Handelskammer in Peking zeigt, weichen die Chinesen nicht automatisch auf europäische Waren aus.
Die Strafzölle und Sanktionen, mit denen sich die USA und China gegenseitig torpedieren, nehmen ein immer größeres Ausmaß an. Doch das Sprichwort, wenn zwei sich streiten, freut sich der Dritte, trifft in diesem Fall nicht zu. Denn die Erwartung, dass die Chinesen statt bei US-Firmen einfach mehr bei europäischen Konkurrenten bestellen und kaufen, scheint sich bislang nicht zu erfüllen.
Wie aus einer Mitgliederbefragung der EU-Handelskammer Peking hervorgeht, wird mehr als jedes dritte EU-Unternehmen, das in China tätig ist, durch die Auseinandersetzung zwischen den USA und China negativ beeinflusst. Weniger als fünf Prozent der befragten EU-Unternehmen spüren hingegen positive Auswirkungen auf ihre Geschäfte.
Konsequenzen des Handelsstreits für die Wirtschaft
Der schwelende Konflikt und die wirtschaftliche Unsicherheit sorgten insgesamt für eine schlechtere Stimmung in der Wirtschaft. Wichtige Geschäftsentscheidungen würden erschwert, was negative Auswirkungen auf das Wachstum habe, teilte die Kammer mit. Die Umfrage, an der sich 585 Unternehmen beteiligten, wurde im Januar und Februar durchgeführt, also noch vor der aktuellen Zuspitzung des Handelsstreits der beiden größten Volkswirtschaften.
Der Konflikt verschärfte sich zuletzt durch eine neue Runde beiderseitiger Strafzölle, aber auch durch die Unterzeichnung des Dekrets, dass es US-Telekommunikationsanbietern verbietet, Ausrüstung von ausländischen Unternehmen zu beziehen, die als Risiko für die nationale Sicherheit der USA eingestuft werden. Davon ist insbesondere der chinesische Konzern Huawei betroffen. Doch damit nicht genug: Google hat zudem auf Druck der US-Regierung Huawei die Android-Lizenz entzogen und gefährdet damit das Smartphone-Geschäft des Konzerns. Ohnehin hat die lange boomende chinesische Wirtschaft derzeit mit einer konjunkturellen Abschwächung zu kämpfen.
Aus europäischer und insbesondere deutscher Sicht gibt es allerdings noch Licht am Horizont: US-Präsident Donald Trump hatte seine Entscheidung, ob die USA Sonderabgaben auf Autoimporte aus der EU erheben wird, kürzlich vertagt und einen Aufschub für 180 Tage angekündigt.