Die Energiewende wird häufig als ein rein technisches Projekt betrachtet: Nukleare und fossile Energieträger werden durch erneuerbare Energiequellen ersetzt. Die gesellschaftliche Transformation wird dabei außer Acht gelassen. Edzard Schönrock beschäftigt sich im Buchkapitel „CSR-Kommunikation 3.0: Basis für eine erfolgreiche Energiewende, Bürgerbeteiligung und Akzeptanz von Großprojekten“ intensiv mit der Rolle der Bürger und Nutzer. „Nur durch eine ernstgenommene Bürgerbeteiligung, verbunden mit einer guten CSR-Kommunikation, lassen sich Großprojekte, wie der Ausbau der Stromtrassen und der Windkraft erfolgreich realisieren.“, schreibt der Springer Gabler-Autor auf Seite 407.
Fünf Jahre lang wurden die Schnittstellen zwischen technischen, wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Faktoren in der Helmholtz-Allianz ENERGY-TRANS analysiert, die den Umbauprozess hin zu neuen Infrastrukturen bestimmen. Im Mittelpunkt der Forschungen standen die Herausforderungen für Bürger und Nutzer aufgrund der Energiewende. Koordiniert wurde der Forschungsverbund vom Institut für Technikfolgenabschätzung und Systemanalyse (ITAS) des Karlsruher Instituts für Technologie (KIT). Beteiligt waren vier Helmholtz-Zentren, vier Universitäten und das Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung. Das Projektvolumen lag bei 16,5 Millionen Euro.
Bürgerbeteiligung trägt zur Akzeptanz bei
Das rund 60-köpfige Forschungsteam hat unter anderem bestätigt, frühe und kompetent durchgeführte Verfahren der Bürgerbeteiligung tragen wesentlich zur Akzeptanz bei. So können Projekte wie neue Stromtrassen oder neue Wind- und Solarparks sogar von der speziellen Expertise der Bürger vor Ort profitieren. Wichtig hierzu ist es, die Bürger emotional mit dem Infrastrukturprojekt zu identifizieren und den Stellenwert für die weitere Entwicklung des örtlichen Umfeldes zu verdeutlichen.
Resultierend aus den Forschungsergebnissen haben die Wissenschaftler in einer Handlungsempfehlung an die Politik eine enge Verzahnung von Beteiligungsverfahren mit dem Planungsrecht empfohlen. Innerhalb des Forschungsprojekts wurden zur praktischen Umsetzung Prinzipien formuliert, um Beteiligungsprozesse konstruktiv in die Planungsverfahren zu integrieren.
Die Wissenschaftler weisen auch darauf hin, dass die frühzeitige Einbeziehung der Betroffenen kein Garant für die erfolgreiche Umsetzung sei. Je früher aber die Bürger einbezogen werden umso eher können Wissensquellen aus der Bürgerschaft erschlossen und die Zustimmung für den weiteren Planungsprozess gefunden werden.
Wie kann die Energiewende weiter gesteuert werden?
Die sinnvolle Weiterentwicklung der politischen Rahmenbedingungen für die Energiewende wurde innerhalb von ENERGY-TRANS ebenfalls untersucht. Die Wissenschaftler sprechen sich eindeutig gegen zusätzliche Kapazitätszahlungen an die Betreiber von fossilen Kraftwerken aus, die zum Ausgleich der volatilen erneuerbaren Energiequellen dienen sollen. Empfohlen wird dagegen ein breiter Instrumentenmix, um den bestehenden Strommarkt zu stärken. Anreize für das bedarfsgerechte Einspeisen von Strom aus erneuerbaren Quellen und der Ausbau von Netzen, Speichern und Nachfragemanagement sind nach den Erkenntnissen der Wissenschaftler die geeigneten Wege die Energiewende technisch, nachhaltig und sozialverträglich voranzubringen.