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08.02.2018 | Energie | Schwerpunkt | Online-Artikel

Strohhäuser sind von Natur aus energieeffizient

verfasst von: Frank Urbansky

3 Min. Lesedauer

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Stroh ist ein in Deutschland zugelassener Baustoff. Es wird zwar häufig als Dämmmaterial verwendet, Stroh kann aber auch dem Hausbau dienen. Dafür kommen zwei Verfahren in Frage.

Ohne Dämmung kann aufgrund gesetzlicher Vorschriften in Deutschland so gut wie kein Haus gebaut werden. "Thermische Baubewegungen in der Gebäudehülle lassen sich durch eine angeordnete Wärmedämmschicht, welche den winterlichen wie auch den sommerlichen Wärmeschutz gewährleistet, auf ein unkritisches Maß verringern. In diesem Fall führt eine Wärmedämmung neben einem behaglicheren Raumklima eben auch zur Vermeidung von Bauschäden an den Außenbauteilen", fasst Springer Vieweg-Autor Hardy Dinse die bauphysikalischen Vorteile der Dämmung auf Seite 30 seines Buchkapitels Sanierung von Fassaden zusammen.

Empfehlung der Redaktion

2017 | OriginalPaper | Buchkapitel

Sanierung von Fassaden

Ausgehend von der geschichtlichen Entwicklung der Errichtung und Gestaltung von Wohnstätten werden im Kapitel "Sanierung von Fassaden" traditionelle und aktuelle Bauweisen und Instandsetzungsvarianten für das "Gesicht des Hauses" betrachtet.


Vor allem natürliche Dämmmaterialen erfreuen sich einer immer größeren Nachfrage. Zu denen gehört auch Stroh. Stroh ist ein in Deutschland zugelassener Baustoff, weil er mehrere Kriterien erfüllt. Dazu gehört eine Rohdichte zwischen 85 und 115 Kilogramm pro Kubikmeter und eine geringe Feuchteaufnahme. Und Stroh kann mehr als nur dämmen.

300 Strohhäuser

Eine kleine und eingeschworene Gemeinde baut auch hierzulande Häuser aus Stroh. "Insgesamt stehen in Deutschland etwa 300 Strohhäuser. Verglichen mit unseren Nachbarn in Frankreich ist das sehr wenig. Dort werden jedes Jahr rund 300 Strohhäuser gebaut", schätzt Christian Keil. Der Architekt bereiste mehrere Monate lang ganz Europa und lernte anhand verschiedener Projekte das Bauen mit Stroh.

In Frage kommen zwei grundsätzliche und sehr verschiedene Verfahren. Das erste ist die Holzständerbauweise. Hier wird ein Fachwerk aus Holz errichtet, in das die Strohballen gestapelt oder bei entsprechender Verkleidung loses und gehäckseltes Stroh eingeblasen wird.

Träger der Bausubstanz ist also das Holz. Das Stroh wird dann mit Lehm verkleidet. Diese Bauweise ist sehr effizient, weil sie gleichzeitig die Dämmung beinhaltet. Christian Reisenthaler hat schon vor über zehn Jahren ein solches Haus in Österreich gebaut. Das Raumklima sei überragend und die Energieeffizienz sehr hoch. Der Verbrauch liege bei etwa 22 Kilowattstunde je Quadratmeter Wohnfläche. Das ist nur etwas mehr, als der Passivhausstandard mit 15 Kilowattstunde je Quadratmetern vorsieht.

Ballen als tragende Baukonstruktion

Die zweite grundsätzliche Bauweise setzt auf Stroh als Träger der Baukonstruktion. "Dazu werden fest gepresste Strohballen in der für das Haus gewünschten Dimension aufgestapelt und durch Holzspieße miteinander verbunden", so Keil. Für die nötige Festigkeit sorge die Dachkonstruktion, die diese Strohballen zusammenpresst. Auch hier würde das Stroh anschließend mit Lehm verkleidet.

Befürchtungen, dass sich Ungeziefer wie Mäuse im Stroh einnistet oder Stroh leichter Feuer fängt als andere Baumaterialien, sind unbegründet. Durch das feste Pressen haben Mäuse keine Chance. Zudem sind die Wände verkleidet. Auch Stromleitungen werden darin verlegt und mit Lehm umkleidet. Die mit Stroh errichteten Wände entsprechen den Brandschutzklassen F30 und F90.

Günstiger als ein vergleichbares Haus ist das Bauen mit Stroh nicht, aber eben auch nicht teurer. Zudem kann man das Hauptbaumaterial aus der Region beziehen und komplett auf eine Styropordämmung verzichten. Das wiederum macht eine spätere Entsorgung des Hauses unproblematisch.

Lehm und Stroh sind altbekannte Baustoffe, die auch bei der Restaurierung alter Gebäude zum Einsatz kommen. "Herkömmlicher Strohlehm ist wegen seines Schrumpfens beim Austrocknen schwierig zu verarbeiten. Es werden daher neuerdings insbesondere für Sanierungsmaßnahmen von Fachwerkbauten in noch kleinen Mengen Strohlehm-Leichtelemente mit verbessertem Schwundverhalten (Rohdichten von 650 kg/m3 und 850 kg/ m3) nach genauen Dosierungen industriell hergestellt (Formate 16/24/30 und 12/24/30 cm)", beschreiben die
Springer Vieweg-Autoren Ulf Hestermann und Ludwig Rongen auf Seite 185 ihres Buchkapitels Wände eine gängige Sanierungsmethode. An modernen Strohhäusern muss diese jedoch nicht angewandt werden. Denn hier ist kein Schwund festzustellen.

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