2013 | OriginalPaper | Chapter
Zum Verhältnis von Ökonomie und Moral
Author : Irina Kummert
Published in: Strategien der Moral am Kapitalmarkt
Publisher: Springer Fachmedien Wiesbaden
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Wenn in der Auseinandersetzung mit einer These David Graebers die Behauptung aufgestellt wird, dass die Menschen die soziale von der ökonomischen Sphäre als getrennt erleben wollen, soll damit nicht gesagt werden, dass ökonomische Prozesse kategorisch getrennt von moralischen Erwägungen ablaufen müssen. In der Auseinandersetzung mit den Thesen der Diskursethik und der Homannschen Ökonomik kommen wir vielmehr zu dem Ergebnis, dass der dort angenommenen Trennung ökonomischer Prozesse von der sozialen Sphäre nicht ohne weiteres zuzustimmen ist. Die ökonomischen Prozesse können nicht von der sozialen Sphäre abgekoppelt werden, weil wir ökonomische Prozesse immer auch moralisch bewerten und bewerten wollen. Anderenfalls wäre jeder Versuch, Ökonomie durch Ethik und Moral zu humanisieren, vergeblich, und wir müssten mit Marxens Revolutionsthese annehmen, dass der Kapitalismus abzuschaffen sei, weil er niemals ein humanes Angesicht erlangen könne. Es ist zwar grundsätzlich möglich, auch ohne die Berücksichtigung ethischer Grundsätze, quasi moralfrei, Geschäfte zu machen. Allerdings wird das vermutlich nicht sehr lange funktionieren, wenn nicht gleichzeitig soziale Sphären unabhängig vom ökonomischen Kalkül aufrechterhalten werden. Zudem birgt jede auf Dauer angelegte Geschäftsbeziehung den Wunsch der Geschäftspartner, fair behandelt zu werden.