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04.07.2017 | Energie | Schwerpunkt | Online-Artikel

Mieterstrom und Eigenverbrauch reduzieren Netzausbau

verfasst von: Frank Urbansky

3 Min. Lesedauer

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Der Eigenverbrauch selbst erzeugter Energie ist ein wesentlicher Baustein der Energiewende. Gesetzliche Vorgaben sollen dies befördern. Der Eigenenergieverbrauch ist jedoch immer noch diskriminiert.

Der Eigenverbrauch von selbst erzeugtem Strom verringert den Netzausbau. "Eigenverbrauch beschreibt den Anteil an der erzeugten elektrischen Energie, der direkt im Gebäude selbst verbraucht und nicht ins elektrische Netz eingespeist wird. Der Eigenverbrauch wird von dem Verhältnis von Erzeugungs- und Verbrauchsprofil und der absoluten Höhe der Stromerzeugung bestimmt. Je höher der Eigenverbrauch bei einem Mieterstromprojekt ausfällt, desto geringer sind die Netzeinspeisung und der erforderliche Reststrombezug", definiert dies auf Seite 113 seines Buchkapitels Erzeugungs- und Verbrauchsprofile für die Planung von Mieterstrom Springer Vieweg-Autor Marc Großklos. 

Empfehlung der Redaktion

2017 | OriginalPaper | Buchkapitel

Erzeugungs- und Verbrauchsprofile für die Planung von Mieterstrom

Bei der Umsetzung von Mieterstromprojekten kommt der realistischen Prognose von Energieerzeugung und -verbrauch eine große Bedeutung zu, da diese wichtige Ausgangsdaten für die Wirtschaftlichkeitsbetrachtung liefern. 

Die aktuellen Regelungen des Erneuerbaren-Energien-Gesetzes 2017 (EEG) mit regionalen Vermarktungsmöglichkeiten von Strom, das Mieterstromgesetz und die Mieterstromverordnung erleichtern tatsächlich auch den Eigenverbrauch in größerem Maßstab und für Anlagen bis 100 Kilowatt peak. Die erzeugten und an Mieter gelieferten Strommengen können mit 2,75 bis 3,8 Eurocent je Kilowattstunde gefördert werden.

Begrenzter Zubau

Allerdings – und das sind die Mängel – ist der Zubau auf 500 Megawatt Leistung je Jahr begrenzt und die Verträge dürfen immer nur für ein Jahr abgeschlossen und müssen danach ausdrücklich verlängert werden.

Dennoch ist damit ein erster Schritt getan. Um den Eigenverbrauch via Mieterstrom zu realisieren, müssen jedoch auch einige technische Hürden genommen werden. Am Anfang steht eine genaue Abschätzung der Lastprofile für die verschiedenen Stromarten in einem Gebäude, wie Haushaltstrom, Allgemein- oder Hilfsstrom.

Mit aufkommender E-Mobilität sollte auch diese entsprechend berücksichtigt werden, ebenso hinzukommende Bedarfsmengen für strombasierte Heizsysteme wie Wärmepumpen und Power to Heat. Erst danach wird die Technologie ausgewählt, die diese Bedarfe am besten abdecken kann. In Frage kommen aktuell Blockheizkraftwerke (BHKW) mit den verschiedenen Brennstoffen von Gas oder Biomasse sowie Photovoltaik. Denkbar ist auch eine Kombination aus beiden. Die Photovoltaik kann dann im Sommer die Stromproduktion übernehmen, wenn man für die Wärme, die im BHKW produziert wird, keinen Bedarf hat.

Wird richtig geplant, können ohne Speicher bis zu 40 Prozent des Eigenbedarfs an elektrischer Energie in einem Mehrfamilienhaus mittels Photovoltaik abgedeckt werden. Blockheizkraftwerke, bisher die bevorzugte Variante bei Mieterstrommodellen, kommen sogar auf 50 Prozent. Wird ein Speicher integriert, kann dieser Anteil auf bis zu 80 Prozent steigen, allerdings nur bei energieeffizienten Gebäuden, die mindestens im KfW-40-Standard errichtet wurden. Große Gewinne lassen sich mit Mieterstrommodellen zwar nicht erzielen. Aber sie garantieren stabile Stromkosten, die deutlich unter denen der örtlichen Grundversorger liegen.

Geringere Absätze, mehr Anbieter

Werden in Zukunft ganze Quartiere so versorgt, hat das zwar den Vorteil der schon erwähnten Reduktion des Netzausbaus. Auf der anderen Seite werden die Netzbetreiber jedoch mit gänzlich neuen Problemen konfrontiert. Denn sie müssen mit geringeren Absätzen rechnen, zum anderen aber die Überschussproduktion der dezentralen Stromanlagen aufnehmen.

"Durch neue Entwicklungen, wie die geplante Zunahme an Elektroautos, eine weitere Steigerung der Anzahl privater Speicherkonzepte oder auch der Verbrauch von selbsterzeugtem Strom vor Ort im Rahmen von Eigenverbrauch oder auch in sog. Mieterstrommodellen, entstehen neue Herausforderungen. Um die Auswirkungen dieser Trends auf die Aufgaben des ÜNB (Übertragungsnetzbetreiber – d. Red.) adäquat zu berücksichtigen, werden Daten und Informationen benötigt, die heute in dieser Form noch nicht vorliegen oder existieren", beschreiben dies die Springer Vieweg-Autoren Rainer Pflaum und Tobias Egeler auf Seite 170 ihres Buchkapitels Smartes System für die Energiewende – der Übertragungsnetzbetreiber in der digitalen Zukunft.

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