Die Leittechnik soll Funktionalität sowie Energieeffizienz in Immobilien sicherstellen. Künstliche Intelligenz kann menschliche Fehler ausschalten. Das Gebäude der Zukunft optimiert sich selbst.
Als Gebäude komplett digitalisiert: Hauptverwaltung der DKV in Köln.
DEOS
Kein modernes Gebäude funktioniert mehr ohne komplexe Technologien, namentlich Gebäudeleittechnik (GLT) und technische Gebäudeausrüstung (TGA). "Infolge der fortschreitenden Technisierung und der Forderung nach energieeffizienten technischen Anlagen sowie effizienten Betriebsabläufen und Instandhaltung erhöht sich der Stellenwert des technischen Gebäudemanagements fortlaufend", beschreiben deren immer wichtigere Rolle die Springer Vieweg-Autoren Joachim Hirschner, Henric Hahr und Katharina Kleinschrot in ihrem Buchkapitel Leistungsbild Gebäudemanagement auf Seite 11.
Die technische Steuerung sorgt neben Funktionalität auch für Energieeffizienz. Das gilt sowohl für große Immobilien als auch für kleine. Selbst in Privathaushalten könnten mittels intelligent gesteuerter Heizungen zwischen 1,5 und 8,7 Milliarden Euro jährlich an Heizkosten eingespart werden, ermittelte der Branchenspezialist Homeandsmart.
Alle Räume digital erfassen
Gelingen kann dies aber nur, wenn alle Räume eines Gebäudes digital erfasst werden. Das beinhaltet Ausstattung, Fläche, Mauerwerk sowie Sonnenschutz auf der einen und die energetischen Verbraucher auf der anderen Seite.
Diese Daten wiederum ermöglichen nicht nur eine höhere Energieeffizienz, wenn etwa mittels Raumsensoren Belegungsprotokolle erstellt und die Räume schon im Voraus beheizt oder gekühlt werden können, sondern auch vereinfachte Wartungsarbeiten. Denn defekte Energieverbraucher wie Leuchtmittel können so einfach identifiziert und gewechselt werden – ohne dass ein Techniker erst einmal die Art des zu wechselnden Gerätes aufnehmen muss.
Für diese Art von intelligenter Gebäudeverwaltung gibt es bereits Lösungen, etwa die cloudbasierte Energy Platform von Bosch. Gedacht ist diese vor allem für das produzierende Gewerbe und die Industrie mit ihren zahlreichen Stromverbrauchern. Unregelmäßigkeiten, die etwa auf Störungen von Energieverbrauchern hinweisen, können leicht identifiziert und analysiert werden. Über entsprechende Kanäle wird der Fehler an die Abteilung oder den Dienstleister weitergeleitet, der für die Behebung zuständig ist.
Voraussetzung ist, dass die Energieverbraucher den Gegebenheiten des Internet of Things (IoT) folgen. Die so selbst erstellten und weitergebenen Daten werden automatisiert ausgewertet und Lösungsmöglichkeiten vorgeschlagen. Damit wird auch in der Gebäudeverwaltung die Ebene der Künstlichen Intelligenz (KI) erreicht. Denn Menschen sind streng genommen für diesen Prozess kaum mehr nötig. Und die von ihnen verursachten Fehler, etwa die bei Energieverbräuchen noch häufig manuell eingegebenen Zielwerte, gehören der Vergangenheit an.
Digitalisierte Versicherungszentrale
Wie dies funktioniert, zeigt die Versicherungszentrale der DKV in Köln. Dort wurden die 35.000 MSR-Schaltschränke mit 250 MBus-Zählern vom KI-Spezialisten DEOS verbunden. Alle Energiedaten der Immobilie sind nun transparent darstellbar, alle Energiemengen automatisiert steuerbar. Dazu zählt auch die Luftmengenregulierung, die sich nach Anwesenheiten in den Räumen richtet und von CO2-Sensoren ermittelt wird. Die Energiekosten sanken um 30 Prozent und auch die Beschwerden der Mitarbeiter, etwa über zu schlechte Luft und über zu kalte oder zu warme Arbeitsräume, gingen um 75 Prozent zurück.
Springer-Autor Klaus Mainzer beschreibt auf Seite 2 seines Buchkapitels Was ist KI? solche Lösungen wie folgt: "Systeme mit unterschiedlichem Grad von Intelligenz sind […] Energiesysteme (smart grids), die sich mehr oder weniger selbstständig steuern und zentrale Versorgungsprobleme lösen. Der Grad der Intelligenz solcher Systeme hängt vom Grad der Selbstständigkeit, von der Komplexität des zu lösenden Problems und der Effizienz des Problemlösungsverfahrens ab."