Durch Corona wurde weltweit weniger CO2 emittiert. Vor allem im Verkehr, in der Stromerzeugung und in der Industrie sanken die Emissionen. Bei Feinstaub und Stickoxiden ist die Lage nicht so eindeutig.
Anteile der Sektoren am Rückgang der CO2-Emissionen durch die Corona-Pandemie.
Le Quéré et al.: Global Carbon Projekt / Jones_MattW
In den Hochphasen der Corona-Pandemie wurde rund um den Globus das öffentliche Leben weitgehend heruntergefahren. Es wurde weniger gefahren und transportiert, weniger Strom erzeugt und weniger produziert. "Die kurz- und langfristigen Folgen für den Klimaschutz sind sehr vielschichtig und kaum verlässlich vorhersagbar. Man sollte meinen, dass die drastische Reduzierung der Industrieaktivität und des Verkehrs nach der globalen Ausbreitung der Coronapandemie direkt zu einer deutlichen Verbesserung der Luftqualität geführt hat", vermutet Springer-Autor Andreas Luczak in seinem Buchkapitel Wie beeinflusst die Coronakrise den Klimaschutz? ab Seite 250.
Zumindest für den CO2-Ausstoß wurde das von einem internationalen Forscherteam, darunter auch Wissenschaftler des Berliner Klimaforschungsinstituts Mercator Research Institute on Global Commons and Climate Change (MCC), bestätigt. Die weltweiten CO2-Emissionen lagen etwa Anfang April 2020 um ein Sechstel niedriger als vor der Pandemie, so die Forscher. Die stärksten absoluten Rückgänge gab es bei Verkehr und Produktion.
Nationale Daten zusammengeführt
Da es keine weltweit verbindlichen Statistiken gab, nutzten die Forscher laufende Erhebungen zu Energie- und Rohstoffverbrauch, Industrieproduktion und Verkehrsaufkommen in 69 Ländern mit 97 Prozent der globalen Emissionen. Ergänzt wurden die Berechnungen durch Annahmen über die durch die Pandemie-Abwehr ausgelösten Verhaltensänderungen sowie Satellitendaten zur Luftverschmutzung.
Eine auf den 7. April 2020 bezogene Schnellschätzung kommt auf einen coronabedingten Rückgang um 17 Megatonnen CO2 pro Tag – im Vergleich zum Vor-Corona-Niveau von 100 Megatonnen entspräche dies einem Rückgang um 17 Prozent.
Der größte Anteil entfiel mit schätzungsweise 7,5 Megatonnen auf den Verkehr am Boden, was einem Rückgang um 36 Prozent entspricht. 4,3 Megatonnen (19 Prozent Rückgang) machte die Produktion von Gütern und Dienstleistungen aus und 3,3 Megatonnen (7 Prozent Rückgang) die Stromerzeugung. Auf den Luftverkehr entfielen 1,7 Megatonnen Tonnen. Prozentual war der Rückgang hier mit 60 Prozent am größten.
Die Studie liefert auch eine Vorausschätzung für die CO2-Emissionen bis zum Jahresende 2020, die zwischen 4 und 7 Prozent lagen. "Der jetzige Nachfragerückgang ist weder beabsichtigt noch zu begrüßen. Unsere Studie taugt nicht für Jubelmeldungen. Gleichwohl liefert sie wichtige quantitative Erkenntnisse dazu, wie extreme Maßnahmen auf CO2-Emissionen wirken", erklärt Felix Creutzig, Leiter der MCC-Arbeitsgruppe Landnutzung, Infrastruktur und Transport und Mitautor der Studie.
Unklare Lage bei Feinstaub und NOx
Bei Feinstaub und Stickoxiden ist die Lage nicht ganz so eindeutig. Verstärkter Hausbrand, also die Nutzung von Festbrennstoffen während der Lockdownphase, führte zu keinem einheitlichen Bild, auch wenn der Verkehr zurückging. Vorläufige Zahlen des Umweltbundesamtes für 2020 zeigen nur an manchen Orten einen Rückgang der NO2-Belastungen um bis zu 40 Prozent. Wie sich die Luftqualität 2020 insgesamt verbessert hat, sei aber noch offen.
Die Minderung des Stickstoffemissionen durch 30 bis 50 Prozent weniger Straßenverkehr in den Städten im Zuge der umfassenden Einschränkungen zur Bewältigung der Corona-Pandemie seien nur ein kurzfristiger Effekt von rund vier Wochen. Auf das Gesamtjahr bezogen sei daher nur eine anteilige Auswirkung zu erwarten. "Erste Indizien sprechen dafür, dass sich Emissionen nicht in gleichem Maße verringert haben", folgert denn auch Springer-Autor André D. Thess in seinem Buchkapitel Der böse Verbrennungsmotor auf Seite 30.