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2012 | OriginalPaper | Chapter

9. Wundermittel

Betrügerische Produktwerbung – RL 2005/29/EG über unlautere Geschäftspraktiken – Richtlinienkonforme Auslegung des § 263 I StGB

Author : Bernd Hecker

Published in: Fallsammlung zum Europäischen und Internationalen Strafrecht

Publisher: Springer Berlin Heidelberg

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Auszug

Um sich fortlaufende Einnahmen zu verschaffen, vertrieb A das von ihm als „Schlankheitsmittel“ bezeichnete Badesalz „Schlankbad“. In einer von ihm verfassten Zeitschriftenanzeige wird angegeben, dass es mit dem angeblich „wissenschaftlich erprobten“ Mittel möglich sei, ganz ohne Diät und Sport dauerhaft abzunehmen. „Schlankbad“ sei sogar bei Patienten, die unter krankhafter Fettleibigkeit (Adipositas) leiden, erfolgreich getestet worden. Die Wirkstoffe von „Schlankbad“ würden tief in die Fettzellen des Körpers eindringen und diese auflösen. Auf diese Weise würde „Schlankbad“ den Körper „im Blitztempo von nur zwölf Bädern wieder schlank, straff und jung formen, und zwar mit 100-prozentiger Figurgarantie“. Wie A wusste, handelte es sich bei diesem Produkt um ein medizinisch wirkungsloses Badezusatzmittel. Er verkaufte eine Flasche „Schlankbad“ zu einem „einmaligen Aktionspreis“ von € 99 „ohne jedes Risiko“ per Nachnahme zuzüglich Versandspesen mit „Rückgaberecht innerhalb von 14 Tagen und voller Geldzurückgarantie“. Aufgrund seiner Erfahrungen war er von einem Reklamationsanteil von höchstens 10 % aller Bestellungen ausgegangen. Zur Erledigung der Reklamationen stand ihm ausreichend Geld zur Verfügung. 90 Bestellern wurde aufgrund ihrer Reklamation der volle Kaufpreis zurückerstattet. Durch den Verkauf des Badezusatzmittels an mindestens 750 Verbraucher, die den in der Werbeanzeige gemachten Wunderversprechungen allzu unkritisch Glauben schenkten, erzielte A einen Reingewinn von ca. € 70.000. …

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Footnotes
1
Rengier, BT I, § 13 Rn. 2.
 
2
Vgl. hierzu BGH wistra 1992, 255 (256); Schönke/Schröder-Cramer/Perron, § 263 Rn. 9; Fischer, § 263 Rn. 10; AnwK-Gaede, § 263 Rn. 20; Lackner/Kühl, § 263 Rn. 5; Wessels/Hillenkamp, BT 2, Rn. 496.
 
3
Vgl. hierzu ausführlich Hecker, Produktwerbung, 220 ff.
 
4
Im Ergebnis ebenso BGHSt 34, 199; Bottke, JR 1987, 428 (429); Müller-Christmann, JuS 1988, 108 (109 f.); Rengier, BT I, § 13 Rn. 87.
 
5
BGHSt 34, 199 (201 f.); BGH wistra 1992, 95 (97); BGH NStZ-RR 2004, 110 (111); Schönke/Schröder-Cramer/Perron, § 263 Rn. 32; Rengier, BT I, § 13 Rn. 21; Wessels/Hillenkamp, BT 2, Rn. 510.
 
6
Vgl. hierzu Dannecker, ZStW 117 (2005), 697 (707 ff.); AnwK-Gaede, § 263 Rn. 6, 23; Hecker, Produktwerbung, 282 ff.; ders., EuStR, § 9 Rn. 33 ff.; Ruhs, Rissing-v. Saan-FS, 567 ff.; Scheinfeld, wistra 2008, 167 (172); Soyka, wistra 2007, 127 (128 ff.). Auch OLG Frankfurt a. M. NJW 2011, 398 („Abo-Falle“ im Internet) legt das europäische Verbraucherleitbild als Irreführungsmaßstab zugrunde; vgl. hierzu Hecker, JuS 2011, 470.
 
7
ABlEU 2005 Nr. L 194, S. 22.
 
8
AnwK-Gaede, § 263 Rn. 6; Soyka, wistra 2007, 127 (129).
 
9
Hecker, EuStR, § 10 Rn. 6.
 
10
EuGHE 1990, 4135 (4159); Hecker, EuStR, § 10 Rn. 10, 20; Soyka, wistra 2007, 127 (128).
 
11
So aber die Auffassung von Vergho, Verbraucherschutzstrafrecht, 175, 301; ders. wistra 2010, 86 (92).
 
12
Bornkamm, in: Köhler/Bornkamm, UWG, § 5 Rn. 2.70, 2.87; Henning-Bodewig, GRUR Int. 2005, 629 (631); Sosnitza, in: Piper/Ohly/Sosnitza, UWG, § 5 Rn. 106; ders., WRP 2008, 1014, 1028 f.
 
13
BGHSt 34, 199 (201 f.); Rengier, BT I, § 13 Rn. 67, 87; Wessels/Hillenkamp, BT 2, Rn. 546.
 
14
AnwK-Gaede, § 263 Rn. 160.
 
15
BGH NJW 2004, 2840 (2841); BGH NStZ 2008, 282; BGH NJW 2009, 3798; OLG Frankfurt a. M. NJW 2011, 398 (403); Fischer, vor § 52 Rn. 62; Rengier, BT I, § 3 Rn. 34.
 
16
OLG Frankfurt a. M. NJW 2011, 398 (404).
 
17
BGHGrSSt 40, 138 = NJW 1994, 1663.
 
18
Vgl. hierzu und zum Nachfolgenden BGH NJW 2004, 2840 (2841).
 
19
BGH NJW 1998, 767 (769); BGH NJW 2004, 375 (378).
 
Literature
go back to reference OLG Frankfurt a. M., NJW 2011, 398 („Abo-Falle“ im Internet) OLG Frankfurt a. M., NJW 2011, 398 („Abo-Falle“ im Internet)
go back to reference Dannecker, Die Dynamik des materiellen Strafrechts unter dem Einfluss europäischer und internationaler Entwicklungen, ZStW 117 (2005), 697 Dannecker, Die Dynamik des materiellen Strafrechts unter dem Einfluss europäischer und internationaler Entwicklungen, ZStW 117 (2005), 697
go back to reference Hecker, Europäisches Strafrecht, 3. Aufl., 2010, § 10 Hecker, Europäisches Strafrecht, 3. Aufl., 2010, § 10
go back to reference Herrmann/Michl, Die Wirkung von EU-Richtlinien, JuS 2009, 1065 Herrmann/Michl, Die Wirkung von EU-Richtlinien, JuS 2009, 1065
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Metadata
Title
Wundermittel
Author
Bernd Hecker
Copyright Year
2012
Publisher
Springer Berlin Heidelberg
DOI
https://doi.org/10.1007/978-3-642-11901-9_9