Nahwärmenetze können gut mit erneuerbaren Energien befüllt werden und sind auch im ländlichen Raum effizient. "Nach Einführung des Erneuerbare-Energien-Wärmegesetzes (EEWärmeG) im Jahr 2008 (in 2011 gab es eine Neufassung) nimmt das Interesse zumindest für Nahwärmenetze in Neubaugebieten wieder zu, da durch die Einbindung von Biomasse oder Solaranlagen die Anforderungen des EEWärmeG erfüllt werden können", beschreiben auf Seite 421 ihres Buchkapitels Solarthermie die Springer Vieweg-Autoren Viktor Wesselak, Thomas Schabbach, Thomas Link und Joachim Fischer einen weiteren Grund.
Bundesweit gibt es zudem zahlreiche Beispiel, wie die erneuerbare Wärmeversorgung dank kleiner Wärmenetze nicht nur durch etablierte Anbieter funktioniert, sondern auch durch Energiegenossenschaften. Als Energiequellen dienen zumeist feste Biomasse oder Biogas, die in Blockheizkraftwerken (BHKW) in Wärme und Strom umgewandelt werden, sowie Solarthermie.
Mit Biomasse oder Solarthermie
Das Dorf Klixbüll in Schleswig-Holstein wird mit solch einem Modell zu 100 Prozent mit erneuerbaren Energien versorgt. Für Wärme sorgt ein Biogas-BHKW, das alle 130 Häuser beheizt. Einige Windkrafträder und eben das BHKW erzeugen genug Strom für die Eigenversorgung. Die 900 Einwohner verfügen zudem über 20 E-Autos. Das ist die die höchste E-Mobilitätsdichte in Deutschland. Träger der Wärme- als auch der Energieversorgung ist eine Genossenschaft, die von den Einwohnern gegründet wurde.
Ebenfalls eine funktionierende Kombination – wenn auch etwas anders geartet – installierten 116 Energiegenossen in Erfurtshausen, das zur Stadt Amöneburg im Landkreis Marburg-Biedenkopf gehört. Zeitgleich mit dem Nahwärmenetz wurde auch ein Glasfaserkabel fürs schnelle Internet verlegt. Die Wärmeversorgung für die 126 Gebäude mit 172 Haushalten erfolgt seit 2014 mittels Biogas-Blockheizkraftwerk und einem 5 Kilometer langen Wärmenetz. Im Winter decken zwei Hackschnitzelheizungen die Spitzenlasten ab. Bis 2020 wollen die Genossen sämtliches Heizöl aus dem Ort verbannt haben.
Auch kaltes Wärmenetz funktioniert
Einen technologischen Schritt weiter ging die Genossenschaft Bürger Energie Fischerbach bei Paderborn in einem Neubaugebiet mit 24 Häusern. Hier wurde ein kaltes Nahwärmenetz installiert, das – im Gegensatz zu konventionellen Wärmenetzen – mit der Umgebungstemperatur der Erde arbeitet und ohne Isolation auskommt, folglich keine Wärmeverluste hat. Die Aufaddierung der Temperaturen erfolgt bei den Abnehmern mittels Wärmepumpe. Für die saisonale Speicherung der Wärme dient ein Eisspeicher. Das Netz ist dabei bidirektional: Die Angeschlossenen können also nicht nur Wärme beziehen, sondern auch einspeisen. Bei diesem Modell sind die Abnehmer nicht unbedingt die Mitglieder der Genossenschaft, sondern diese tritt als Contractor auf.
Die Springer VS-Autoren Britta Klagge und Hanna Schmole haben die Energiegenossenschaften, die Wärmenetze betreiben, genauer untersucht und kommen auf Seite 310 ihres Buchkapitels Energiegenossenschaften: eine wirtschaftsgeographische Perspektive zu folgendem Ergebnis:
"Betrachtet man regionale und überregionale Energiegenossenschaften hinsichtlich ihrer Tätigkeitsfelder, so zeigt sich, dass überregionale Energiegenossenschaften […] in ihren Aktivitäten breiter aufgestellt sind als regionale Energiegenossenschaften. Lediglich im Wärmebereich sind regionale Energiegenossenschaften deutlich häufiger vertreten; von den insgesamt 46 im Wärmebereich aktiven Genossenschaften (aus der Grundgesamtheit von 181) ist die weitaus überwiegende Zahl lediglich regional tätig. Insgesamt bildet jedoch die Stromerzeugung den wichtigsten Tätigkeitsschwerpunkt sowohl regionaler als auch überregionaler Energiegenossenschaften."