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2019 | Book

Zivilgesellschaft und Wohlfahrtsstaat im Wandel

Akteure, Strategien und Politikfelder

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About this book

Anliegen dieser Einführung ist es, Bedeutung und Funktion zivilgesellschaftlicher Organisationen im Wohlfahrtsstaat zu thematisieren und einen Eindruck von dem sich wandelnden Verhältnis von Wohlfahrtsstaat und Zivilgesellschaft in Deutschland zu vermitteln. Die Bundesrepublik ist ein Paradebeispiel für einen Wohlfahrtsstaat, in dem zivilgesellschaftlichen Akteuren traditionell ein zentraler Stellenwert zukommt. Dies gilt nicht nur für die sozialen Dienste, sondern für ein breites Spektrum von Politikbereichen. Doch das traditionelle wohlfahrtsstaatliche Arrangement, in dem zivilgesellschaftliche Akteuren z.T. sogar sogar privilegiert wurden, hat sich stark verändert. Was bedeutet dies für zivilgesellschaftliche Organisationen? Werden sie vom Markt der wohlfahrtsstaatlichen Leistungserstellung verdrängt oder gelingt es ihnen, sich neu aufzustellen? Wie hat sich Wohlfahrtsstaatlichkeit entwickelt? Welche Rolle kommt der Zivilgesellschaft hierbei zu? Inwiefern haben sich Strategien und Instrumente des deutschen Wohlfahrtsstaats verändert? Gibt es Gewinner und Verlierer infolge des Wandels von Wohlfahrtstaatlichkeit?

Der Inhalt

· ​Einführung

· Zivilgesellschaftliche Akteure

· Politikfelder

· Zivilgesellschaft und Wohlfahrtsstaat in Deutschland: Ein kurzer Ausblick

Die Herausgeberin und der Herausgeber

Dr. Matthias Freise ist Privatdozent und Akademischer Oberrat am Institut für Politikwissenschaft der Universität Münster.

Dr. Annette Zimmer ist Professorin für Deutsche und Europäische Sozialpolitik und Vergleichende Politikwissenschaft am Institut für Politikwissenschaft der Universität Münster.

Table of Contents

Frontmatter

Einführung

Frontmatter
Zivilgesellschaft und Wohlfahrtsstaat in Deutschland: Eine Einführung
Zusammenfassung
Die Einleitung skizziert zunächst den gemeinsamen Ausgangspunkt der im Lehrbuch präsentierten Analysen: Zivilgesellschaft als multidimensionales Konzept und Deutschland als neo-korporatistischer Wohlfahrtsstaat, in dem zivilgesellschaftliche Akteure traditionell als Produzenten personenbezogener Leistungen im Gesundheits- und Pflegewesen, der aktiven Arbeitsmarktpolitik, der Familienpolitik und den sozialen Diensten eine wichtige Rolle spielen und in den vergangenen Jahren auch in weiteren Politikfeldern wie der Integrationspolitik an Bedeutung gewonnen haben. Die Einleitung führt zudem in die Struktur des Lehrbuches ein und fasst zentrale Ergebnisse zusammen.
Matthias Freise, Annette Zimmer
Wohlfahrtsstaatlichkeit in Deutschland: Tradition und Wandel der Zusammenarbeit mit zivilgesellschaftlichen Organisationen
Zusammenfassung
Die Kooperation zwischen Wohlfahrtsstaat und zivilgesellschaftlichen Organisationen kann in Deutschland auf eine lange und nahezu ungebrochene Tradition zurückblicken, die bis in die Anfänge der Industriemoderne im 19. Jahrhundert reicht. Für beide Partner – Wohlfahrtsstaat wie zivilgesellschaftlichen Organisationen – war diese Public-Private Partnership von Vorteil. Auf der lokalen Ebene trug sie zur Stabilisierung sozialer Milieus bei und garantierte die Bürgernähe sozialer Dienstleistungserstellung. Die zivilgesellschaftlichen Organisationen konnten mit öffentlichen Mitteln sicher rechnen und waren vor kommerzieller Konkurrenz weitgehend geschützt. Auch war die Partnerschaft Bestandteil des konservativen Regimes des Wohlfahrtsstaates. Inzwischen hat sich das Verhältnis zwischen Staat und zivilgesellschaftlichen Organisationen grundlegend geändert. Aufgrund veränderter staatlicher Rahmenbedingungen haben sich letztere am Markt zu behaupten und sich infolgedessen in Management und Organisationskultur zunehmend Unternehmen als ihren primären Konkurrenten angepasst. Gleichzeitig hat die Bedeutung zivilgesellschaftlicher Organisationen im Kontext wohlfahrtsstaatlicher Leistungen in den letzten Jahren eher zugenommen, da sie traditionell in Politikfeldern tätig sind, die im Kontext sozialer Investitionen einen Bedeutungszugewinn erfahren haben.
Annette Zimmer
Soziale Investitionen als Strategie im deutschen Wohlfahrtsstaat
Zusammenfassung
Soziale Investitionen sind Angebote des Sozialstaates, deren vorrangiges Ziel nicht die Absicherung von Lebensrisiken durch Transferzahlungen wie Rente, Arbeitslosen- oder Krankengeld ist, sondern vielmehr die Befähigung von Menschen, soziale Notsituationen aus eigener Kraft zu überwinden. Das Kapitel zeigt, dass soziale Investitionen zwar kein neues Phänomen im deutschen Sozialstaat sind, aber seit Beginn der neoliberalen Wende in den 1980er Jahren, insbesondere aber seit den Wohlfahrtsstaatssozialstaaten unter Bundeskanzler Gerhard Schröder erheblich an Bedeutung gewonnen haben. Am Beispiel der Expansion der U3-Kinderbetreuung wird der Bedeutungszuwachs sozialinvestiver Leistungen im deutschen Wohlfahrtsstaat illustriert und gefragt, welche Rolle der (organisierten) Zivilgesellschaft zukommt.
Carolin Schönert, Matthias Freise

Zivilgesellschaftliche Akteure

Frontmatter
Zentrifugalkräfte in der Freien Wohlfahrtspflege: Wohlfahrtsverbände als traditionsreiche und ressourcenstarke Akteure
Zusammenfassung
Die Freie Wohlfahrtspflege ist mit ihren Verbänden, Einrichtungen und Diensten eine der traditionsreichsten und zugleich wichtigsten Institutionen der deutschen Gesellschaft. Aus der Perspektive des akteurzentrierten Institutionalismus wird die Freie Wohlfahrtspflege als institutioneller Kontext verstanden, in dem sich ihre Organisationen als ressourcenstarke kollektive Akteure betätigen. Im Beitrag wird die Genese der Institution der Freien Wohlfahrtspflege skizziert, die organisationale Vielfalt und Vielschichtigkeit der Freien Wohlfahrtspflege dargestellt, ihre Akteurqualität herausgearbeitet, ihre zivilgesellschaftliche Bedeutung hinterfragt und auf institutionelle Erosionsprozesse aufmerksam gemacht.
Holger Backhaus-Maul
Stiftungen und Wohlfahrtsstaat
Zusammenfassung
Stiftungen sind traditionsreiche Organisationen der Zivilgesellschaft und bereits seit der Antike bekannt. Aus sozialpolitischer Perspektive sind Stiftungen insofern wichtige Akteure, als dass sie vor dem Aufkommen des modernen Wohlfahrtsstaates Pioniere bei der Erstellung sozialer Güter waren – von der Gesundheitsversorgung über die Armenfürsorge bis hin zur Betreuung von Waisen. Über viele Jahrhunderte war die Gründung von Stiftungen in Europa durch christlich-religiöse Motive geprägt. Erst seit dem Ende des 18. Jahrhunderts sind Stiftungen auch Ausdruck eines säkularen philanthropischen Engagements der Stifterinnen und Stifter. Mit der Herausbildung des modernen Wohlfahrtsstaates haben Stiftungen als Mitorganisatoren des Wohlfahrtswesens an Bedeutung verloren. Trotzdem sind sie vor allem auf der lokalen Ebene tätig und übernehmen heute neben ihrer Rolle als Anbieter von Wohlfahrtsleistungen vermehrt Aufgaben in der Mitgestaltung des Wohlfahrtswesens.
Rupert Graf Strachwitz
Genossenschaften als alte und neue Player
Zusammenfassung
Neue öko-soziale Wirtschaftsformen und Genossenschaften sowie Strategien zur Einbettung der Ökonomie und zum Schutz der globalen öffentlichen Güter gewinnen seit der Finanzkrise an Bedeutung. Die jahrzehntelange ökonomische Doktrin des Vorrangs individueller wirtschaftlicher Vorteile weichen Vorstellungen einer öko-sozialen Transformation, die solidarische Wirtschaftsformen ins Zentrum stellt. Gerade die genossenschaftlichen Prinzipien und Werte wie Solidarität, Demokratie und Nachhaltigkeit passen sich besonders gut in diese neuen Visionen ein. Der Beitrag gibt einen Überblick über die Ursprünge und Besonderheiten des genossenschaftlichen Modells, d. h. die wichtigsten Prinzipien, aktuelle Zahlen und Fakten. Darüber hinaus werden die unterschiedlichen Bereiche, in denen Genossenschaften gegründet werden, beleuchtet und einige Fallbeispiele näher beschrieben.
Heike Walk
Sozialunternehmertum und Social Entrepreneurship in Deutschland: Change Maker im Kommen?
Zusammenfassung
Vor dem Hintergrund der sich wandelnden wohlfahrtsstaatlichen Strukturen in Deutschland rücken Sozialunternehmen zunehmend in den Blick von Wissenschaft und Öffentlichkeit. Angesichts leerer öffentlicher Kassen und steigender sozialpolitischer Bedarfe überzeugen Sozialunternehmer_innen durch die innovative Nutzung ökonomischer Strategien und Instrumente. Mit ihnen verwirklichen sie primär soziale oder anders gemeinnützige, zum Beispiel ökologische, Ziele. Der Beitrag gibt einen Überblick über die Entwicklung des Sozialunternehmertums in Deutschland, den aktuellen Diskurs, die Tätigkeitsfelder, spezifische Fördermaßnahmen und Skalierungsoptionen für Sozialunternehmen als „neue Player“ im deutschen Wohlfahrtsstaat.
Katharina Obuch, Christina Grabbe
Frauen in sozialen Dienstleistungsberufen: Verliererinnen der neuen Wohlfahrtsstaatlichkeit?
Zusammenfassung
Die Erstellung sozialer Dienstleistungen durch Non-Profit-Organisationen mit zivilgesellschaftlicher Einbettung (Korporatismus) hat in Deutschland eine lange Tradition – genauso wie die Tatsache, dass soziale Dienstleistungsbereiche (etwa Kranken-, Seniorenpflege, Gesundheitsdienste oder Kinderbetreuung) ein typisches Arbeitsfeld für Frauen bilden. Dieser Arbeitsbereich unterlag seit Mitte der 1990er deutlichen Veränderungen. Einerseits führten die wohlfahrtsstaatlichen Reformen zu einem Ausbau sozialer Dienstleistungen. Gleichzeitig wurden in den Bereich der sozialen Dienstleistungen zunehmend Prinzipien der Ökonomisierung und Marktlogik eingebracht. Der Beitrag beleuchtet die Auswirkungen der Wohlfahrtsstaatsreformen auf die Arbeitssituation von Frauen in sozialen Dienstleistungsberufen in Non-Profit-Organisationen. Der Fokus des Beitrags liegt dabei auf den Faktoren: Beschäftigungsformen, Entlohnungssituation, Arbeitsbedingungen, und -zufriedenheit. Auf Grundlage der Befunde geben die Autorinnen schließlich eine Antwort auf die Frage, inwiefern Frauen vor dem Hintergrund der veränderten Arbeitsbedingungen als Verliererinnen der neuen Wohlfahrtsstaatlichkeit zu betrachten sind.
Franziska Paul, Andrea Walter
Vermeintliche Sozialwirtschaft: Der „Frauenverein“ als Beispiel für dauerhaftes Prekariat in sozialen Dienstleistungsberufen
Zusammenfassung
Am anonymisierten Beispiel eines Vereines, der sich auf das Thema Frauenerwerbslosigkeit spezialisiert hat, illustriert die Fallstudie, wie prekäre Arbeitsverhältnisse von einer zivilgesellschaftlichen Organisation thematisiert werden, die unter jenem Problem leidet, das sie selbst anprangert: Arbeitsverträge können aufgrund projektgebundener öffentlicher Förderung nur befristet angeboten werden und Vollzeitarbeitsverhältnisse sind die Ausnahme. Infolgedessen werden die Mitarbeiterinnen zu Verliererinnen auf dem Arbeitsmarkt.
Christina Rentzsch

Politikfelder

Frontmatter
Soziale Innovationen in der Arbeitsmarktpolitik
Zusammenfassung
Der deutsche Arbeitsmarkt befindet sich in einem kontinuierlichen Wandel, der auch von sozialen Innovationen geprägt ist. Soziale Innovationen nehmen dabei positiven Einfluss auf die Arbeitsmarktlage bestimmter sozialer Gruppen, um diese oder und auch die staatlichen sowie unternehmerischen Akteure zu veränderten Verhaltensformen zu bewegen. Zum einen stellt sich deshalb die Frage, wie sich die Arbeitsmarktpolitik in den letzten Jahren verändert hat. Zum anderen muss hinterfragt werden, welche sozialen Innovationen heute notwendig sind und welche Rolle die Sozialpartner dabei einnehmen. Denn das Kräfteverhältnis zwischen Staat und Sozialpartnern hat sich mit den Gesetzen zur Modernisierung des Arbeitsmarktes 2004/2005 verändert. In der Arbeitsmarktpolitik lässt sich nun eine zunehmende Bedeutung des Zentralstaates und der Kommunen feststellen. Neben den strukturellen politischen Veränderungen wirken durch die Digitalisierung, Automatisierung und eine Zunahme atypischer Beschäftigungsverhältnisse strukturelle Wandlungsprozesse, die den Arbeitsmarkt verändern. Soziale Innovationen sind deshalb insbesondere in der Aus- und Weiterbildung notwendig. Während das deutsche Ausbildungssystem als weltweites Vorbild angesehen wird, werden gleichzeitig auch immer mehr Probleme des Systems sichtbar. Sozialpartner treten hier meist reaktiv in Erscheinung, während die Initiative häufig bei den staatlichen Akteuren liegt. Im Bereich der Weiterbildung treten die Sozialpartner, aber auch Betriebe und Betriebsräte, hingegen innovativ auf und treiben wichtige Maßnahmen voran.
Werner Eichhorst, Wolfgang Schroeder
Zivilgesellschaftliches Korrektiv und Koproduzenten im Versorgungssystem: Nutzerorganisationen im deutschen Gesundheitswesen
Zusammenfassung
Das deutsche Gesundheitssystem gilt gemeinhin als „Haifischbecken“, in dem mächtige Selbstverwaltungsakteure wie Krankenkassen und Ärzteverbände gesetzliche Vorgaben ausgestalten. Die Rolle der Zivilgesellschaft im deutschen Gesundheitswesen gerät dabei trotz institutionalisierter Formen der Patientenbeteiligung nicht selten außer Acht. Der Beitrag beleuchtet daher die Arbeit von Nutzerorganisationen, die sich für die Belange von Versicherten und Patienten einsetzen. Als potenzielle Underdogs des Gesundheitswesens, so das leitende Argument, müssen Nutzerorganisationen einen produktiven Umgang mit ihrer ambivalenten Mehrfachrolle als politische Akteure, hartnäckige Systemkritiker sowie bürgernahe Dienstleister und Kompetenzvermittler finden.
Benjamin Ewert
Wohnungspolitik als „alte neue“ Herausforderung des Sozialstaats
Zusammenfassung
Staatliche Akteure befassen sich seit über hundert Jahren mit dem Wohnungsbau, der Zuteilung von Wohnraum und der Wohnungsqualität. Seit einigen Jahren erfolgt in Deutschland eine verstärkte Auseinandersetzung mit diesen Fragen, und staatliche Interventionen in den Wohnungsmarkt gewinnen angesichts steigender Mieten und Kaufpreise an Bedeutung. Der Beitrag erläutert die historische Entwicklung der Wohnungspolitik sowie aktuelle Problemstellungen. Darüber hinaus stellt er die Rollenverteilung zwischen verschiedenen Akteuren – staatlich, privatwirtschaftlich sowie zivilgesellschaftlich – in diesem Politikfeld dar. Schließlich geht er der Frage nach, welche weiteren Handlungsmöglichkeiten aktuell diskutiert werden, um bezahlbares und hochwertiges Wohnen für alle Menschen in Deutschland zu sichern.
Danielle Gluns
Vereinbarkeit von Beruf und Familie: Herausforderung für Staat und Zivilgesellschaft
Zusammenfassung
Staatliche Akteure definieren in Deutschland die Randbedingungen für die Vereinbarkeit von Erwerbstätigkeit und Familienpflichten (Kindererziehung und/oder Pflege von Angehörigen). Stiftungen, Sozialpartner und Akteure aus der Wissenschaft haben in den letzten Jahren die Vereinbarkeitspolitik allerdings maßgeblich mitgestaltet. Und für zahlreiche Unternehmen steht ein familienbewusstes Personalmanagement aus Gründen des Fachkräftemangels auf der Agenda. Dieser Beitrag skizziert die Akteurslandschaft und zentrale Instrumente des Politikfeldes, beleuchtet die Rolle zivilgesellschaftlicher Akteure im Problemlösungsprozess und gibt einen Blick auf die Herausforderungen der aktuellen Vereinbarkeitspolitik in Deutschland.
Regina Ahrens
Unternehmen als Akteure in der Familienpolitik: Vereinbarkeit von Familie und Beruf am Universitätsklinikum Münster
Zusammenfassung
Die Fallstudie illustriert am Beispiel des Universitätsklinikums Münster, wie ein großes Gesundheitsunternehmen unter anderem durch Druck von außen selbst zu einem familienpolitischen Akteur wird, der eigene Angebote entwickelt und implementiert. Dazu hat das Klinikum ein Netzwerk mit privaten und zivilgesellschaftlichen Akteuren geknüpft und ein eigenes FamilienServicebüro eingerichtet. Zudem setzt es im Rahmen das audit berufundfamilie Vereinbarkeitsmaßnahmen als Management-Instrument zur strategischen Neuausrichtung seiner Personalpolitik ein.
Corinna Schein
Grenzen der „offenen Gesellschaft“: Integration im deutschen Wohlfahrtsstaat
Zusammenfassung
Die Integrationspolitik hat in Deutschland eine vielschichtige Entwicklung durchlaufen, bei der insbesondere die Sozial- und Arbeitsmarktpolitik, aber auch die Zivilgesellschaft eine zentrale Rolle gespielt haben. Gleichzeitig stehen Integrationsfragen immer auch im Kontext der Debatte um die sog. „offene Gesellschaft“. Daher zeigt der Beitrag zum einen den Zusammenhang zwischen Wohlfahrtsstaat und Integration auf und verweist zum anderen auf die Grenzen der „offenen Gesellschaft“. Dabei wird deutlich, dass die aktuelle Integrationspolitik auch als Teil der wohlfahrtsstaatlichen Social Investment Strategie beschreiben werden kann.
Hendrik Meyer
Arbeitsmarktintegration durch Netzwerke: Das Fallbeispiel „MAMBA“
Zusammenfassung
Dieser Beitrag erläutert die Strukturen und Aktivitäten des Netzwerks MAMBA (Münsters Aktionsprogramm für Migrant_innen & Bleibeberechtigte zur Arbeitsmarktintegration in Münster und im Münsterland) als Beispiel einer sozialen Investition im Bereich der Arbeitsmarktintegration geflüchteter Menschen. Es wird deutlich, dass die operativen Partner durch ihre jeweilige Expertise dazu beitragen, Hürden bei der Integration in den Arbeitsmarkt zu überwinden bzw. abzubauen. Dabei sind ein strategisches Netzwerkmanagement und die Koordination der verschiedenen Partner zentral für den Erfolg des Netzwerks.
Danielle Gluns
Sport als Politik: Vereine vor neuen Herausforderungen
Zusammenfassung
Das Politikfeld Sport ist in Deutschland staatsfern ausgestaltet. Sport wird hier maßgeblich durch zivilgesellschaftliche Akteure, den organisierten Sport, geprägt. Der organisierte Sport finanziert und verwaltet sich weitgehend autonom, wobei es eine partnerschaftliche Zusammenarbeit der unterschiedlichen Ebenen – Bund, Länder, Kommunen – gibt. Die Sportvereine sind der beliebteste Bereich, um Sport zu treiben und sich zu engagieren. Sie stellen damit eine wichtige soziale Infrastruktur der Zivilgesellschaft dar. Diese Infrastruktur bekommt allerdings Risse. Das Organisationsmodell der Vereine, welches auf freiwilliger Selbstorganisation der Mitglieder gründet, funktioniert aufgrund veränderter Engagementbereitschaft der Bürger oft nicht mehr. Zudem gestaltet sich die Nutzung öffentlicher Sportstätten vor dem Hintergrund von Budgetkürzungen der Kommunen als zunehmend schwierig. Als Antwort auf veränderte Kontextbedingungen investieren Sportvereine vermehrt in eigene Sportanlagen und professionalisieren ihre Personalstruktur. Um die damit verbundenen höheren Gemeinkosten zu finanzieren, haben sich Sportvereine inzwischen auch als Träger sozialer Dienstleistungen etabliert.
Joachim Benedikt Pahl, Annette Zimmer

Fazit

Frontmatter
Zivilgesellschaft und Wohlfahrtsstaat in Deutschland: Ein kurzer Ausblick
Zusammenfassung
Der abschließende Beitrag fasst in acht Thesen die zentralen Ergebnisse des Lehrbuches zusammen und wirft einen Ausblick auf die Entwicklung des Verhältnisses von Wohlfahrtsstaat und Zivilgesellschaft in Deutschland. Während die deutsche Sozialpolitik nach wie vor von Pfadabhängigkeiten geprägt ist, die ihren Ursprung im späten 19. Jahrhundert haben, befindet sich der Welfare Mix in einem anhaltenden Umbruch. Neue Akteurskonstellationen, neue soziale Problemstellungen und neue politische Strategien werden den Wohlfahrtsstaat nachhaltig verändern.
Matthias Freise, Annette Zimmer
Backmatter
Metadata
Title
Zivilgesellschaft und Wohlfahrtsstaat im Wandel
Editors
Dr. Matthias Freise
Prof. Dr. Annette Zimmer
Copyright Year
2019
Electronic ISBN
978-3-658-16999-2
Print ISBN
978-3-658-16998-5
DOI
https://doi.org/10.1007/978-3-658-16999-2