Datenbestände, die mittels Algorithmen nach bestimmten Strukturen aus größeren Datenmengen extrahiert wurden und sinnvolle Informationen enthalten, werden als Smart Data bezeichnet. Sie können der Energiewirtschaft viele Dienste erweisen.
jamesteohart/stock.adobe.com
Der Übergang von analogen Stadtwerken zu kundenorientierten, digitalen Utilities 4.0 ist in der Energiewirtschaft aktuell bereits in vollem Gange. In der neuen digitalen Energiewelt werden aus Versorgern mehr und mehr IT-Unternehmen mit angeschlossenen Strom-, Gas- und Wärmeaktivitäten. Damit wird das künftige Energiegeschäft insgesamt zunehmend vernetzt, flexibel, digital, dienstleistungsorientiert und vor allem datengetrieben sein.
Smart die Energiezukunft gestalten
In der Digitalökonomie verfügen ganz allgemein diejenigen Akteure über den optimalen Kundenzugang, die auch die Daten besitzen. Allerdings ist für innovative Geschäftsmodelle die reine Verfügbarkeit von Daten keineswegs ausreichend. Endlose Datenmengen anzuhäufen und diese unbereinigt in ausufernden Datenbanken zu parken, bringen in der betrieblichen Praxis keineswegs automatisch auch erfolgreiche Geschäftsmodelle hervor. Was für grundsätzlich alle Unternehmen in der digitalen Welt gleichermaßen gilt, trifft ganz besonders auch auf den datenintensiven Energiesektor zu. Gerade im zunehmend komplexeren Versorgungsgeschäft sind Instrumente und Anwendungen gefragt, die aus Daten echte Lösungen schaffen. Aber wie kann aus Daten echter Nutzen entstehen?
Daten müssen veredelt werden, damit sie einen kundenseitig spürbaren Mehrwert erbringen können. Diese grundlegende Fähigkeit, aus Daten echten Wert für die Kunden von Versorgungsunternehmen zu schöpfen, entscheidet über die Zukunft innovativer Utility 4.0. – Smart Data für die Energiewirtschaft lautet die Lösung.
Smart Data schafft als Weiterentwicklung von Big Data die Basis für erfolgreiche digitale Geschäftsmodelle. Während im Falle von Big Data primär der Prozess der Speicherung und Verarbeitung sehr großer Datenmengen im Fokus steht, geht Smart Data den entscheidenden Schritt weiter. Bei Smart Data werden energiewirtschaftliche Daten aufgabenkonform bereinigt, anschließend miteinander sinnvoll verknüpft, die so entstehenden Informationen analysiert und interpretiert, um die so entstehenden Resultate schließlich wertschöpfend anzuwenden. So sind dank Smart Data digitale Energieversorgungsunternehmen in der Lage, gänzlich neue, datenbasierte Produkte und Services ihren Kunden anzubieten.
Smart Data in der Praxis
Smart Data repräsentiert das Fundament von Utility 4.0. Aber wie können datenbasierte, innovative Lösungen gewissermaßen im echten Leben aussehen? Für Regionalversorger, Stadtwerke sind praktische Erfahrung mit Smart-Data-Techniken die Kür, mit der die vielfältigen Herausforderungen der digitalen Energiewelt gemeistert werden können.
Das aus Garching bei München stammende Data-Science-Unternehmen Omega Lambda Tec (OLT) konnte bereits die Tauglichkeit von Smart Data in der Energiewirtschaft in zahlreichen Projekten gemeinsam mit namhaften EVUs praktisch belegen. Unter anderem wurden Anwendungsfälle untersucht, bei denen Erwartungswert, Häufigkeit und Ausmaß von Störstellen in Strom-, Gas-, Fernwärme- und Wassernetzen detektiert wurden (Störstellenanalyse Infrastrukturnetze). Eine weitere exemplarische Smart-Data-Fragestellung war, wie sich der aggregierte Gesamtstromverbrauch in einzelne Geräte-Komponenten zerlegen lässt, um mit diesen Informationen neue Service-Angebote platzieren zu können (Automatische Energie Disaggregation).
Dies sind nur zwei von mehreren energiewirtschaftlichen Smart-Data-Anwendungsfällen aus der Praxis. Zur besseren Übersicht und Orientierung dient die Tabelle, die ergänzend eine zusammenfassende Auswahl interessanter Use Cases für Utility 4.0 mit signifikanten Lösungs- und Geschäftspotenzialen auflistet.
Oliver D. Doleski und Adrian H.B. Fopp
In Energiedaten schlummert ein Schatz
In Energiedaten schlummern vielfältige Schätze, die es zu bergen gilt. Stadtwerke und Co., die eine Vorstellung von den Wünschen ihrer Kunden haben sowie die richtigen Verfahren und digitalen Werkzeuge einsetzen, können den Rohstoff Daten für sich gewinnbringend nutzen. Allerdings dürften einfache Lösungen von der Stange den individuellen Anforderungen des Energiesektors häufig nicht gerecht werden. Nur ein praxiserprobtes Vorgehen und der enge partnerschaftliche Austausch mit den Versorgungsunternehmen garantieren zu guter Letzt maßgeschneiderte mehrwertstiftende Smart-Data-Lösungen.
Instrumente und Methoden um den Datenschatz mittels Smart Data zu bergen und so gleichsam die veredelte Variante des Öls für Utility 4.0 zu liefern, existieren bereits. Versorgungsunternehmen, die dieses Instrumentarium frühzeitig einsetzen, werden mittelfristig klar im Vorteil sein.