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19.01.2017 | Energie | Schwerpunkt | Online-Artikel

Wie die Energiewirtschaft sich digital wendet

verfasst von: Frank Urbansky

3 Min. Lesedauer

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Neue Geschäftsmodelle revolutionieren die Energiewirtschaft. Dezentrale Erzeuger und neue Händler schmälern die Margen. Die Digitalisierung verlangt einen kompletten Umbau der gesamten Branche.

Die Geschäftsfelder der Energieversorger werden nicht nur durch andere, dezentrale Stromerzeuger bedroht, sondern auch durch die Digitalisierung. "Mit der Zunahme der dezentralen Energieerzeugung gewinnt zudem gerade die Informations- und Kommunikationstechnologie (IKT) fortlaufend an Bedeutung für die Energiebranche. Die Energiewende ist somit nicht nur dezentral und regenerativ, sondern vor allem auch digital", beschreibt dies Springer Vieweg-Autorin Ines Varela in ihrem Buchkapitel Smart Energy – Die Digitalisierung der Energiewirtschaft auf Seite 495.

Empfehlung der Redaktion

2015 | OriginalPaper | Buchkapitel

Smart Energy – Die Digitalisierung der Energiewirtschaft

Neue Rahmenbedingungen gesetzlicher und sonstiger Art, neue Technologien, so auch die Zunahme der Digitalisierung sowie verändertes Kundenverhalten und geänderte Kundenbedürfnisse führen dazu, dass sich die Energiebranche mit einer veränderten Nachfrage, neuen Themen und neuen Marktteilnehmern befassen muss.


Doch wo liegen die neuen Geschäftsmodelle? Oder gibt es die überhaupt. Dazu ein Blick auf die Börsenüberflieger Google, Uber oder Airbnb. Was haben diese gemeinsam? Sie haben keine materielle Basis in Form von Bibliotheken, Taxis oder Hotelzimmern, sondern nur ein digitales Geschäftsmodell mit entsprechendem Marketing.

Kapitalschwäche verzögert Innovationen

Was haben die Stadtwerke München, RWE oder EnBW gemeinsam? Erzeugungs- und Leitungskapazitäten für Energieträger. Diese kosten erst mal Geld, denn die Margen für die Erzeugung von Strom aus fossilen Energiequellen sinken seit Jahren. Das in der Kraftwerkstechnik gebundene Kapital steht für die Entwicklung neuer Geschäftsfelder nicht mehr zur Verfügung. Lediglich die Leitungen ermöglichen noch ein auskömmliches Geschäft. Hier wird via Bundesnetzagentur (BNetzA) eine bestimmte Rendite rentiert, die knapp unter 10 Prozent liegt – in der heutigen Energiewirtschaft ein Spitzenwert, aber eben nur ein Teil des traditionellen Geschäftes der Energieversorgungsunternehmen (EVU).

Neue digitale Geschäftsmodelle

Was also tun? Die wichtigste Veränderung ist wohl der vom Produzenten und Lieferanten hin zum Dienstleister. Denn neue Anbieter am Markt treten extrem serviceorientiert auf und prägen so das Kundenverhalten. Die Energiewirtschaft wird mehr Provider von Daten sein, deren Sicherheit sie garantieren muss. Sie wird weniger Produzent oder Händler sein. Diese Rolle übernehmen zu großen Teilen Prosumer, also gleichzeitige Produzenten und Konsumenten von Strom.

Mittels des Daten-Know-hows und mit schon aktuell verfügbaren Technologien lassen sich durch die EVU für ihre Kunden und Partner zielgerichtete Informationen und Angebote unterbreiten. Dazu könnten Überwachungen im Gebäudebereich, wie Verbräuche zählen, weil diese in Zukunft komplett digitalisiert erfasst werden. Das ermöglicht eine Optimierung der Belieferung von Strom und Gas oder Fernwärme mit für die Kunden günstigeren Tarifen. Auch das frühzeitige Erkennen von Fehlverhalten der Heizungstechnik oder von Stromverbrauchern bei extremen Mehr- oder Minderverbräuchen und somit deren Reparatur wäre ein Modell.

Ein weiterer Punkt ist die Versorgungssicherheit. Prosumer mit ihren fluktuierenden erneuerbaren Energie-Erzeugungsformen sind dazu nicht in der Lage. Hier können die EVU Geschäftsmodelle entwickeln, etwa durch das Einkoppeln von überschüssigen Windstrom in den Wärme- oder Mobilitätsmarkt oder das Sicherstellen der Regelenergie.

Nicht jeder überlebt

Jedes Unternehmen muss seine eigenen Antworten finden, etwa durch den Kauf von Startups oder eigenen Innovationsschmieden. Es gibt kein Drehbuch. Und es werden nicht alle EVU überleben, auch wenn der Wandel in der Energiewirtschaft sehr langsam vor sich geht und sie geraume Zeit haben, sich darauf einzustellen.

"... während sich die Energiewende sehr langsam vollzieht und Fortschritte erst nach Jahren sichtbar werden, erleben wir bereits heute, wie die Digitalisierung durch den technologischen Fortschritt Unternehmen und Märkte insbesondere in anderen Domänen als der Energiebranche in atemberaubender Geschwindigkeit revolutioniert", beschreiben die Springer Vieweg-Autoren Christian Arnold und Matthias Postina in ihrem Buchkapitel Digitalisierung als Inkubator für die Energieversorgung von morgen auf Seite 109f, was für alle Marktteilnehmer offensichtlich ist.

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