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25-09-2017 | Wirtschaftspolitik | Kommentar | Article

Eine Chance für die digitale Zukunft Deutschlands

Author: Sven Eisenkrämer

3:30 min reading time

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Die Positionierung der SPD als Oppositionsführer ebnet nach der Bundestagswahl 2017 den Weg für Schwarz-Gelb-Grün. Die Jamaika-Koalition ist eine Chance für eine zukunftsgerichtete Wirtschafts- und Bildungspolitik mit den Schwerpunkten Digitalisierung und Nachhaltigkeit. Ein Kommentar.

Die Wahl ist vorüber. Nach allen Prognosen und Spekulationen im Vorfeld steht seit dem Wahlsonntag fest, dass nur eine Mehrheitskoalition aus Union, FDP und Grünen infrage kommt. Eine Jamaika-Regierung hätte nun die große Chance, Deutschland durch den unaufhaltsamen digitalen Wandel zu führen und stark zu machen für das, was kommt. Die deutsche Wirtschaft ist schließlich auf eine zukunftsgerichtete Politik angewiesen, die die Bedürfnisse der Kernfelder Digitalisierung und Nachhaltigkeit so stark berücksichtigt wie nie zuvor in der Geschichte.  

Die kommenden vier Jahre werden "Deutschlands Schicksalsjahre". So formulierte es am Wahlabend Bernhard Rohleder, Hauptgeschäftsführer des Digitalverbands Bitkom. Und er hat recht damit, wenn er sagt: "Jetzt entscheidet sich, ob die digitale Transformation gelingt. […] Wir brauchen für die kommenden vier Jahre eine mutige, stärker auch auf die Gesellschaft ausgerichtete Digitalpolitik, die alle mitnimmt. Wir brauchen Digital für alle. Und wir brauchen massive Investitionen in das Bildungswesen, in die technische Ausstattung von Schulen und in die Lehrerschaft."

Doch die Thematik geht natürlich noch viel weiter. Es geht nicht einfach um die nächsten vier Jahre bis zur Bundestagswahl 2021. Es geht vor allem auch um das, was danach noch kommt. "Es ist schon heute absehbar, dass der Prozess der digitalen Transformation nicht am 9.5. des Jahres 20xx zu Ende sein wird. Die Transformation wird zum Normalzustand werden", schreiben die Springer-Autoren Ralf T. Kreutzer und Karl-Heinz Land in ihrem Buch "Digitaler Darwinismus" (2016) (Seite 375).

Grundstein für digitales Verständnis wird die Bildung

Spätestens jetzt muss in der Gesellschaft also der Grundstein gelegt werden, der die möglichen Auswirkungen der Transformation in den nächsten zehn, 20 oder 50 Jahren umfassend berücksichtigt. Dazu gehört vor allem die digitale Bildung, wie sie auch Rohleder fordert. Kinder und Jugendliche müssen heute bereits damit vertraut gemacht werden, was "digital" abseits von Snapchat, Instagram, Youtube & Co. bedeutet.

Es reicht nicht, Schülern im Sozialkunde- oder Wirtschaftsunterricht auf einem Tablet oder einem Whiteboard die Stahlindustrie des 20. Jahrhunderts im Ruhrgebiet zu erklären. Vielmehr muss das Bewusstsein für das, was jetzt gerade passiert, geschaffen werden: Industrie 4.0, Künstliche Intelligenz, Robotik, Algorithmen und lernende Maschinen, digitale Geschäftsmodelle, Vernetzung, sich wandelnde Finanzmärkte, Auswirkungen auf die Arbeit von morgen sowie auf den Sozialstaat. Der Nachhaltigkeitsgedanke rund um soziale und ökologische Verantwortung gehört ebenso dazu.

Verständnis für Wirtschaft und Nachhaltigkeit in die Gesellschaft tragen

Dass die Freien Demokraten (FDP) und das Bündnis ‘90/Die Grünen nun sehr wahrscheinlich die Bundesregierung mitbilden werden, kann für die Erfüllung dieser Anforderungen sehr hilfreich sein. Digitalgetriebene Wirtschaftspolitik, die den Digitalausbau und Industrie 4.0 stärken will und für einen freien Markt mit geringerer bürokratischer Regulierung steht, auf der einen Seite. Ökologisches Bewusstsein, das für die Fortführung der Energiewende hin zu erneuerbaren Energien und für das Umsatteln auf emissionsarme oder -freie Mobilität steht, auf der anderen Seite.

Diese Kombination aus Gelb und Grün trägt die Herausforderungen der Zukunft hoffentlich in die Gesellschaft und schafft es bestenfalls innerhalb kurzer Zeit, die entscheidenden Multiplikatoren zu erreichen.

Transformation zum digitalen Denken ist erforderlich

Nur wenn auch die Politik eine Transformation zum digitalen Denken meistert und offener für Neues wird, können die Voraussetzungen für einen erfolgreichen Umschwung geschaffen werden. Nur wenn die Manager und Arbeiter von morgen das Bewusstsein für die vierte industrielle Revolution von Kindesbeinen an erfahren, können sie die Tragweite ihres Handelns und das ihrer Vorgänger später richtig verstehen. Und schließlich sind gebildete Menschen mit einem Verständnis für die Möglichkeiten der Zukunft auch der gewichtigste Faktor gegen Rückwärtsdenkende, die Deutschland abschotten und am liebsten ins frühe bis mittlere 20. Jahrhundert zurückkatapultieren möchten.

Unsere Wirtschaft und schon einige Teile der Gesellschaft präsentieren die Werkzeuge für den Wandel auf dem Silbertablett. Nun müssen die Verantwortlichen der nächsten Bundesregierung nur noch zugreifen und die Transformation auch in den Köpfen umsetzen. Es ist eine große Herausforderung für einen Regierungsapparat, aber es ist vielleicht auch die größte Chance in der jüngeren Geschichte unseres Landes.

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