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06.11.2018 | Energie | Schwerpunkt | Online-Artikel

Reform des Emissionshandels wirkt schon jetzt

verfasst von: Frank Urbansky

2:30 Min. Lesedauer
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Die EU hat das Handelssystem für CO2-Zertifikate reformiert. Zwar werden die wichtigsten Regelungen erst 2021 wirksam. Doch schon jetzt hat sich der Preis binnen Jahresfrist teils verfünffacht.


Bereits 2005 wurde der Handel mit CO2-Zertifikaten in der Europäischen Union gestartet. "Durch die Einführung des CO2-Handelssystems sollen externe Effekte der Erzeugung von Strom durch die Verbrennung von fossilen Brennstoffen über einen Marktmechanismus den Kosten der Stromerzeugung hinzugerechnet werden. Damit soll die Emissionsmenge reduziert werden, indem die Anzahl der Zertifikate sukzessive verringert wird", beschreiben die Springer-Autoren Matthias Pelster und Sebastian Thamm auf Seite 16 ihres Zeitschriftenbeitrages Markttransparenz im CO2-Emissionshandel und Risikomanagement von Stromerzeugern den erhofften Effekt. 

Empfehlung der Redaktion

09.02.2016

Markttransparenz im CO2-Emissionshandel und Risikomanagement von Stromerzeugern

Wir untersuchen die Auswirkungen aktueller Regulierungsmaßnahmen zur Erhöhung der Markttransparenz auf dem CO2-Zertifikatemarkt, wie z. B. der Verordnung über die Integrität und Transparenz des Energiegroßhandelsmarktes sowie des aus der Umsetzung und Konkretisierung der REMIT-Verordnung stammende Markttransparenzstellengesetz auf einen erwartungsnutzenmaximierenden Stromerzeuger. 


Doch diese Einsparungseffekte waren jahrelang kaum zu registrieren. Der Preis je Tonne CO2 dümpelte lange zwischen fünf und acht Euro, so etwa an der Leipziger Energiebörse EEX. Der beabsichtigte Effekt der Einsparung von fossilen Energieträgern blieb also aus, da deren Verstromung oder anderweitiger Gebrauch, etwa als Prozessenergie in alten Stahlwerken, weiterhin aufgrund der geringen Brennstoffkosten und allenfalls marginalen CO2-Preisen attraktiv blieb. Experten rechnen damit, dass man einen CO2-Preis von 50 Euro je Tonne erzielen müsste, um nachhaltige Effekte zu erzielen.

Zertifikate werden reduziert

Da dieses Ziel weit entfernt schien, reformierte die EU im April dieses Jahres das komplette Emissions-Handelssystem, auch ETS genannt. Dabei soll die Gesamtmenge der erlaubten Emissionen ab 2021 bis 2030 jährlich um 2,2 Prozent sinken. Zwei Milliarden Zertifikate werden zudem in eine Reserve geparkt oder gelöscht. Mit Hilfe dieser Verknappung hofft die EU, dass der Preis steigt und die Emissionen der derzeit rund 11.000 Teilnehmer der 28 EU-Staaten sowie Norwegens, Islands und Liechtensteins am Zertifikatehandel um 43 Prozent sinken.

Teilnehmende Unternehmen sind vorrangig Kraftwerke und Fabriken. Energieintensive Unternehmen wie moderne Zementwerke, Stahl- oder Düngemittelfabriken bekommen jedoch weiter kostenlose Zertifikate. Betriebe des Verkehrs und der Landwirtschaft sind vom ETS ausgenommen.

Obwohl die Regelungen, vorbehaltlich der Zustimmung der EU-Mitgliedsstaaten, erst 2021 in Kraft treten, steigt der Preis schon jetzt. Derzeit werden die Zertifikate mit 20 bis 25 Euro gehandelt. Ausgehend von den einstigen Tiefpreisen ist das eine Verfünffachung. Das liegt vor allem an der Bevorratung großer CO2-Emittenten wie Kraftwerken, die sich vorausschauend und aktuell noch günstig mit Zertifikaten eindecken, um diese später anzuwenden. Denn der Preis soll allein bis 2030 durch diese Maßnahmen auf 35 Euro steigen.

Mindestpreis nicht vom Tisch

Allerdings – auch dann bleibt der ökologisch sinnvolle Preis von 50 Euro je Tonne noch weit entfernt. Deswegen gibt es schon jetzt Überlegungen, doch auf einen Mindestpreis zu setzen, falls dieser nicht erreicht wird. Dieser Mindestpreis würde dann administrativ festgelegt und das marktwirtschaftliche Element eines börsen- oder nachfragegetriebenen Preises auf Eis legen.

Dabei ist gerade diese Version die effizientere. "Unternehmen, die relativ hohe Grenzvermeidungskosten aufweisen, werden in diesem System zu Nachfragern von Verschmutzungsrechten, Unternehmen mit vergleichsweise niedrigen Grenzvermeidungskosten werden zu Anbietern von Zertifikaten. Die Vermeidung erfolgt also dort, wo sie zu den niedrigsten Vermeidungskosten möglich ist", beschreiben diesen grundlegenden volkswirtschaftlichen Vorteil die Springer-Gabler-Autoren Bodo Sturm und Carla Vogt ab Seite 94 ihres Buchkapitel Instrumente der Umweltpolitik.

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