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01.08.2016 | Energiewende | Interview | Online-Artikel

"Deutschland kann's effizient!"

verfasst von: Günter Knackfuß

3 Min. Lesedauer

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Interviewt wurde:
Dipl.-Ing. (BA) Matthias Zelinger

Der Maschinenbauingenieur ist energiepolitischer Sprecher des Verbandes deutscher Maschinen- und Anlagenbau (VDMA) und Geschäftsführer des VDMA-Fachverbands Power Systems.

Der Maschinen- und Anlagenbau bildet das technologische Rückgrat für eine gelungene Energiewende. Springer Professional sprach mit dem energiepolitischen Sprecher des VDMA, Matthias Zelinger.

Springer Professional: Der VDMA-Energietag betonte die Rolle des Heimatmarktes, um im Weltmarkt wettbewerbsfähig zu bleiben. Warum ist ihnen das so wichtig?

Matthias Zelinger: Die vielen Energiewenden auf der Welt, dokumentiert mit dem Klimaschutzvertrag von Paris, bieten tolle Marktchancen. Um diese zu nutzen muss Deutschland der Leitmarkt sein für Effizienz- und Flexibilitätslösungen, für erneuerbare Energien, für hochmoderne Kraftwerke und Speichertechnologien. Im Maschinen- und Anlagenbau sind drei von vier Arbeitsplätzen vom Export abhängig. Im Export können wir nur dann erfolgreich bleiben, wenn wir einen technologischen Vorsprung haben und Investitionen in den Produktions- und Innovationsstandort Deutschland generieren. Darüber müssen wir öffentlich sprechen. Insbesondere das neue EEG, das Strommarktgesetz und das Kraft-Wärme-Kopplungsgesetz sowie eine ambitionierte Exportpolitik müssen die Voraussetzungen dafür schaffen. Auch vom kommenden Grünbuch zur Energieeffizienz erwarten wir viel, denn wir müssen hier weg vom Klein-Klein vieler Einzelmaßnahmen.

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2015 | Supplement | Buchkapitel

Energieeffizienz

In der allgemeinsten Lesart bezieht sich der Effizienzbegriff auf das Verhältnis eines Aufwands zu dem mit diesem Aufwand erreichten Nutzen. Effizientes Arbeiten im allgemeinen Sinne heißt, ein Arbeitsergebnis mit geringem Zeit-, Personal- oder Kapitalaufwand zu erbringen. 


Der Maschinenbau leistet einen wichtigen Beitrag zur Effizienzsteigerung. Welche Unternehmen sind dabei ihre Favoriten?

Ganz einfach: Solche die sich mit innovativen Lösungen dem Wettbewerb stellen. Jene, die die Dynamik erkennen, die im Energiesystem herrscht. Effizienz wird in Zukunft nichts Statisches mehr sein. Es kommt auf die Verbindung von Effizienz und Flexibilität an.

Energieeffizienz definieren sie auch als einen strategischen Faktor. Wie begründen sie das?

Energieeffizienz ist ein strategischer Wettbewerbsfaktor für Unternehmen weltweit. Die Verbindung von Energieeffizienz, Flexibilität und Kosteneffizienz heißt Industrie 4.0, diese Kombination ist das "Next Big Thing". Um die Chancen zu nutzen, muss aber der regulatorische Rahmen mehr Freiheiten bieten. Zum Beispiel muss die Effizienzpolitik raus aus technologiespezifischen Förderprogrammen hin zu generellen Ansätzen. Die Ausschreibungen für langfristige Effizienzmaßnahmen sind ein richtiger Ansatz.

Sie unterstützen die Verbindung von Innovation und Energieforschung. Worauf kommt es dabei an?

Natürlich entscheidet die Forschungspolitik auch darüber, wo Innovationen entstehen. Die Energieforschung in Deutschland hat einen hohen Stellenwert. Die Neustrukturierung der Energieforschung und die nun kommende Einbindung der vorwettbewerblichen industriellen Gemeinschaftsforschung weisen in die richtige Richtung. Andere Länder, wie beispielsweise die USA oder Österreich, sind uns aber in manchen Aspekten noch voraus. Was in Deutschland zum Beispiel gänzlich fehlt, ist die indirekte steuerliche Forschungsförderung für Unternehmen.

Aktuell geht es wieder um zuverlässige Rahmenbedingungen. Was steht dafür auf ihrer Agenda?

Ganz oben stehen momentan das EEG 2016 und das Kraft-Wärme-Kopplungs-Gesetz. Im EEG halten wir die Eingriffe in die Übergangszeit zu den Ausschreibungen für sehr problematisch. Zusatzdegressionen für sehr weit entwickelte Projekte der Windenergie an Land können viel Vertrauen zerstören. Richtig kritisch ist aber auch die Zeitschiene bei der Gesetzgebung. Wenn zum Beispiel ein KWKG ein halbes Jahr nach Verabschiedung noch immer nicht in Kraft tritt, weil man sich mit der EU nicht einig wird, ist das für den Markt fatal. Projekte mit mehreren 100 Megawatt Leistung können nicht gestartet werden.

Welche Position bezieht ihr Verband im Rahmen der Aktion des Bundeswirtschaftministeriums "Deutschland macht's effizient.'?

Wir unterstützen die Aktion. Sie bringt Energieeffizienz ins öffentliche Bewusstsein zurück. Innerhalb der Energiewende-Technologien galt die Energieeffizienz lange als die langweilige Schwester der Erneuerbaren. Die spritzige Kampagne macht deutlich: Es geht um spannende und innovative Technologien, die unser Leben erleichtern und gleichzeitig auch noch Kosten sparen. Auch in Gewerbe und Industrie ist noch Luft nach oben. Wir sehen uns hier als aktiven Partner der Bundesregierung dieses Wissen voran zu bringen. Denn definitiv: 'Deutschland kann's effizient'.

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