Eine von inzwischen 1,5 Millionen PV-Anlagen in Deutschland, die es ermöglichen, selbst als Energieproduzent und nicht nur als Konsument zu agieren.
Frank Urbansky
1,5 Millionen Photovoltaikanlagen gibt es in Deutschland. Also auch 1,5 Millionen Produzenten. Irgendwann können es 40 Millionen Produzenten sein, warum nicht. Früher versorgten 40 Großkraftwerke die Republik, nun sind es immer mehr und immer kleinere Anlagen. "Die Entwicklung Erneuerbarer Energien hat dazu geführt, dass mittlerweile statistisch gesehen jeder sechzigste Deutsche ein Energieerzeuger ist. ... Der klassische Kunde wird zum Prosumer und damit zu einem Individuum, welches aktiv in die Wertschöpfungskette der Energieversorgung integriert ist", beschreiben die Springer Gabler-Autoren Uli Huener und Michael Bez diese Entwicklung im Buchkapitel "Erneuerbare Energien als Grundlage für Prosumer-Modelle" auf Seite 335.
Eine aktuelle Studie des Instituts für ökologische Wirtschaftsforschung (IÖW) beleuchtet die aktuelle Rolle der Prosumer, insbesondere das wirtschaftliche und rechtliche Umfeld. Demnach können selbst Haushalte in einem stark dezentralen Energiemarkt wichtige Beiträge zur sozial-ökologischen Transformation des Energiesystems leisten.
Verbrauchsverhalten ändern
Zudem könnten Prosumer durch Speichertechnologien und im Verbrauchsverhalten signifikante Änderungen in der Haushaltslastkurve erwirken. Insbesondere bei Wohnungseigentümern, so die Wissenschaftler, sei ein großes Prosumerpotenzial vorhanden. Konterkariert wird diese in Deutschland allerdings zu der im internationalen Vergleich geringen Anzahl an Hausbesitzern. Für den Durchbruch sei allerdings eine Einbindung der Bürger in den Transformationsprozess sowie eine sozial-ökologische Förderpolitik nötig. Zudem empfehlen die Forscher, die Einspeiseleistung bei Netzüberlastung gezielt zu kappen und den Solarstrom selbst zu verbrauchen. Das benötigt allerdings ein umfassendes Datenmanagement.
Sinkende Kosten für Investitionen
Tendenziell spielt den Prosumern noch etwas anderes in die Hände. "Aufgrund sinkender Kosten für die Eigenerzeugungsanlagen, steigenden Endverbraucherpreisen für Strom sowie indirekten staatlichen Anreizen werden Eigenerzeugung und Selbstverbrauch von Strom für Endenergieverbraucher in sämtlichen wirtschaftlichen Sektoren zunehmend attraktiv. So ergeben sich durch den Selbstverbrauch von Strom im derzeitigen rechtlichen Rahmen Möglichkeiten zur Einsparung bei verschiedenen Steuern und Umlagen sowie Netzentgelten", sehen die Springer Vieweg-Autoren: Hubertus Bardt, Esther Chrischilles, Christian Growitsch, Simeon Hagspiel, Lisa Schaupp in ihrem Buchkapitel "Eigenerzeugung und Selbstverbrauch von Strom – Stand, Potentiale und Trends" auf Seite 145 die Prosumer auf dem Vormarsch.