Wissensarbeiter wollen selbstbestimmt und autonom arbeiten. Arbeitgeber sollten ihnen daher den nötigen Freiraum lassen. Jetzt zwingt die Pandemie Unternehmen dazu, neu zu bewerten, was Wissensarbeit wirklich bedeutet. Es geht dabei um mehr als um Remote Work.
Die ursprünglich durch Covid-19 erzwungene rasante Umstellung auf Remote Work in vielen Unternehmen stellt eine Chance dar, die Arbeit an sich nachhaltig zum Nutzen unseres sozialen sowie wirtschaftlichen Wohlergehens zu verändern. Wenn Unternehmen diese Chance erkennen, sich anpassen und auf die Bedürfnisse ihrer Beschäftigten eingehen, hat verteilte Arbeit das Potenzial, auf lange Sicht das Beste zu sein, was der Wissensarbeit passieren konnte.
Die Corona-bedingte Verlagerung der Büroarbeit hin zu Distributed Work sei genau betrachtet eine Autobahn, auf der keine Kehrtwende möglich und erlaubt ist, so Dropbox-Gründer und CEO, Drew Houston. Dieser Wechsel stellt eine der größten Veränderungen in der Wissensarbeit seit der Erfindung dieses Begriffs im Jahr 1959 dar.
Wissensarbeit im Wandel
Die Entwicklung der Arbeit in den letzten 100 Jahren ist geprägt durch eine beschleunigte Veränderung von Organisationskultur, Prinzipien und Werten. Die fortschreitende Ausdifferenzierung der Arbeitsteilung, Automatisierung und explosive Entwicklung von Informationstechnologien erschufen eine neue Art der Arbeit. Der Begriff 'Wissensarbeit' wurde 1959 vom Ökonom Peter Drucker in seinem Werk "Landmarks of Tomorrow" als ein wesentliches Merkmal postmoderner Gesellschaften geprägt.
Wissensarbeiter schaffen heute mit ihrem vereinten Wissen und dessen Organisation die elementaren Grundlagen des sozialen, ökonomischen und medialen Zusammenlebens der Gesellschaft in unserem digitalen Zeitalter. Durch die Pandemie steht die Wissensarbeit heute vor großen Umbrüchen. Unsere heutige Welt ist mehr denn je angewiesen auf Kollaboration, Teamarbeit und ein starkes soziales Wertesystem - alles erschwert durch die aktuell erforderliche physische Distanz. Mit der Strategie "Virtual First" finden Unternehmen eine Antwort für die Zukunft der Wissensarbeit.
Der klassische Büroarbeitsplatz ist am Ende
In der Zeit der Corona-Pandemie ist die Wissensarbeit vollends ihrer physischen Büro-Umgebung entwachsen. Ein Arbeitsplatz ist nun überall dort, wo gearbeitet wird, sei es ein physischer Raum, oder eine digitale Umgebung. Natürlich ging dieser Wandel nicht ganz reibungslos vonstatten. In einer von Dropbox beauftragten Studie der EIU wurden die Auswirkungen der rapiden Umstellung in Zahlen gefasst.
Die Studie, in der 4.000 Angestellte aus den USA, Kanada, Australien, Frankreich, Großbritannien, Japan und Singapur über ihre Erfahrungen mit Remote Work befragt wurden, zeigt, dass der Wechsel zu verteilter Arbeit den Wissensarbeitenden auch neue Möglichkeiten erschloss, mehr Zeit in tief konzentrierter Arbeit zu verbringen. Viele Beschäftigte können sich zu Hause besser konzentrieren als an einem klassischen Büroarbeitsplatz.
Virtual First bedeutet Individualität First
In der Wissensarbeit hat sich gezeigt, dass die individuelle Ausrichtung der Arbeit nach Bedürfnissen und Lebenswirklichkeiten und der ökonomische Erfolg des Unternehmens sich nicht gegenseitig ausschließen. Egal, ob man nachtaktiv oder ein Frühaufsteher ist, die Tagesplanung von Kinderbetreuung abhängt oder man ganz einfach zu einer bestimmten Tageszeit am produktivsten ist: Nicht nur der Platz, an dem gearbeitet wird, ist nun flexibel, auch die Zeit ist es. Die traditionelle Arbeitswoche hat ausgedient. Gearbeitet wird, wann immer die arbeitende Person am produktivsten ist. Vorausgesetzt, man hat alle dafür benötigten Informationen und Tools immer zur Hand.
Vor allem ist nun ein Umdenken auf Führungsebene gefordert. Denn gibt es weder feste Büros, noch feste Arbeitszeiten, muss ein neues System zur Messung der Leistungserbringung erdacht werden. Statt Präsenzzeit sollten Ergebnisse und gemeinsam erreichte Ziele gemessen werden. Eine vertrauensbasierte, offene Bewertungskultur wird langfristig begeisterte Mitarbeitende und neue Talente mit dem richtigen Mindset anziehen und ans Unternehmen binden.
Eine Loslösung vom physischen Arbeitsplatz bedeutet gleichzeitig auch die Eröffnung völlig neuer Möglichkeiten auf dem Talentmarkt: Talentierter Unternehmensnachwuchs kann nun von überall auf der Welt rekrutiert werden und vom Wohnort aus arbeiten. Virtual First bietet volle Flexibilität für Unternehmen und Mitarbeitende. Besonders, weil Virtual First die Möglichkeit bietet, sich bei Bedarf zur Kreativarbeit in Gruppen in eigens dafür vorgesehenen oder angemieteten Räumlichkeiten auch weiterhin physisch zu treffen.
Aufbruch in eine neue Ära der Arbeit
Die Pandemie hat Arbeit an die Schwelle einer neuen Zeit gebracht. Mit der durch Covid-19 zusätzlich beschleunigten Digitalisierung erlebt die Arbeitswelt den vielleicht größten Wandel seit der industriellen Revolution. Einmal beschritten, führt kein Weg zurück in den ursprünglichen Trott.
Zwar muss noch genauer spezifiziert werden, wie die Arbeit maßgeblich digital mit punktuellen physischen Zusammenkünften von Teams wirklich gelebt werden kann, aber der Startschuss ist gesetzt. Damit verteiltes Arbeiten gelingt, sollten Unternehmen auf eine Virtual First-Strategie mit Hilfe von Plattformen und Cloud-Lösungen setzen. Diese ermöglichen neuartige, nicht-lineare Arbeitsweisen, die dem individuellen, nicht-linearen Verlauf des eigenen Lebens optimal angepasst werden können. Nutzen Unternehmen dieses Potenzial, werden die neuen Erfahrungen weit über das hinausgehen, was physische Räume unterbringen können.
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