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05.05.2015 | Energie | Schwerpunkt | Online-Artikel

Wettbewerb für Versorgungssicherheit

2:30 Min. Lesedauer

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Die Sicherung der Stromversorgung wird durch die Zunahme an volatilen Energiequellen komplexer. Bisher hat die Versorgungssicherheit aber am Strommarkt keinen Preis. Hubertus Bardt kommentiert.

Die Energiewende verändert die Stromversorgungstrukturen grundlegend. Immer öfter übernehmen Solar- oder Windkraftanlagen einen großen Teil der Stromerzeugung. Konventionelle Kraftwerke können dann aber kein Geld mehr verdienen. Dabei sind sie notwendig, um die Versorgungssicherheit auch bei Windstille und Dunkelheit sicherstellen zu können. Diese Versorgungssicherheit hat am bestehenden Strommarkt aber noch keinen Preis.

Unterschiedliche Kraftwerkstypen finanzieren

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Um eine sichere Stromversorgung zu gewährleisten, müssen ausreichende Finanzierungsmöglichkeiten für die verschiedenen Kraftwerkstypen bestehen. Dazu muss Strom, der sicher bereitgestellt werden kann, auch besser vergütet werden, als Strom aus unsicheren Quellen. So würden beispielsweise konventionelle Kraftwerke zusätzliche Einkommensmöglichkeiten erhalten. Dies gilt grundsätzlich auch für Betreiber Erneuerbarer- Energien-Anlagen, sofern sie die Ausfallwahrscheinlichkeit ihrer Lieferung durch Pooling-Lösungen oder Speicher mindern.

Für eine effiziente Stromproduktion und die angemessene Versorgungssicherheit sollten die Chancen des Wettbewerbs genutzt werden. Dafür sollte an den Märkten zwischen Strom aus gesicherter und ungesicherter Leistung unterschieden und entsprechende Produkte an der Strombörse entwickelt werden.

Preissignal für Versorgungssicherheit explizit machen

Zur Kapazitätssicherung ist es vor allem notwendig, das Preissignal für Versorgungssicherheit expliziter zu machen und die Verbindlichkeit derartiger Angebote zu erhöhen. Zu diesem Zweck kann ein erweiterter Optionsmarkt entwickelt und als Kernelement der Bepreisung von Versorgungssicherheit aufgebaut werden. Zukünftig sollten Optionen an der Börse stärker als bisher in hochaufgelösten Zeiten angeboten und gehandelt werden können. Zudem sollten sie mit einer Verpflichtung zur Produktionsbereitschaft der Anlagen und entsprechend hohen Kompensationszahlungen im Falle eines Ausfalls versehen sein. Solche Optionen sollen den Wert, den Versorgungssicherheit hat (Value of Lost Load, kurz: VOLL), stärker offenlegen.

In Anspruch genommene Leistung begrenzen

Die Nachfrager kaufen sich mit einer VOLL-Option die Sicherheit der zukünftigen Stromversorgung zu einem bestimmten Zeitpunkt. Dabei müssen sie heute den Strom noch nicht einkaufen. Sie haben aber im Falle eines erwarteten Engpasses aber die Möglichkeit, diese in tatsächliche Liefermengen umzusetzen. Voraussetzung für einen solchen VOLL-Optionsmarkt ist allerdings die zunehmende technische Fähigkeit, einzelne Verbraucher kontrolliert vom Netz zu nehmen beziehungsweise die von ihnen in Anspruch genommene Leistung wirksam zu begrenzen.

Zum Autor
Dr. Hubertus Bardt ist Geschäftsführer des Instituts der deutschen Wirtschaft Köln, IW Köln, Lehrbeauftragter an der Hochschule Bonn-Rhein-Sieg zum Thema Umwelt, Energie und Rohstoffe aus Unternehmersicht und Autor des Buchkapitels "Ein wettbewerblicher Strommarkt für die Energiewende" im Buch "Smart Market".

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