72 Prozent der befragten Verbraucher kennen Bitcoins oder andere Kryptowährungstechnologien – oder sie haben zumindest schon einmal davon gehört. Das zeigt eine Online-Erhebung des Beratungshauses Bearingpoint zum Thema "Virtuelle Währungen und Zahlungstechnologien" unter 1.000 Personen im Alter zwischen 18 und 69 Jahren. Bei Anwendern am stärksten bekannt sind demnach Bitcoins mit 80 Prozent, gefolgt von Paycoin mit 27 Prozent und Bitshares mit 15 Prozent. Allerdings haben laut der Studie erst fünf Prozent der Verbraucher schon einmal mit virtuellem Geld bezahlt. Bitcoins und andere Cyberwährungen könnten künftig vorrangig als Ergänzung zu den klassischen Zahlungsmitteln genutzt werden: Jeder fünfte Befragte schließt sogar eine Verdrängung herkömmlicher Währungen nicht aus. Robert Bosch, Partner bei Bearingpoint im Bereich Financial Services, glaubt, dass die Verbreitung von Kryptowährungen weiter steigen wird. Sie hätten ein gutes Entwicklungspotenzial, im Finanzsystem werde ihnen aber eher eine begleitende Rolle zugedacht, so Bosch. Der Digitalverband Bitkom hat in einer Befragung unter mehr als 1.000 Bundesbürgern ab 14 Jahren herausgefunden, dass in Deutschland besonders die digitale Währung Bitcoin schon mehr als 25 Millionen Menschen ein Begriff ist.
Wo virtuelles Geld für Banken nützlich ist
Der Bitcoin ist die erste Währung, die nicht durch Staaten, Banken oder andere Behörden gesteuert wird, führt Florian Eismann im Buch "Multi- und Omnichannelmanagement in Banken und Sparkassen" (Seite 127) als Vorteil des digitalen Zahlungsmittels an. Da ein Algorithmus die Geldmenge steuert, seien Bitcoins ein wettbewerbsfähiges Zahlungsmittel. Viele Verbraucher haben allerdings ähnlich wie bei Bezahlsystemen, die beispielsweise im Mobile Banking genutzt werden, Sicherheitsbedenken gegenüber digitalen Währungen. Für Banken können sie nicht nur im Geldverkehr oder in der Verwaltung von Aktien, sondern auch für Investmentfondszwecke und zur Vereinfachung und Protokollierung des internationalen Handels nützlich, schreibt Springer-Autorin Elfriede Sixt in ihrem Buch "Bitcoins und andere dezentrale Transaktionssysteme".
Im Kapitel "Die Gratis-Bitcoin-Ökosphäre" (Seite 142) hat sie die Entwicklung von Bitcoins und deren Nutzerakzeptanz analysiert. Danach gab es laut dem Marktforschungsinstitut Juniper Ende 2014 geschätzte 1,3 Millionen aktive Bitcoin-Nutzer. Nur rund 100.000 Bitcoin‐Transaktionen finden täglich über die Blockchain statt, wie Sixt anhand verschiedener weiterer Statistiken belegt. Um die Akzeptanz der Kryptowährungen als Geldersatz zu erhöhen, braucht es nach Ansicht von Sixt
- sicherer und einfach zu bedienender Wallets,
- einfach zu nutzende Kryptowährungs-Börsen, zu denen jeder Zugang hat,
- Unternehmer, die virtuelle Währungen als Zahlungsmittel akzeptieren
- Unternehmen, die ihre Rechnungen und ihre Angestellten in einer Kryptowährungen bezahlen.
Der Kurs des Bitcoin wird meist in Relation zum Dollar angegeben. Dadurch verfüge die Währung in Ländern mit geringer Kaufkraft der lokalen Währung über eine wesentlich höhere Kaufkraft, als die jeweilige Landeswährung, sagt Sixt. In einem Forschungspapier zur Bitcoins unterscheidet die Arbeitsgruppe für elektronische und alternative Zahlungssysteme der European Banking Authority (EBA) laut der Autorin verschiedene Kryptowährungstechnologien:
- Kryptowährungen wie Bitcoin oder Litecoin,
- Bitcoin 2.0‐Anwendungen zum Transfer von Vermögen, etwa Mastercoin oder Counterparty,
- Ethereum oder NXT, Eris,
- Verrechnungsnetzwerke, die private dezentrale Blockchains betreiben, etwa Namecoin oder Ripple.
Vor allem private Blockchains schätzt die EBA als besonders interessant für die Finanzindustrie ein. Sie könnten beispielsweise im Devisenhandel, bei grenzüberschreitenden Transaktionen, Echtzeit-Überweisungen und bei der Abwicklung komplexerer Finanztransaktionen zum Einsatz kommen.